Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

1.05 Papier und Pappe

Inhaltsverzeichnis
Editorial / Vorab bemerkt
Liebe Leser,
vor zwei Jahrzehnten haben Computer-Experten das papierlose Büro vorausgesagt. Doch die Propheten lagen schief. Nicht nur im Büro ist die Papierflut weiter angestiegen …
Und trotz oder auch wegen des Internets liegt eine auf Papier gedruckte Ausgabe der industrie-kultur vor Ihnen, zum handfesten Blättern und Lesen.
Denn Papier ist vertraut und solide, nachdem die Chinesen dieses vielseitige Material vor mehr als 2000 Jahren entwickelt hatten. Die Vielzahl der Sorten ist gigantisch, die Zahl der Rohstoffe aber begrenzt. Denn Papier besteht fast vollständig aus Faserstoffen, die mit Wasser eine tragfähige Struktur (»Wasserstoffbrückenbindungen«) bilden. Außerdem gibt es Füll- und Hilfsstoffe, die für verschiedene Eigenschaften und eine reibungslose Produktion sorgen. Entscheidend aber ist der Faserstoff aus Holzschliff, Zellstoff oder aus aufbereitetem Altpapier. Einst waren Lumpen der Papier- Rohstoff schlechthin. In Nischen arbeiteten auch später noch Papierfabriken mit Stroh.
So stellte die Strohpapierfabrik in der Bahnhofstraße im mecklenburgischen Bützow nach Auskunft des Heimatvereins von 1874 bis etwa 1900 grobes Papier für Tüten und Säcke her, die westlich von Köln liegende Papierfabrik Inden (Seite 22) produzierte bis 1965 Karton für Verpackungen aus Strohhalbzellstoff und die Papierfabrik in Meldorf (Dithmarschen) sogar bis 1967. Mit letzterer, 1951 gegründeten und 1956 in Betrieb genommenen Fabrik sollten im strukturschwachen Schleswig-Holstein das reichlich anfallende und deshalb billige Stroh verwertet, Arbeitsplätze und ein zukunftsfähiges Produkt geschaffen werden. Doch die Verpackungen aus Strohpapier nahmen unter anderem in den neumodischen Kühlhäusern zu viel Wasser auf und scheiterten deshalb. Die anderen beiden Ziele aber wurden erreicht: Seitdem stellt das heutige Werk Meldorf der Panther Packaging GmbH & Co. KG (Tornesch) erfolgreich Wellpappen-Rohpapiere aus Altpapier her.
Viele weitere Papier-Geschichten werden in diesem Heft erzählt, dessen Schwerpunkt »Papier & Pappe« Sabine Schachtner vom »Papier-Standort« des RIM in Bergisch Gladbach betreut hat. Für ihren kompetenten Einsatz bedanken wir uns herzlich.
Darüber hinaus geht es auch in diesem Heft um gefährdete und abgebrochene Denkmale. Selbst der Status »Weltkulturerbe« schützt sie nicht, wie das Beispiel der Kohlenwäsche Zollverein (Seite 40) zeigt. Hier ist sicher noch viel Bewußtseins-Arbeit zu leisten, denn niemand käme zum Beispiel auf die Idee das Weltkulturerbe »Kölner Dom« auszuweiden, um darin ein Museum einzurichten. Gemeinsam sind wir stärker und freuen uns über jede »über den Tellerrand guckende« Initiative. So ist das Netzwerk »European Route of Industrial Heritage « (ERIH) erfreulicherweise an den Start gegangen.
Erstmals mit dieser Ausgabe wird das öffentlich, unter anderem von der EU bis 2007 geförderte ERIH-Projekt seine Arbeit regelmäßig auf vier Seiten in der industriekultur vorstellen (Seiten 27 bis 31).
Schließlich möchten wir verstärkt die Ländergrenzen überschreiten und gerade unsere deutschsprachigen Nachbarn enger in unser Netzwerk einbinden. Es lohnt sich! Der Beitrag von Hans-Peter Bärtschi über die gerettete Papiermaschine in der Schweiz soll nur ein Anfang sein. Die Alpen bieten eine Menge Industriekultur und insofern würden wir uns über weitere Autoren und Leser aus den Alpen-Ländern sehr freuen.
Sven Bardua und das Redaktions-Team

Mühle, Fabrik, Industriedenkmal? / Zeugnisse der Papier- und Pappenproduktion und ihre Erhaltung, S. 2-5
von: Sabine Schachtner
Mehr als 3.000 Papiersorten aus einer Fabrik / 140 Jahre prägte die Familie Günther die Papierfabrik in Greiz, S. 6-7
von: Frieder Schmidt
Wegbereiter des Holzschliffs / Die Papierfabrik Kübler & Niethammer: von der Mühle über den Großbetrieb zum Nischenanbieter, S. 8-9
von: Michael Rudloff
Vom Abbruchobjekt zum Denkmal / Von der Papierfabrik Bischofszell blieb die Papiermaschine erhalten, S. 10-11
von: Hans-Peter Bärtschi
Buntes Leben in alter Papierfabrik / Wachendorff in Bergisch Gladbach wandelt sich zum Gewerbepark, S. 12-13
von: Eva M. Kistemann
Vom Büttenpapier zur Tapetenrolle / Einst preiswerter Ersatz für Velourtapeten: „Rauhfaser“ ist ein altes Warenzeichen der Fabrik Erfurt & Sohn, S. 14-15
von: Hubert Köhler
Eine Kartonfabrik als Weltkulturerbe / Der Rohstoff Hol – das „grüne Gold“ – prägt die Industrie in Finnland, S. 16-17
von: Eva M. Kistemann
Von Pappdosen, Karton und Kartonagen / Ein Streifzug durch Südwestdeutschland, S. 18-19
von: Christel Hess
Per Hand aus der Bütte / In der Papiermanufaktur Wolfswinkel in Eberswalde ist das Schöpfen von Papier zu erleben, S. 20-21
von: Sven Bardua
Warten auf die Bagger / Die Dampfmaschine der Kartonfabrik Inden bleibt erhalten, S. 22-23
von: Sven Bardua
Keine Zukunft für die alten Kokereien in Belgien, S. 24-26
von: Edgar Bergstein
Die Pforten zu Luxemburgs Reichtum / Der Industrie- und Eisenbahnpark Fond-de-Gras, S. 28
von: Frieder Bluhm
Schottlands schwarze Diamanten / Das Schottische Bergbaumuseum bei Newtongrange, S. 29
von: Frieder Bluhm
Ein König machte Dampf / Das Cruquius Museum im ehemaligen Dampfschöpfwerk, S. 30
von: Frieder Bluhm
Das Ende des Braunkohlen-Tiefbaus in der Provence, S. 31-33
von: Edgar Bergstein
Raffiniertes Lebensmittel / Rübenanbau, Zuckerproduktion und -verbrauch in Ostwestfalen-Lippe, S. 34
von: Willi Kulke
Die Fördermaschine von Zollern II dreht wieder, S. 35
von: Norbert Tempel
Nicht von Pappe!, S. 35
von: Lutz Engelskirchen
Gelungene Bau-Kunst / Die Kanalbrücke über die Elbe bei Magdeburg ist standfest und doch leicht, S. 36-37
von: Sven Bardua
Ein sehr eigenartiges Bauwerk / Die Oberhafenbrücke in Hamburg, S. 38-39
von: Michael Berndt
Die Zeche prellen / Geschichtsabbruch im Ruhrgebiet: Was auf Zollverein mit dem Umbau der Kohlenwäsche droht, S. 40-41
von: Andreas Rossmann
Altes Wasserrad der Erzgrube Drkolnov im tschechischen Pribram saniert, S. 42
von: Josef Velfl, Ulrich Haag
Seit 1886 wird in Deutschland „well-verpackt“, S. 43
von: Sven Bardua
AW ade, S. 44
von: Sven Bardua
Straßenbahn-Museum feiert 100jährigen, S. 44
von: Sven Bardua
Funkempfangsstation wurde „Pfötchen-Hotel“, S. 44-45
von: Sven Bardua
Eine schöne Leiche: Die Bahnhofsbrücke, S. 45
von: Sven Bardua
Bakelite bleibt aktuell, S. 45
von: Sven Bardua
„Bewegtes Land“ in der Lausitz, S. 45
von: Sven Bardua
Reemtsma-Archive im Museum der Arbeit, S. 45-46
von: Sven Bardua
Wohnraum statt Bier, S. 46
von: Brigitte Kuntzsch
„Gemieskerch“ trifft Coop Himmelb(l)au, S. 46
von: Brigitte Kuntzsch
Alter Speicher für Uwe Johnson, S. 46
von: Sven Bardua
Internet-Seiten zur Industrie-Kultur, S. 47
von: Sven Bardua
Kokerei Prosper wird erweitert, S. 47
von: Werner Schleser
Diskothek im alten Lokschuppen, S. 47
von: Sven Bardua
Zwei Industriebahnen verkauft, S. 48
von: Norbert Tempel
Neuer Hochofen für ThyssenKrupp, S. 48
von: Werner Schleser
Köln-Mülheim: Wahrzeichen zieht vom Rhein an die Elbe, S. 48-49
von: Alexander Kierdorf
Denkmalpflege ist Wirtschaftsfaktor, S. 49
von: Sven Bardua
Sidney Stott und die Spinnereien, S. 49
von: Andreas Oehlke
Brandneu: ein Feuerwehrmuseum, S. 49
von: Eva M. Kistemann
Kunst-Bahnhof Rolandseck fertig, S. 49-50
von: Sven Bardua
„Kaffeeküch“ Göttelborn zu, S. 50
von: Karl-Heinz Janson
Geologisches Museum zur Grube Reden, S. 50
von: Karl-Heinz Janson
City-Tunnel wird gebaut, S. 50
von: Sven Bardua
Strandbahnhof wird neugestaltet, S. 50
von: Sven Bardua
Bauernmühle nun doch gerettet?, S. 50
von: Sven Bardua
Schwieriger Stand für alte Papiermaschinen, S. 51
von: Sven Bardua
Mittal Steel überholt Acelor, S. 51
von: Werner Schleser
Expansion in Brasilien, S. 51
von: Werner Schleser
Arcelor hält an Stilllegungsplänen fest, S. 52
von: Werner Schleser
Röhrenwerke bleiben erhalten, S. 52
von: Werner Schleser
Neues Museum „Polderhuis“, S. 52-53
von: Eckhard Schinkel
Einkaufszentrum in alter Papiermühle, S. 53
von: Sven Bardua
Museum für den Hauptstadt-ÖPNV, S. 53
von: Ulrich Haag
Alte Brücke als Kontrapunkt für „Presidential Center“, S. 53
von: Sven Bardua
Beton im Industriebau, S. 54
von: Axel Föhl
Tagung „Gewässerentwicklung in der Kulturlandschaft“, S. 55
von: Christoph Ohlig
Industriekultur in Augsburg, S. 56
von: Sven Bardua
Ein Kapitel Schweizer Textilindustrie, S. 56
von: Sven Bardua
Das Raketenzentrum und seine Werkbahn, S. 56
von: Andreas Geißler
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