3.04 Gold

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Vorab bemerkt Gold: magisch, mythisch und allmächtig. Kein anderes Metall vermag die Phantasie der Menschen so dauerhaft anzuregen, kein anderes Metall steht auch heutzutage uneingeschränkt als Sinnbild für Reichtum und Macht. Dabei findet das Edelmetall, aurum, so der lateinische Name, seinen zugewiesenen Platz in der universalen Struktur der Elemente mit der Ordnungszahl 79 unspektakulär in der Gruppe der Übergangsmetalle unter Kupfer und Silber – wie ein nüchterner Blick auf das Periodensystem zeigt.Auf der universellen Begehrlichkeitsskala jedoch rangiert es unangefochten auf Platz Nummer eins, sei es als höchste olympische Auszeichnung, Grundlage und Maß wirtschaftlicher und machtpolitischer Potenz oder als Zierde diverser menschlicher Körperteile – um nur einige Funktionen und Einsatzmöglichkeiten dieses geschmeidigen Metalls zu nennen. Diese Stellung verdankt es zweifelsfrei seinen spezifischen physikalischen Eigenschaften: in erster Linie seinem glänzenden Auftritt. Massives Gold besitzt dauerhaft hellgelben, starken metallischen Glanz, der es in vielen Kulturen symbolisch der Farbe und Strahlkraft des – göttlichen – Sonnenlichts gleichsetzte. Zudem kommt es in gediegener Form vor, d.h. es muss nicht verhüttet werden, und lässt sich vergleichsweise leicht bearbeiten, zu dünnsten Folien hämmern oder walzen und ausziehen – ein 29 Gramm schweres Stück des Metalls ergibt einen 100 Kilometer langen Draht. Chemisch gesehen zeigt sich Gold äußerst reaktionsträge, lediglich in wässriger Chlorlösung und in Königswasser, der berühmten Mischung aus konzentrierter Salzsäure und konzentrierter Salpetersäure, löst es sich auf.

 

Schon die Weltmächte des frühen Altertums ließen Goldvorkommen in Asien und Nordafrika ausbeuten. Die Phönizier erschlossen die ersten Goldlagerstätten in Europa, auf der iberischen Halbinsel. Griechen und Römer betrieben zahlreiche Bergwerke in allen Provinzen ihrer jeweiligen Reichsgrenzen. Mit der Entdeckung der Neuen Welt setzte im Zuge kolonialer Machtgelüste die systematische Suche nach „Eldorado“ ein: grausam und wenig glanzvoll. Goldrausch, das war im 19. Jahrhundert der stürmische Zug tausender Menschen nach Nordamerika, Südaustralien, Südafrika, Alaska und nach Sibirien, in den Ural – dorthin, wo reiche Ausbeute lockte … So alt die Gier des Menschen nach Gold ist, so wenig haben sich prinzipiell die Methoden der Gewinnung geändert, sieht man von der Mechanisierung und dem Einsatz bestimmter chemischer Verfahren ab. Diese Tatsache liegt in der Typologie der Goldvorkommen begründet: Man unterscheidet primäre Goldlagerstätten, d.h. „Berggold“, das im Inneren der Erde entsteht, und sekundäre Vorkommen, die sich an der Erdoberfläche durch Strömung des fließenden Wassers und gewichtsabhängige Anreicherungsvorgänge bilden, als so genanntes „Seifengold“. Davon hängt etwas schlicht und verkürzt gesagt der Einsatz von Schaufel und Goldwaschpfanne oder von ökologisch bedenklicher, weil giftiger, Zyanidlauge als heutzutage wichtigstem hydrometallurgischem Verfahren, ab. Die Weltproduktion an Gold beträgt jährlich knapp 3.000 Tonnen; gehandelt werden rd. 4.000 Tonnen. Zum Vergleich: Weltweit werden stündlich etwa 110.000 Tonnen Rohstahl produziert. Die wichtigsten Gold-Förderstaaten sind Südafrika allein 400 Tonnen pro Jahr, USA, Australien, China und Russland. Über 80 % der heutigen Weltgoldmenge, 100.000 Tonnen, wurde übrigens im Verlauf des 20. Jahrhunderts gefördert – Grund genug, in diesem Heft industriekulturelles Augenmerk auf diesen seltenen, wertvollen Bodenschatz und seinen industriellen Abbau zu richten.

Die Redaktion

Ist Gold ein Industriemetall?, S. 2-3
von: Hans-Gerd Bachmann

Goldhausen / Eine Goldlagerstätte bei Korbach in Nordhessen, S. 4-6
von: Christoph Bartels

Das Stolberger Gold, S. 7-9
von: Ralf Kurpjuweit, Sebastian Wenzler

Bildimpressionen vom Goldbergbau in Südafrika, S. 10-11
von: Martin Gantenberg

Gauteng-Platz des Goldes / Goldbergbau in der Republik Südafrika, S. 12-19
von: Martin Gantenberg

Die Alweg-Bahn / Die Geschichte eines vergessenen Verkehrsmittels, S. 20-21
von: Birgit Siekmann

Kohle, Eisen, Ziegeleien / Notizen aus China, S. 22-24
von: Joachim Stübben

Sonderangebote von Duna Verde / Zur Symbolik der Ferienkolonie, S. 25-27
von: Thomas Schlepper

Das Eisenhüttenmuseum von Naes – und einige Betrachtungen zur Entwicklung der Museumslandschaft in Norwegen, S. 28-31
von: Hans-Christian Helseth

Schlacken auf der Eisenhütte St. Antony, S. 32-33
von: Andreas Ehrenberg

Das Ende des Steinkohlenbergbaus in Frankreich, S. 34-35
von: Werner Schleser

Mensch und Maschine / Ausstellung im Textilmuseum Bocholt, S. 36
von: Arnold Lassotta

Gold Rush Women, S. 37
von: Milena Karabaic

Leonhard Sandrock (1867-1945) / Ein Kolorist und Gestalter industrieller Atmosphäre, S. 38-39
von: Michael Dückershoff

Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e.V. / Bilanz der bisherigen Arbeit, S. 40
von: Christoph Ohlig

Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege 2004, S. 41
von: Axel Föhl

Industriekultur in den Regionen

Donau-Schifffahrts-Museum jetzt am neuen Standort, S. 42
von: Eckhard Schinkel

Industriekultur als Makel, S. 42
von: Thomas Janssen

Ausstellung „Zeitmaschine Lausitz“ gestartet, S. 42
von: Matthias Baxmann

Neues Museums-Schiff für Alster und Bille, S. 42-43
von: Sven Bardua

Wieder Leben im Sägewerk, S. 43
von: Sven Bardua

Zwei Brauereien – zwei Denkmale?, S. 43
von: Sven Bardua

Reste der Waggonfabrik auch bedroht, S. 43-44
von: Sven Bardua

Seeschiff im Dortmunder Hafen und auf dem DEK, S. 44
von: Carlo Hölscher

„Gruben-Event“ im Schwerspatbergwerk Dreislar, S. 44-45
von: Edgar Bergstein

„Wie Träume gemacht werden…“, S. 45
von: Uta Wenning-Kuschel

Müngstener Brücke, S. 45
von: Ulrich Haag

Virtueller Rundgang durch das Weltkulturerbe, S. 45-46
von: Thomas Janssen

Stilllegung der letzten Teerdestillation Frankreichs, S. 46
von: Werner Schleser

Bröckelndes Jahrhundertwerk – Die Moskauer Metro muss saniert werden, S. 46
von: Alexander Kierdorf

Radio Station ist neues UNESCO-Weltkulturerbe, S. 46
von: Eva M. Kistemann

25 Jahre ARIAS-Industriekultur, S. 46
von: Hans-Peter Bärtschi

Lesezeichen

Mülltheorie: Über die Schaffung und Vernichtung von Werten, S. 47-48
von: Kornelius Götz

Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände, S. 48
von: Bernd Hütter

Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859-1974, S. 48
von: Christian Kleinschmidt

Die Südzentrale in Wilhelmshaven. Begegnungen mit Geschichte, neuem Leben und unwiederbringlichem Wert, S. 48
von: Sven Bardua

Wassertürme in Hamburg, S. 48
von: Sven Bardua

Schweizer Ferien mit Dampf und Nostalgie. Bahn, Bus, Schiff, Tram, Flugzeug, Luftschiff; Museen und Industriekultur, S. 48
von: Andreas Geißler

Termine, S. 49

Die historische Anzeige:

The Rush is on! Zeitgenössische Werbung für Gold-Detektoren
von: Eckhard Schinkel

 

The Rush is on! Zeitgenössische Werbung für Gold-Detektoren

Paddy Hannon hätte seine gesamte Vorstellungskraft aufbringen müssen, um sich an der Stelle, wo sein Denkmal steht, an der zentralen Straßenkreuzung von Kalgoorlie, brodelnden Straßen-Verkehr und hochnervöse Menschen-Massen vorzustellen. 1893 hatten seine Berichte über größere Goldfunde einen der größten Goldrausche in der Geschichte ausgelöst. Innerhalb weniger Jahre strömten ungezählte Menschen in das zuvor menschenleere Gebiet ca. 600 km östlich der australischen Küstenstadt Perth. Städte wie Kalgoorlie und Boulder entstanden aus dem Nichts. Zehn Jahre später hielten sich in Coolgardie 15.000 registrierte Bewohner auf. Hundert Jahre später sind es nur noch 1.200.

Noch heute gibt es 25 aktive Gold-Bergwerke inmitten einer bizarren Halden-Landschaft. Mit Hilfe ständig verfeinerter chemischer Verfahren wurden die alten Halden inzwischen zum dritten Mal durchgearbeitet. Zurück blieben weiße Pulver-Berge. Der leichteste Windstoß hüllt die Gegend in weißen Staub.

Unbeeinträchtigt von Veränderungen ist der Mythos geblieben, der Traum von Gold und plötzlichem Reichtum. Er lockt jährlich mehrere Tausend Touristen zu den spärlichen Wellblech- und Gerüst- Ruinen, zu einem Goldbergbau-Museum und zu einer Besucher-Eisenbahn.

Die lokale Geschäftswelt hat sich auf den Gold-Tourismus längst eingestellt. Dabei steht über allem historischem Interesse wohl doch der verführerische Gedanke, wie Paddy Hannon eher nebenbei auf ein Nugget zu stoßen. Findige Geschäftsleute helfen dabei und preisen moderne Technik für den persönlichen Goldrausch an. Mit ihren Detektoren verdienen sie sicher mehr als die, die damit auf Goldsuche gehen.

Eckhard Schinkel, Dortmund