Archiv für den Tag: 7. Februar 2010

Gronau/Bocholt: Erneut Großbrand in Textilfabrik

Nach Medienberichten wurde dabei eine 5000 qm große, zu Lagerzwecken genutzte historische Sheddachhalle zerstört. Das angrenzende zweigeschossige Verwaltungsgebäude wurde beschädigt. Insgesamt waren 150 Feuerwehrleute mit 25 Fahrzeugen im Einsatz. In der Halle waren vor allem Wolldecken und Bettwäsche gelagert; der Schaden soll in Millionenhöhe liegen.­­­­

Bei dem Brand in Gronau-Epe Ende Februar 2009 wurde das Werk Germania II zerstört. Als Ursache wurde Brandstiftung vermutet. Der Schaden an dem leerstehenden Bau betrug ca. 2 Mio Euro. Unter anderem musste während des Feuers der 112 Jahre alte Schornstein der ehemaligen Spinnerei gesprengt werden.

Seit Oktober 2009 wurden die Brandruinen abgebrochen. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz stand, war für den Abbruch aber neben der Abbruchgenehmigung durch die Bauaufsicht auch eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich. Erhalten bleiben sollen nach Medienangaben nur die beiden Treppentürme des Werkes II, außerdem sollten bestimmte Bauteile wie Gussstützen, Deckenanschlüsse und Gussfenster unter vertretbarem Aufwand für eine museale Präsentation gesichert werden sollen. Für den Erhalt unversehrter Bausubstanz und technischer Geräte habe sich auch der Eper Heimatverein stark gemacht.

Unabhängig vom geplanten Abbruch des Werkes II stand die historische Textilindustrie-Immobilie Germania Anfang September 2009 im Mittelpunkt einer Besichtigung, die vom ­Heimatverein Epe im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ stattfand. Ob die Führung durch die ehemalige Textilfabrik etwas mit Genuss – dem Oberthema des Denkmaltages – zu tun hatte, blieb den Teilnehmern selbst überlassen. Aber: Interessant war es für sie offenbar schon, durch die alten Keller und die leer stehenden Produktionshallen zu laufen, in denen noch bis 1992 die Textilmaschinen und fleißige Menschen den Ton angaben.

Über 100 Interessierte waren nach Presseberichten der Einladung in das 1897 errichtete Werk gefolgt, das 1898 die Produktion aufnahm. Damals waren dort 400 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt, und in der Spinnerei drehten sich 25 000 Spindeln. 1910 kam das Werk II hinzu, wonach auf insgesamt 32 000 Quadratmetern hochwertige Baumwollgarne entstanden. Wie alles genau ablief, erklärten nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Heimatvereins, Wilhelm Niehoff, drei ehemalige Mitarbeiter den Interessierten: Theo Overkamp, Egon Brügger und Werner Oelering waren hier jahrelang beschäftigt und konnten Auskunft über den Produktionsablauf geben. Auch Gebäudeverwalter Heiner Kottig gab den Besuchern Einblicke in die Welt der Textilindustrie.

­Den Abschluss des Rundgangs bildete eine Filmvorführung. Werner Oelering hatte kurz vor der Werksschließung im Jahre 1992 einen Film gedreht, der die einzelnen Produktionsschritte dokumentierte – genau wie die Lautstärke der damals laufenden Maschinen. Nach vielen Jahren schallte so noch einmal der Originalton der Spinnmaschinen in einer der Hallen des heutigen Denkmals.

Pressebericht zum

Brand in Bocholt (mit Fotoserie)

Brand in Gronau-Epe

Abbruch in Gronau-Epe

Denkmaltag in Gronau-Epe

 

Ruine in Gronau-Epe (Fotoserie)

(Foto: Archiv LWL)

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Bottrop/Köln: Becher-Ausstellungen 2010

Bottrop: Bergwerke und Hütten­

Im Rahmen des Ver­bundprojektes „Mapping the Region“ zeigt das Museum Quadrat Bottrop nach eigenen Angaben vom 7. Februar bis 2. Mai die Ausstellung „ Bernd und Hilla Becher. Bergwerke und Hütten – Industrielandschaften“.

 

"Mapping the Region" begreift die Metropole Ruhr als einen semiotischen Raum, in dem sich Geschichte und Identität in vielfältigen Beziehungen ausbilden. Die Arbeit der Bechers leistet einen wichtigen Beitrag zur Lektüre dieses Raums.

Die Bechers haben bereits früh begonnen, Orte im Ruhrgebiet fotografisch festzuhalten. Die Zeche Zollern II in Dortmund, die kurz vor dem Abriss stand, markiert in den späten 1960er Jahren den Beginn ihres Engagements für das Ruhrgebiet. Später entstanden Projekte in Duisburg (Thyssen Stahlwerk), Oberhausen (Zeche Concordia), Bochum (die Zechen Hannover und Hannibal) und auch in Bottrop (Zeche Prosper).

Beispiele der Industriearchitektur stehen in Bernd und Hilla Bechers Werk beispielhaft für eine Form industrieller Produktion, wie sie über 150 Jahre die Region geprägt hat. Technologie, Architektur und Arbeit, genauso wie Politik und Geografie werden in einer spezifischen historischen Verbindung sichtbar.

Die Ausstellung wird zum ersten Mal den Schwerpunkt auf die Arbeit der Bechers im Ruhrgebiet legen. Ergänzt von ausgesuchten Typologien, mit denen die Verbindung einzelner Gebäudetypen zu anderen Regionen dokumentiert wird. Im Werk der Bechers begegnen wir den Resten einer realiter vergangenen Welt, die aber als Erinnerungsraum nach wie vor lebendig ist. Die Überreste haben den Status eines geschichtlichen Gewichts, das einen Freiraum hin auf eine zukünftige Entwicklung öffnet und zugleich durch seine unübersehbare Gegenwärtigkeit die Koordinaten des Wandels mit bestimmen wird.

 

Zur Ausstellung erscheint in Zusammenarbeit mit dem Verlag Schirmer/Mosel das Buch Bernd und Hilla Becher. Bergwerke und Hütten (250 Seiten Broschur mit 160 Abbildungen in Duotone).

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Köln: Zeche Hannover

 

Eine weitere Austellung mit Werken des Düsseldorfer Fotografen-Ehepaares zeigt vom 26. März bis 18. Juli 2010 die SK-Stiftung Photographie im Kölner Mediapark. Unter dem Titel „Zeche Hannover. Photographien aus dem Ruhrgebiet von Bernd und Hilla Becher“ wird nach Mitteilung der Stiftung die gesamte etwa 200 Aufnahmen umfassende Dokumentation dieser Zeche zu sehen sein. Auch zu dieser Ausstellung ist eine Publikation in Vorbereitung.

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Fotos von oben nach unten:

Bernd und Hilla Becher, Zeche Consolidation, Gelsenkirchen, 1974

Bernd und Hilla Becher, Zeche Hannibal, Bochum-Hofstede, 1973

Bernd und Hilla Becher, Zeche Concordia, Oberhausen, 1967

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