Archiv für den Monat: September 2007

Bochum/Hattingen: BigStuff07-Konferenz „Large Technology Objects. Beyond Conservation – Industrial Heritage Management“ vom 11. bis 14. September

Ein internationales Teilnehmerfeld aus Nord-, Mittel- und Südamerika, Skandinavien, vielen europäischen Ländern sowie Japan und Australien fand in der gemeinsamen Konferenzsprache Englisch zu direktem Dialog und vertieftem Austausch über theoretische wie praktische Fragen.

Einleitende Vorträge im Deutschen Bergbaumuseum führten in charakteristische Problemfelder des Generalthemas ein. Länderberichte machten auf die nationalen Unterschiede bei Bedingungen und Zielen aufmerksam.

Die Spanne der am zweiten Tag in Workshops abgehandelten Themen reichte von Problemen der Konservierung von Beton- und Metalloberflächen über Dokumentation und Informationssammlung bis zum Management kleiner und großer Industrieanlagen. Die gemeinsame Besichtigung des Hattinger Hochofens und der dort untersuchten Konservierungsmethoden bot hervorragendes Anschauungsmaterial für weitere Diskussionen.

Der informell-gesellige, bekanntlich nicht minder ertragreiche Teil der Veranstaltung umfasste vor allem die festlichen Empfänge der Städte Bochum und Hattingen ind den jeweiligen Museen. Besonders geehrt wurden die „Begründer“ der BigStuff-Idee und Veranstalter der ersten Konferenz in Australien 2004, Alison Wain und David Hallam: Während Wain in einer traditionellen Zeremonie im Deutschen Bergbaumuseum zum Ehrenbergmann ernannt wurde, erhielt Hallam mit der typischen Berufskleidung auch die Würde des Eisenschmelzers der Museumshütte Hattingen.

Im Abschlussplenum am Freitag wurden die Ergebnisse der Workshops zusammengefasst. Sie sollen bis zum Jahresende ebenso wie die verschiedenen Beiträge auf der website der Tagung BigStuff07.net veröffentlicht werden. Ausserdem wurde der Aufbau verschiedener – im Detail bereits während der Tagung besprochener – Internetforen und Informationsportale vereinbart, auf der Konservierungs-, Restaurierungs-, Unterhalts- und Betreuungsfragen international diskutiert und dokumentiert werden sollen.

Die Zusammenarbeit zwischen den vom Historiker über den Ingenieur bis zum Naturwissenschaftler reichenden Professionen für ein gemeinsames Ziel wurde als besonders wichtiges Merkmal der BigStuff-Konzeption und als Erfolgsmodell hervorgehoben. Die nächste Konferenz soll in drei Jahren stattfinden – ins Auge gefasst wurden die USA und Großbritannien.

Tagungs-website: www.bigstuff07.net

Ausgewählte Tagungsbeiträge in der industrie-kultur, Heft 3/07 sowie auf der homepage der Zeitschrift (dort auch auf Englisch).

Tagungsimpressionen

Goetz_Hallam.jpgDavid Hallam (Australien) und Cornelius Götz (Deutschland)

P9120103.JPGRolf Höhmann (Deutschland) mit Teilnehmern aus Taiwan und Japan

Tempelmuster.jpgErläuterung von Konservierungsmustern am Hochofen der Henrichshütte

Masselgiess.jpgFührung mit Norbert Tempel (LWL-Industriemuseen, Deutschland)

 

 

Fürth: Eisenbahn- und Busfestival der Superlative anlässlich „1000 Jahre Fürth“

Bei diesem Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten präsentieren sich historische Lokomotiven, moderne Triebfahrzeuge, Busse und Bahnen in einer Zusammensetzung, die einmalig und so wohl nie wieder zu sehen ist. Zum Beispiel können bei der Ausstellung, die an beiden Tagen von 9 bis 14 Uhr stattfindet, die Weltrekord-Lok von Siemens, die 1939 erbaute Dampflok TAG 7 oder die so genannten Botschafterlokomotiven aus Luxemburg (BB 36 02)  und Österreich (93 1410) bewundert werden. Weitere Leckerbissen für alle Eisenbahnfans sind zum Beispiel die Dampflok 475 111 des „Iron Monument Club Pilsen“, die Diesellok V 200 135 der Museumseisenbahn Hamm oder der nicht betriebsfähige Nachbau des Adlers.

Die Schau aller Fahrzeuge zeigt einen einmaligen Querschnitt durch die deutsche und europäische Bahngeschichte. Highlights des Wochenendes sind unter anderem die beiden Lokparaden, die am Samstag und Sonntag jeweils um 15 Uhr stattfinden. Dabei präsentieren sich in abwechslungsreicher Folge insgesamt etwa 30 Fahrzeuge. Eine Zusammenstellung aus historischen Dampflokomotiven und modernen Triebfahrzeugen, die ebenfalls einmalig ist und nicht nur bei Liebhabern für Staunen sorgen wird.

Eisenbahnnostalgie pur ist auch bei den Sonderfahrten angesagt. So fährt etwa der Bayerische Localbahnverein stündlich abwechselnd mit einer Dampf- und einer Ellok  Rundfahrten von Fürth über Nürnberg zurück in die Stadt. Das Stuttgarter Rössle ersetzt an beiden Tagen zwischen 10 und 17 Uhr die regulären Planfahrten und wird am Sonntag von der Dampflok der Fränkischen Museums-Eisenbahn unterstützt. Kombinationsfahrten mit der Ferkeltaxe und einem der Gastbusse ergänzen das umfangreiche Programm. Karten für die Sonderfahrten sind erst am Veranstaltungstag erhältlich.

Zum 1000. Geburtstag erhält die Stadt von der Deutschen Bahn ein ganz besonderes Geschenk, denn am 15. September wird ein ICE auf den Namen Fürth getauft. Bei der feierlichen Zeremonie um 11 Uhr wird der Hochgeschwindigkeitszug auch seinen kirchlichen Segen erhalten.

Da sich das ganze Wochenende um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr dreht, gesellen sich zu den zahlreichen Lokomotiven auch etwa 80 Busse aus dem gesamten Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland. Viele von den Gastfahrzeugen werden an den beiden Tagen zwischen 9 und 18 Uhr die Linien 172, 173 und 174 ersetzen und somit auch den einheimischen Fahrgästen ein völlig neues Fahrgefühl vermitteln. Übrigens ist an dem Veranstaltungswochenende der Stadtverkehr frei, es wird jedoch pro Tag ein Spendeneuro erbeten, der gemeinsam mit dem Überschuss aus der Veranstaltung an das DB Museum Nürnberg geht und dort für die Restaurierung der Güterzuglokomotive BR 45 010 verwendet wird, die beim Großfeuer im Museumsdepot 2005 zerstört wurde.

Veranstalter von „Ankunft: Eisenbahnstadt Fürth“, das in der Karolinenstraße (zwischen U-Bahnstation Jakobinenstraße und U-Bahnstation Stadtgrenze) und dem Busbetriebshof der infra fürth verkehr gmbh stattfindet, sind infra fürth verkehr gmbH, die Stadt Fürth und das DB Museum.

Nähere Informationen zu Terminen, Eintrittspreisen etc. unter:

www.1000-jahre-fuerth.de;

DB-Museum

dort jeweils auch das Gesamtprogramm als pdf-Datei

Industriekultur am Tag des Offenen Denkmals 9. September 2007

So informiert das Dortmunder Programmheft über Kirchen „als Zeugen des Industriegeschichte des Ruhrgebiets“, und auch auf die vor allem im Bergbau üblichen Bethäuser auf Zechen wird ausführlich hingewiesen. Die gotisch-sakrale Architektur der Lohnhalle auf Zeche Zollern II bietet den Rahmen für eine ökumenische Andacht „mit traditionellem Schichtgebet“.

Zeche_Zollern.jpg 

Aber auch viele andere Industriemuseen in Nordrhein-Westfalen bieten am Denkmaltag über ihr normales Angebot hinaus Führungen und Attraktionen. Am Schiffshebewerk Henrichenburg wird eingeheizt zum traditionellen Museumsfest bei freiem Eintritt (www.schiffshebewerk-henrichenburg.de)

Das auf der website der Westfälischen Denkmalpflege und in gedruckter Form verfügbare Programm für Westfalen (www.denkmalpflege-westfalen.de, „Aktuelles“) führt weitere zugängliche Industriedenkmale auf.

Die Zentrale des Rheinischen Industriemuseums in Oberhausen bietet zusätzliche Führungen; auch das Depot im GHH-Zentrallagerhaus kann besichtigt werden. Besonderes Highlight sind Führungen über das Ausgrabungsgelände des ersten Hochhofens im Ruhrgebiet, der St-Antony-Hütte: Industriearchäologie einmal wörtlich (www.rim-lvr.de).

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur konzentriert sich auf ihre beiden großen Kokerein, Hansa in Dortmund und Zollverein in Essen; beide bieten Führungen und weitere Attraktionen (www.industriedenkmalstiftung.de, Stichwort „Besucherinfos, Veranstaltungen“).

In Köln erwarten das RIM (Rheinisches Industriebahn-Museum, http://www.rimkoeln.de) in Nippes und das Strassenbahnmuseum in Thielenbruch (das sein zehnjähriges Bestehen feiert; siehe www.hsk-koeln.de) die Besucher mit besonderen Attraktionen. Ausserdem ist die Orgelbauwerkstatt Peters in Mülheim zu besichtigen.

Über die Angebote in der eigenen Stadt oder Region informiert die zentrale Datenbank unter http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/ teilweise, etwa in Berlin, mit kompletten Programmen zum Ausdrucken sowie – sicherlich am zuverlässigsten und aktuellsten – die Lokalpresse.

Köln: Motorensammlung der DEUTZ AG in neuem TECHNIKUM wiedereröffnet

Versuche auf dem Gebiet des Verbrennungsmotors unternahm N.A. Otto bereits 1861. Der endgültige Durchbruch gelang ihm 1876 mit seinem betriebsfähigen Viertaktmotor. Dieser Motor mit verdichteter Ladung begründete von Köln aus die Motorisierung der Welt. Die Motorensammlung dokumentiert darüber hinaus Köln als Wiege der Weltmotorisierung und macht auch die historische Bedeutung Kölns als Wirtschafts- und Technologiestandort deutlich.

Der Ursprung der Motorensammlung geht auf das Jahr 1875 zurück, als N.A. Otto nicht nur den DEUTZ-Motor Nr. 1, eine atmosphärische Gaskraftmaschine aus dem Jahr 1867, sondern zu Studienzwecken auch fremde Motoren erwarb. Die Sammlung wuchs schnell und konnte bereits 1925 der Öffentlichkeit in einem Werksmuseum zugänglich gemacht werden.

Während der Kriegsjahre konnten die Exponate an Standorten außerhalb Kölns untergebracht werden, so dass die Sammlung weitgehend unbeschadet erhalten blieb. 1964, zum 100jährigen Bestehen des Unternehmens erhielt die Motorensammlung einen würdigen Platz in einem eigenen Gebäude vor dem neuen Hauptverwaltungsgebäude der damaligen Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Köln.

Bereits wenige Wochen nach der Eröffnung des Museums zeigte sich das große Interesse der Öffentlichkeit an dieser einmaligen Techniksammlung. Mehr als 30.000 Besucher pro Jahr informierten sich über die Entwicklungsgeschichte des Verbrennungsmotors. Das Museum existierte bis zum Verkauf des Verwaltungsgebäudes 1992.

Daraufhin war die Sammlung bis 1997 als Grundstock eines nie zustande gekommenen Industrie- und Technikmuseums an die Stadt Köln ausgeliehen. Längere Zeit konnte sie in einem historischen Lagerhaus im Rheinauhafen in provisorischer Aufstellung besichtigt werden. Schließlich musste die Stadt die Sammlung zurückgegeben, und sie war viele Jahre lang nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Umzug der Zentrale des Unternehmens von Köln-Deutz nach Köln-Porz Ende 2006 erhielt jetzt auch die Motorensammlung im neuen "Technikum" in Köln-Porz wieder einen angemessenen Standort.

An der Eröffnung am 27. August 2007 nahm unter anderen NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart teil. Die Motorenausstellung ist Teil eines unternehmenseigenen Ausstellungs- und Tagungszentrums. Die Sammlung kann nach Voranmeldung und im Rahmen einer Betriebsbesichtigung besucht werden.

Zur Geschichte der Deutz AG: hier

Anmeldung zur Besichtigung unter:

Tel. 0221-882 0 oder info@deutz.com

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NRW: Ruhrtriennale am 1. September eröffnet – sechs Industriedenkmale dienen als Festspielstätten.

Was wäre für das Ruhrgebiet charakteristischer als Maschinenhallen und Werkstätten? Heute oft als hochrangige Denkmale geschätzt, bilden sie weit mehr als den Hintergrund für Musik, Tanz und Theater auf hohem Niveau. Und wer ein „Triennale-Package“ bucht, erhält selbstverständlich eine Führung durch den Veranstaltungsort; bei mehrtägigen Aufenthalten stehen Besuche in Kunst- wie in Industriemuseen auf dem Programm. Neben den Theatern in Duisburg und Bochum und dem Bochumer Casablanca-Kino sind die industriekulturellen Veranstaltungsorte von West nach Ost: Gebläsehalle und Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord; das Maschinenhaus der Zeche Carl, das Salzlager der Kokerei Zollverein und das PACT auf Schacht 1/2/8 der Zeche Zollverein, alle in Essen; die Jahrhunderthalle in Bochum sowie die Maschinenhalle der Zeche Zweckel in Gladbeck. Auf der homepage der Triennale wie im Programmheft werden die Spielorte mit ihrer Geschichte und Architektur ausführlich vorgestellt.

PACT_thomas_Mayer.jpgZeche Zollverein 1/2/8, ehem. Kaue (Foto: Thomas Mayer)

Als kleines „Extra“ bietet die homepage exklusiv eine Fotoserie mit Titel „Stahl, Natur, Licht“, mit der sich der Wiener Fotograf Stefan Liewehr künstlerisch mit industriellen Formen auseinandersetzt.

Was vor Jahren als gewagtes Experiment und Provisorium begann, die Nutzung von Industriebauten für kulturelle Großveranstaltungen, ist – nicht immer zur Freude der Denkmalpflege, die schmerzhafte bauliche Eingriffe beklagte – nicht etwa als Eintagsfliege verglüht. Sie hat vielmehr einen festen Platz in der kulturellen Landschaft erreicht und sorgt tatsächlich für den dauerhaften Erhalt vieler technischer Großbauten, für die man sich lange keine postindustrielle Nutzung vorstellen konnte und wollte. Und noch immer kommen neue Bauten als Ausstellungs- und Veranstaltungszentren dazu, wie etwa im Dortmunder Süden. Die Wirkung dieser gelungenen Umnutzungen ist inzwischen weltweit spürbar – man denke nur an die diesjährige Kulturhauptstadt Luxemburg und ihr regional ausgebreitetes Progamm.

Noch bis zum 14. Oktober können Veranstaltungen besucht werden. Information und Buchung über:

http://www.ruhrtriennale.de/

Salzl_Matthias_Baus.jpgSalzlager Kokerei Zollverein (Foto: Matthias Baus)