Industriekultur

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Köln: Auf Schicht – NRW-Industriegeschiche „von unten“ im WDR-Fernsehen

In vielen Fällen haben sich Menschen über Generationen mit „ihrem“ Unternehmen, „ihrer“ Firma, „ihrer“ Hütte oder Zeche identifiziert, waren stolz auf den wirtschaftlichen Erfolg und in Krisenzeiten loyal. Sie haben ein Stück Leben an ihrem Arbeitsplatz verbracht und diese Bindung an Kinder und Enkel weitergegeben. In der mehrteiligen Dokumentationsreihe kommen sie mit ihrer privaten, persönlichen Erinnerung an die Wirtschaftsgeschichte des Landes zu Wort. Sie erzählen, was ihr Unternehmen für sie und ihre Familie bedeutet hat – und was davon heute noch übrig ist.

In der ersten Folge stehen Stahlarbeiter im Mittelpunkt, ehemalige Mitarbeiter von Hoesch und Thyssen, die den Wiederbeginn nach dem Krieg, die Zeit des Wirtschaftswunders und die Stahlkrise erlebt und erlitten haben. Sie erzählen von beinharter „Maloche“ und von tragischen Unfällen, die man zu Hause lieber verschwiegen hat, um die eigene Familie nicht zu verängstigen. Seit den glorreichen Tagen der Stahlhütten an Rhein und Ruhr hat sich die Wertschätzung der Arbeit am Hochofen dramatisch verändert. Die Sorge um den Arbeitsplatz hat das Leben der Stahlarbeiter und ihrer Familien umgekrempelt. In den 80er Jahren traten die Frauen der Hoesch-Stahlkocher sogar in einen Hungerstreik, um für den Erhalt der Dortmunder Hochöfen zu kämpfen. Nicht ganz vergeblich: Zwar sind die Arbeitsplätze verschwunden, nicht aber der Stolz auf ein Leben für den Stahl.

WDR Fernsehen, 19.06.2009, 20.15 Uhr
Auf Schicht – Ein Leben für den Stahl
Ein Film von Uli Veith

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In der zweiten Folge blicken sechs Näherinnen und ein Bügler auf ihr Arbeitsleben in der Bekleidungsindustrie zurück. Hier schneiderte ein Heer von Tausenden von Arbeiterinnen in unscheinbaren Hinterhöfen über Jahrzehnte jene Stoffe zusammen, die Millionen Bundesbürger trugen. Direkt nach dem Krieg mussten sie in umgebauten Schulen und leer stehenden Kaufhäusern schuften – die Industriegebäude waren ausgebombt. So trugen die Näherinnen in den 60er Jahren zum Aufstieg einer Branche bei, deren größtes Unternehmen Steilmann von NRW aus ganz Europa eroberte. In den 70er kam die Krise. Die Arbeit wanderte ins Ausland ab. Und obwohl es ihnen keiner zutraute, kämpften die Näherinnen in Bonn für ihre Arbeitsplätze und gegen die Globalisierung – zu einer Zeit, als es den Begriff noch gar nicht gab. Eine Lobby wie die Kumpels aus dem Ruhrgebiet hatten sie nie. Und deshalb mussten sie mit ansehen, wie ein Betrieb nach dem anderen geschlossen wurde. Heute stehen die Nähsäle leer. Nur eine Ausnahme gibt es: Ein 200 Jahre altes Familieunternehmen in Köln leistet sich immer noch eine eigene Produktion. Hier steht er, der letzte Nähsaal des Landes…

WDR Fernsehen, 26.06.2009, 20.15 Uhr
Auf Schicht – Ein Leben für Stoff und Mode
Ein Film von Dennis Wells

In weiteren Folgen im Herbst geht es um die Automobil- und die Chemieindustrie.

Info unter www.wdr.de