Industriekultur

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Solingen/Köln: Viel Kölnisch Wasser im Museum Plagiarius

­Was so erfolgreich und unverzichtbar ist, ruft geschäftstüchtige Nachahmer auf den Plan. Die Familie Farina – ihr gehört bis heute das Stammhaus „gegenüber dem Jülichs-Platz“ (und schräg gegenüber dem Wallraf-Richartz-Museum) – ficht seit jetzt über drei Jahrhunderten gegen die Konkurrenz. Hartnäckigster (und weitaus erfolgreichster) Konkurrent war dabei die Familie Mülhens („4711“), die es zu sagenhaftem Reichtum brachte. Neben deren Stammhaus (nach dem Wiederaufbau schräg gegenüber dem Opernhaus), dem legendären Blau-Gold-Haus am Dom, einer Ikone der 50er-Jahre-Architektur in Köln (heute befinden sich darin Luxussuiten des Domhotels) sowie dem inzwischen umgenutzten Fabrikkomplex in Ehrenfeld hat sich die Familie im rechtsrheinischen Köln den bei weitem umfangreichsten (und perfekt abgeschirmten) Herrschaftssitz mit umfangreichen Gestüt und allem erdenklichen Zubehör angelegt – es hierin der geadelten jüdischen Kölner Bankiersfamilie Oppenheim gleichtuend.

Aber zurück zu Farina, die bescheiden und bodenständig an ihrer angestammten Strassenecke in der Kölner Altstadt verharrten. Dort kann man noch heute auf Anmeldung dem wiedererstandenen Firmengründer begegnen und sich von ihm durch die Sammlungen und historischen Szenen führen zu lassen – auch wenn der italienische Akzent ein wenig polnisch klingt. Ein, wie erwähnt, nie endender Aspekt der Geschichte ist dabei die Verteidigung der Namens- bzw. Markenrechte, ein wirtschaftshistorisches Spezifikum, dass das kostbare Duftwasser etwa mit namhaften Likören und Magenbittern, aber auch ganz anderen Produkten teilt.

Unter dem Titel „Farina Original Eau de Cologne“ zeigt noch bis zum 28. Februar 2013 das Museum Plagiarius in Solingen – übrigens in einem umgenutzten Teil des Solinger Hauptbahnhofs untergebracht – nach eigenen Angaben die schier endlose Geschichte der Aneigung des Namens Farina, die Nachahmung der Produktgestaltung und der phantasievollen Schummeleien, die dazu dienten, am Erfolg des vielleicht weltweit bekanntesten Kölner Markenproduktes teilzuhaben. Dass Farina heute als bescheidenes Unternehmen im Schatten des expandierten und globalisierten „4711“ steht, macht um so deutlicher, dass der Name allein nicht unbedingt mehr reicht, um ein Marktmonopol aufrechtzuerhalten. So bleibt „Farina Original“ nur, sich wiederum in marktgerechte Beziehung zum großen Nachahmer zu setzen und „klein, aber fein“ zu überleben.