Archiv für den Tag: 10. Dezember 2009

Dortmund: 40 Jahre Industriekultur: LWL feiert Meilensteine mit Museumsfest auf der Zeche Zollern

Damals formierte sich zum ersten Mal Widerstand – mit Erfolg: Am 30. Dezember 1969 wurde das Ensemble durch den Landeskonservator beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter Schutz gestellt und damit in letzter Minute gerettet. „Das war die Geburtsstunde der Industriekultur“, erklärte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern. „Und niemand ahnte damals, dass aus dem kulturellen Außenseiter ein Markenzeichen für das Ruhrgebiet werden sollte.“­

40 Jahre Industriekultur feiert der LWL nach eigenen Angaben am Sonntag, 13. Dezember, mit einem Fest auf Zollern. Gleichzeitig wird an diesem Tag die neue Dauerausstellung „Wege der Kohle“ in der Schachthalle eröffnet.

Rückblick

1969 gerettet, 1979 gegründet, 1989 aufgebaut, 1999 eröffnet – das sind die wichtigen Meilensteine in der Erfolgsgeschichte des LWL-Industriemuseums. Am Anfang steht die Zeche Zollern. Nach fast 60 Jahren Betriebszeit wurde die Schachtanlage 1966 stillgelegt. Zug um Zug wurden funktionslose Gebäude abgerissen, noch im September 1969 fiel das Fördergerüst. Dann sollte die Maschinenhalle, für die sich kein gewerblicher Mieter fand, abgerissen werden, um Straßen und Gewerbe Platz zu machen. Doch es regte sich Widerstand, vor allem bei Künstlern, Denkmalpflegern und Architekten, die die Jugendstilschönheit erhalten wollten. Sie fanden zunächst kaum Mitstreiter. „Fast wäre das Unterfangen gescheitert, hätten nicht viele Einzelne durch intensive Überzeugungsarbeit, aber auch durch organisierten Protest prominenter Persönlichkeiten beim Ministerpräsidenten Heinz Kühn die Unterschutzstellung vorangetrieben“, erklärt Standortleiterin Dr. Ulrike Gilhaus.

„Rückblickend betrachtet, war der Fall Zollern die eigentliche Initialzündung. Seitdem stehen Kirchen und Schlösser, Adelssitze und Villen gleichberechtigt neben Zechen und Hochöfen, Spinnsälen und Ziegeleien“, betont Dirk Zache, Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur.

Aber die Begeisterung für die Industriekultur kam nicht über Nacht. Noch 1992 titelte ein Journalist beim Anblick des jüngsten Sprösslings des Industriemuseums, des Hochofens 3 auf der Henrichshütte Hattingen: „Und dieser Schrott soll Denkmal werden?“ Neue Konzepte und ein langer Atem waren notwendig, um das Pflänzchen Industriekultur auf ein bauliches und geistiges Fundament zu stellen. „Dieser Aufgabe hat der Landschaftsverband damals konsequent gestellt“, so LWL-Direktor Kirsch.

1973 richtete der LWL bei seiner Denkmalpflege das bundesweit erste Referat für Technische Denkmalpflege ein. Die hier geleistete Arbeit bildete die Grundlage für den Aufbau des Westfälischen Industriemuseums, das der LWL am 21. September 1979 als erstes Industriemuseum Deutschlands gründete. Mit seinen acht Standorten und jährlich insgesamt rund 400.000 Besuchern ist das Verbundmuseum heute auch bundesweit das größte. Seit der ersten Erfassung der Besucherzahlen 1989 – dem Jahr, als das Textilmuseum Bocholt an den Start ging – hat das LWL-Industriemuseum insgesamt mehr als fünf Millionen Besucher gehabt, fast eine Million davon kamen in den vergangenen zehn Jahren zur Zeche Zollern in Dortmund.

Neu war damals das Konzept, das die Erschließung des Denkmals in seinen technischen und sozialen Bezügen vorsah. „Wir haben uns damals gegen große zentrale Projekte entschieden, die nur einen Standort begünstigen. Wir haben uns entschieden für Kultur in der Fläche, für die Stärkung der kulturellen Vielfalt und der regionalen Besonderheiten, für die Einbindung der Bevölkerung mit ihren Initiativen, Ideen und Objekten und Erinnerungen“, erklärt Kirsch.

Hunderte Zeitzeugen wurden seit der Gründung des Museums befragt – auch das war damals methodisch neu – und ein Schatz von weit über 200.000 Sammlungsobjekten aus dem Arbeits- und Alltagsleben erschlossen. Mit dieser sozialgeschichtlichen Ausrichtung sei das LWL-Museum identitätsbildend gewesen, gerade im Ruhrgebiet. „Andere Regionen haben die Berge und Seen oder das Meer, wir haben die Industriemuseen. Hier erfahren wir hautnah, wie frühere Generationen gelebt und gearbeitet haben und ziehen unseren Hut vor unseren Vorfahren“, schrieb ein Besucher jüngst ins Gästebuch.

Ausblick

Mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Wege der Kohle“ in der Schachthalle der Zeche Zollern ist noch lange nicht Schuss, was die Entwicklungspläne für das LWL-Industriemuseum angeht. Dirk Zache: „An unserem Textilstandort in Bocholt entsteht gerade in der Spinnerei Herding eine großartige Kulturfabrik, die Platz für die Kooperation mit Design und Industrie, Schule und Hochschule bildet. In Hattingen sanieren wir die historische Gebläsehalle und schaffen die Voraussetzungen für den Ausbau unserer Dauerausstellung zum Thema Stahl. Die Bochumer Zeche Hannover wollen wir zu einem Forum und Museum der Migration in NRW machen, und in Dortmund werden wir in den kommenden zwei Jahren die Sanierung der Maschinenhalle abschließen und eine weitere Dauerausstellung im ehemalige Verwaltungsgebäude einrichten.“

Museumsfest

Das Museumsfest am Sonntag (13.12.) startet um 11 Uhr mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Wege der Kohle“. Sie zeigt am authentischen Ort, wie die Kohle aufbereitet wurde. Im Mittelpunkt stehen einmal mehr die Menschen, die hier gearbeitet haben. In Videosequenzen kommen elf Zeitzeugen zu Wort, die über ihre eigene Tätigkeit berichten, aber z.B. auch über Erfahrungen mit Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg.

­Zoll - in Masch-H_1.jpgAuch Führungen durch die "Museumsbaustelle" Maschinenhalle stehen beim Fest am Sonntag auf dem Programm (Foto: LWL/Foltynowicz)

Bis 18 Uhr stehen dann vielseitige Aktivitäten auf dem Programm: Führungen für Erwachsene durch die Dauerausstellungen und die „Museumsbaustelle Maschinenhalle“, Kinderprogramme, zwei Bastelwerkstätten, Gespräche mit Zeitzeugen in der Schachthalle sowie Mitmachaktionen der anderen Standorte des LWL-Industriemuseums. Auf der Bühne in der Alten Werkstatt wartet ein kleines „Showprogramm“ mit Clownerie, Fakirshow, Comedy, Musik und Gesang auf die Besucher. Kulinarische Angebote runden den Tag ab.

Der Eintritt ist frei.

 

 

 

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www.zeche-zollern.de

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Hattingen: LWL-Industriemuseum zeigt „Zugkraft für das Wirtschaftswunder“ – Fotoausstellung über den Bau der letzten Dampflokomotiven bis April verlängert!

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Die Fotos aus dem Wittener Archiv der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) führen in die Werkshallen aller großen Lokomotivfabriken in Deutschland wie Krupp, Jung, Henschel, Esslingen und Krauss-Maffei. Sie zeigen nicht nur die fertigen Loks und Großbauteile, sondern lassen den Betrachter die Herstellung komplizierter Werkstücke Schritt für Schritt verfolgen. Die Bilder machen deutlich, dass mit dem Ende der Dampfära komplette industrielle Fertigungsverfahren und Arbeitswelten verschwunden sind.

Radsatz.jpgAnpassen von Kugellagern an der Treibachse der Schnellzuglok 10 001 (1956/57) (Foto: DGEG)­

Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem LWL-Industriemuseum und der DGEG. Das Thema wurde auch als Buch publiziert (Jürgen-Ulrich Ebel: Zugkraft für das Wirtschaftswunder:
Die Entstehung der Neubaudempfloks im Bild, 2008, 159 S.).­

Die Ausstellung wurde am Freitag, 11. Dezember 2009 vom Präsidenten der DGEG, Günter Krause, eröffnet.

 

Zugkraft für das WirtschaftswunderDie Entstehung der letzten Dampflokomotiven für die Deutsche Bundesbahn

11. 12. 2009 bis 28. 1. 2010

LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen, Werksstraße 31–33

­Geöffnet Di–So 10–18 Uhr, Fr bis 21.30 Uhr

Bochum: „Schwarzer Diamant“ des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit Sonderausstellung „Glück auf! Ruhrgebiet – Der Steinkohlenbergbau nach 1945“ eröffnet

­Die markante tiefschwarze Fassade des Neubaus stellt sich als Schnitt durch ein strahlend gelb-orangefarbenes Stollensystem dar. Die Funktion des Gebäudes wird in das städtische Umfeld kommuniziert und so entsteht ein spannungsvolles Spiel zwischen Innen und Außen.­

Die schwarze kubische Form des Erweiterungsbaus ist von hellen Gängen und Rampen durchzogen und erinnert dadurch an ein Schnittmodell des Bergbaus. Das Gangsystem verbindet die drei Ausstellungshallen des Gebäudes miteinander. Beim Durchschreiten wechselt der Besucher zwischen der Ausstellung und der Außenwelt. Dieses Spiel bildet sich auch in der Dachfläche ab, die durch den spektakulären Blick vom Fördergerüst des Museums als fünfte Fassade eine wesentliche Ansicht des neuen Museums darstellt. Der Neubau wird auf beiden Ausstellungsebenen über Brücken mit dem Bestand verbunden. Auf diese Weise wird die Sonderausstellung in den Besucherkreislauf des Museums auf selbstverständliche Weise eingebunden – es entstehen keine Sackgassen, Wege müssen nicht wieder zurückgegangen werden. Für den Besucher des Museums ist die Wegeführung intuitiv verständlich.

Um ein Höchstmaß an Flexibilität in den wechselnden Ausstellungen zu erhalten, wurden die Ausstellungshallen durch die Verwendung von Hohlkörperdecken vollkommen stützenfrei ausgeführt. Das Gebäude wird durch in Decken uns Wände eingebaute Heizelemente temperiert. Die Klimatisierung der Hallen erfolgt durch eine Lüftungsanlage.

Die Außenfassade wurde mit einem speziellen Rollputz versehen. Durch das Einblasen von Siliciumcarbid in diesen Putz wird ein besonderer Glitzereffekt erreicht, welcher sich insbesondere im Sonnenlicht zeigt.

In der Sonderausstellung zum Steinkohlenbergbau werden wirtschafts- und technikgeschichtliche Perspektiven miteinander verknüpft. Die Besucher machen eine Reise durch die Entwicklung des Ruhrgebietes und der Bundesrepublik Deutschland von der Zeit des Wirtschaftswunders bis heute. Sie entdecken Exponate, die viele Erinnerungen wecken, ebenso wie interaktive modernste multimediale Präsentationen.

Öffnungszeiten des Museums:

Di–Fr: 8.30–17 Uhr; Sa, So + Feiertage: 10–17 Uhr
Letzte Grubenfahrt: 15.30 Uhr
Geschlossen am: 24.–26. 12. | 31. 12. | 1. 1. | 1. 5.
Eintrittspreise: Erw. 6,50 ¤, ermäßigt 3 ¤, Familienkarte 14 ¤

Deutsches Bergbau-Museum Bochum        

Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum
Infotelefon: 0234 5877-146 (außer montags) oder 5788-0

(Foto: Deutsches Bergbaumuseum)

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