Industriekultur

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Köln: Vom Bahnhof zum Haltepunkt Porz: Ein Bahnhofsschicksal

Die Eisenbahnverbindung zwischen Köln und Siegen entlang der Sieg gehört zu den interessantesten und wichtigsten Bahnstrecken im Rheinland, verband sie doch die Handelsmetropole am Rhein mit dem traditionsreichen südwestfälischen Industriegebiet. Nachdem bereits 1859 ein Bahnhof in Wahn eingerichtet worden war, entstand 1874 auch ein Bahnhof zwischen Porz und Urbach. Er wurde zum Ausgangspunkt mehrerer Industrieansiedlungen, so der Germania-Spiegelglaswerke, heuteindrucksvolles Denkmalensemble, sowie der Dielektra-Werke.­­

Mit der Eingemeindung von Porz nach Köln im Jahre 1975 und dem Rückgang des Speditions- und Güterbetriebs reduzierte sich die Bedeutung der Porzer Bahnhofs im fortgeschrittenen 20. Jahrhundert immer mehr; nur als Haltepunkt für den regionalen Nah- und Pendelverkehr kam ihm noch Bedeutung zu.

Der Ausbau der rechtsrheinischen Strecke von Köln-Deutz über den Flughafen Köln-Bonn nach Siegburg, Bonn und Frankfurt für den ICE-Hochgeschwindigkeitsverkehr brachte 1999 den ersten Verlust: das 1874 errichtete, gut erhaltene spätklassizistische Bahnhofsgebäude – das letzte seiner Art in Köln – musste der neuen Trasse weichen. Erhalten blieb der gleichzeitige Mittelbahnsteig mit seiner gusseisernen Schutzdachkonstruktion – ebenfalls einmalig in Köln. Doch nach zehn weiteren Jahren war auch damit Schluss: Für insgesamt 12 Mio. Euro, so die Bahn, wurde zusammen mit einer neuen Strassenunterführung auch ein neuer Nahverkehrsbahnsteig einrichtet (DB-Mitteilung). Anfang 2010 wurde der alte Bahnsteig abgeräumt. Die Denkmalbehörde liess zuvor nach eigenen Angaben eine Dokumentation anfertigen.

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Verschrottet wurde das vermutlich fast 130 Jahre alte Perrondach aber nicht. Während in Porz nun nur noch ein ehemaliges Beamtenwohnhaus sowie der Güterschuppen an das Alter des Bahnhofs erinnern, fanden die Stützen der Bahnsteigüberdachung bei den Eisenbahnfreunden Hahn-Hochdahl bei Düsseldorf ein neues Zuhause (Mitteilung). „Wegen des schon erfolgten Abriss(es) des alten Bahnhofsgebäudes“ bzw. „durch einen Neubau“ hätten sie „ihre Bestimmung bzw. … ihren Bezug“ verloren. Ob der Bezug der Porzer zu ihrem historischen Denkmal auch eine Rolle spielte, geht aus der Mitteilung dagegen nicht hervor.

 

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