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­Düsseldorf: Ausstellung „Prometheus-Funken“ zur deutsch-türkischen Geschichte

Als „Prometheus-Projekt“ gehört dieser deutsch-türkische Wissens- und Kulturtransfer zu den großen Modernisierungsbewegungen der Zeit zwischen den Weltkriegen. Seine Parallelen findet er etwa in den Wiederaufbau- und Modernisierungsbemühungen im Deutschland der 1920er Jahre und den ersten „Fünfjahrplänen“ in der Sowjetunion. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise und des „Dritten Reiches“ wurde die Türkei auch aufgrund der im Rahmen dieses Projektes entstandenen Beziehungen ein wichtiges Exilland für deutsche Wissenschaftler und Künstler.

Im Rahmen des Kolloquiums "TürkeiAlmanya – Migration und Interkulturalität im regionalen Kontext" wurde am 22. November 2012 um 18 Uhr die Studierendenausstellung "Prometheus-Funken – Deutsch-türkischer Wissens- und Kulturtransfer seit 1923" in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Düsseldorf eröffnet.

Das Institut "Moderne im Rheinland" an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) widmet sich darin nach eigenen Angaben mit einem öffentlichen Kolloquium und dem Ausstellungsprojekt "Prometheus-Funken" den Transferlinien zwischen Deutschland und der Türkei seit 1923. Prometheus entlockte einst den Göttern das Feuer – ab 1923 schickte Atatürk Elitestudenten auf deutsche Universitäten und Technische Hochschulen, damit sie – dem Prometheus gleich – wie ein "Vulkan" die junge, nun westlich orientierte Türkei mit Ideen und Wissen voranbringen. Weitere historisch relevante Phasen sind der Nationalsozialismus, während dem die Türkei zum Exil-Ort deutscher Wissenschaftler wurde, die 1960er Jahre, geprägt durch die türkische Arbeitsmigration seit dem Anwerbeabkommen (1961), die Zeit des Militärputsches in der Türkei der 1980er Jahre und die Gegenwart mit ihrer kreativen Auseinandersetzung rund um die Themen Migration und Interkulturalität.

Studierende der HHU haben Exponate aus deutschen und türkischen Archiven zusammengetragen. Teil der Ausstellung sind beispielsweise ein Interview mit Sükrü Topsakal, einem der letzten Zeugen des Prometheus-Projektes, die Entlassungsurkunde des Düsseldorfer Kinderarztes Albert Eckstein zur Beendigung seiner Anstellung an der Medizinischen Akademie Düsseldorf aus dem Jahre 1935 und der Reisepass Ernst Reuters sowie ein Interview mit seinem Sohn Edzard zur Exilzeit der Familie in der Türkei. Mit Diana Canetti ist eine intellektuelle und multikulturelle Türkin repräsentiert, die sechs Sprachen spricht, in Österreich promovierte, in Deutschland als Autorin lebt und vielfältige Beiträge für den WDR und SWR zur deutsch-türkischen Identität und zum interreligiösen Dialog verfasst hat.

Erarbeitet wurde das Projekt von Studierenden des Seminars "Archiv – Museum – Ausstellung" der HHU in Kooperation mit der ULB, dem DOMiD und dem Frauen-Kultur-Archiv, Genderforschungstransferstelle der HHU. Eine Förderung erfolgte durch den Lehrförderungsfonds der HHU. Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2013 montags bis freitags von 8 bis 24 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 bis 24 Uhr im Foyer der ULB zu sehen.