Archiv für den Monat: Februar 2008

Köln-Niehl: Abbruch des alten Heizkraftwerks schreitet voran

Seit im Frühjahr 2005 in unmittelbarer Nachbarschaft der Nachfolger, das HKW Niehl II, fertiggestellt worden war, wurde der Abbruch des Vorgängers vorbereitet. Wie der Betreiber, der Kölner Lokalversorger RheinEnergie, bereits im April 2007 mitteilte, sollte der Bau innerhalb eines Jahres bis auf die Bodenplatte rückgebaut werden.

Das erste Niehler Heizkraftwerk war am 16. Juli 1976 in Betrieb gegangen, nachdem ein Ratsbeschluß im Jahre 1973 den Bau festgelegt hatte. Als kombiniertes Strom- und Fernwärmekraftwerk stellte es einen wichtigen Schritt zur besseren Energieausnutzung dar.

Seinem durch weiss-blauen Anstrich und vertikale Wandgliederungen markant gestalteten Kesselhaus von allein 75 m Höhe war ein zentraler Kamin aufgesetzt, der 180 m Höhe erreichte und damit zu den höchsten Bauten der Stadt gehörte.

Der Abbruch vollzog sich von innen nach aussen; nach der Entkernung des Kesselhauses und dem Abbruch der Nebengebäude wurde der Kamin durch einen aufgesetzten Bagger, den „Betonsspecht“, nach innen abgebrochen. Konventioneller Abbruch oder gar eine Sprengung kamen wegen der umliegenden Fabrik- und Speicheranlagen nicht in Frage.

Der 2005 fertiggestellte Nachfolger, das Heizkraftwerk Niehl II – nach Angaben der Betreiber das modernste Europas – produziert mit Gas- und Dampfturbinen ebenfalls Strom und Fernwärme. Noch nicht entschieden ist über den ebenfalls geplanten Neubau eines Kohlekraftwerks.

HKW_Niehl_Luft450.JPGHeizkraftwerk Niehl II (Foto: RheinEnergie AG)

Neben Niehl betreibt die RheinEnergie moderne Heizkraftwerke in Merkenich, Merheim und am Zugweg in der Kölner Südstadt.

 www.rheinenergie.de

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Liverpool: Was Europas Kulturhauptstadt 2008 industriekulturell bietet

Seit 2004 sind die Hafenanlagen von Liverpool Teil der Weltkulturerbes (Info hier). Die 1839-45 von Jesse Hartley errichteten Albert Docks beherbergen seit ihrer Umnutzung in den 1980er Jahren unter anderem das Merseyside Maritime Museum.

In der Walker Art Gallery wird vom 18. April bis 10. August die Ausstellung „ Art in the Age of Steam“ gezeigt, die sich mit dem Sujet der Eisenbahn in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Höhepunkte sind selbstverständlich die bekannten Werke von Turner, Manet, Monet, Van Gogh und anderen (Info hier). Die Ausstellung, zu der ein opulenter gleichnamiger Katalog (von Ian Kennedy, Julian Treuherz, Matthew Beaumont; Info hier) erscheint, wird anschließend (13. Sept. 2008 – 18. Jan. 2009) im Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, zu sehen sein.

Unmittelbar am Hafenareal liegen auch die drei Fabriken, die anlässlich des Kulturjahres zum Zentrum für zeitgenössische Kunst ‚“Greenland Street“ der seit 1998 existierenden „A Foundation“ umgebaut wurden (Info hier).

Mit dem Tagungs- und Ausstellungsprogramm „Cities on the Edge“ (CotE) initiiert Liverpool einen vielfältigen Dialog mit den europäischen Hafenstädten: Bremen, Danzig, Marseille, Neapel und Istanbul (Info hier).

An alte Zeiten wird der Hafen erinnern, wenn hier vom 18. bis 21. Juli auf den Start des Tall Ships’ Race hin gefeiert wird. Die imposanten Teilnehmer der Großsegler-Regatta sind für die Öffentlichkeit zu besichtigen, bevor sie am 21. Juni das erste Rennen nach Maloy/Norwegen angehen (Info hier).

Eine alle denkmalpflegerischen Themen abdeckende landesweite Aktion für Jugendliche führen der Heritage Lottery Fund und „Liverpool Capital of Culture“ unter dem Motto „Portrait of a Nation“ durch (Info hier) Sie wird in Liverpool offiziell gestartet.

Über alle diese und alle übrigen Aktivitäten informieren die website www.liverpool08.com, wo auch ein Gesamtprogramm abgerufen werden kann. Allgemeine touristische Informationen bietet zusätzlich: www.visitliverpool.com.

Bergisch Gladbach: Die Regionale2010 unterstützt die Neunutzung der Papierfabrik Wachendorff und die Wiederentdeckung der Strunde

Der ungewöhnliche Wasserreichtum der Stunde ermöglichte den kontinuierlichen Betrieb von Mühlen ohne wasserspeichernden Mühlteich; etwa 40 Mühlen reihten sich deshalb zwischen Quelle und Mündung. Viele von ihnen wurden zu bedeutenden Fabriken; die bekannteste ist heute die Papierfabrik Zanders; eines ihrer Ursprungswerke, die „Alte Dombach“, ist heute ein „Schauplatz“ des Rheinischen Industriemuseums.

Im Rahmen der „Regionale 2010“, mit der das Land Nordrhein-Westfalen Entwicklungsprojekte im Großraum Köln-Bonn fördert, soll die Strunde als Bachlauf wieder durchgehend erlebbar werden. Dazu werden eine Reihe von „Lupenräumen“ in den Stadtgebieten von Bergisch Gladbach und Köln besonders hervorgehoben und erhalten eine neue Gestaltung. Auch im Mündungsbereich in Köln-Mülheim, wo nur noch die „Bachstrasse“ an das verrohrte Gewässer erinnert, soll der Bachlauf wieder sichtbar gemacht werden.

Während die meisten der historischen Mühlen heute in Privatbesitz sind, haben sich einige Standorte zu Industrieanlagen weiterentwickelt. Das aus der „Gräfenmühle“ in Köln-Dellbrück hervorgegangene Radium-Gummiwerk wurde bereits seit den 70er Jahren teils zu Wohnungen umgenutzt, teils abgebrochen. Noch immer in Betrieb ist die „Kölner Baumwollbleicherei“ in Holweide. Während mehrere Industriekomplexe östlich von Bergisch Gladbach abgebrochen oder umgenutzt wurden, bildet die Feinpapierfabrik Zanders im Zentrum der Stadt heute den größten „Anlieger“ der Strunde.

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Das im Jahre 2003 stillgelegte Papier- und Pappenwerk der Firma CF Wachendorff, hervorgegangen aus der historischen Kradepohlsmühle in Bergisch Gladbach-Duckterath, soll, wie aus Presseberichten hervorgeht, städtebaulich entwickelt werden. Die 1873 gegründete Papierfabrik scheint in ihrem baulichen Kernbereich als kleinmaßstäbliche gründerzeitliche Fabrik gut erhalten.

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Unter den späteren Ergänzungen sticht das wohl aus den 1930er Jahren stammende Kraftwerk (Fa. Karrena, Düsseldorf) als Stahlfachwerkbau besonders heraus.

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Eine große Zahl von An- und Umbauten dokumentiert neben einigen jüngeren Bauten das kontinuierliche Wachstum und den Wandel der Fabrik. Auch branchentypische Elemente wie hölzerne Lager- und Trockenhäuser sind noch, teilweise fragmentiert, erhalten.

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In einem vom Dortmunder Büro plan-lokal durchgeführten Wettbewerbsverfahren können sich Investoren und Planer um die Neunutzung des Geländes bewerben. Unter den aus verschiedenen Zeit stammenden, derzeit überwiegend als Werkstätten und Ateliers genutzten Altbauten wurden nur fünf mit „Erhalt bedingt zu empfehlen“ gekennzeichnet. Dazu gehören der Wasserturm und das Kraftwerk. Sie sollen als „historische Landmarken“ integriert und „als Zeichen von ursprünglicher Identität“ erhalten bleiben. Auch mit einer Altlastensanierung wird gerechnet.

Der Wettbewerb wurde von der Stadt Bergisch Gladbach und den privaten Grundstückseigentümern gemeinsam mit der Regionale2010 initiiert. Die Konzepte sollen eine Verbindung von Wohnen, Gewerbe und Naherholung als Teil des „Grünraumkorridors „Entlang der Strunde““ verwirklichen. Aufbauend auf einer „Expertenwerkstatt“ im November 2006 wurde eine Marktstudie erstellt. Das eigentliche Wettbewerbsverfahren besteht in erster Stufe aus einer städtebaulichen Konzeption, an die sich ein konkretes Kauf- und Entwicklungsangebot anschließt.

Weitere Informationen:

Büro plan-lokal

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Köln: Heimatgefühl – Preview des Dokumentarfilms „Otzenrath 3 Grad kälter“ über die Umsiedlung im Braunkohlengebiet

Unübersehbar prägen die Braunkohlenkraftwerke seit fast 100 Jahren die Landschaft zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbach. Fast nur aus der Luft in ihrer ganzen Größe erkennbar sind die riesigen Gruben, in denen in bis zu dreihundert Metern Tiefe der nötige Brennstoff gewonnen wird.

Für den Braunkohlen-Tagebau müssen – anders als bei der Steinkohle – riesige Gebiete abgeräumt und zeitweise abgetragen werden. Verkehrswege bis hin zu Autobahnen, Siedlungen und Gehöfte, Gewässer müssen weichen und verlegt werden.

Mit den Schicksalen und Empfindungen der Betroffen beschäftigt sich der Film „Otzenrath drei Grad kälter“, das beispielhaft die Umsiedlung der Bewohner eines ansehnlichen Dorfes beschreibt.

Dokumentarfilmer Jens Schanze und Kameramann Börres Weiffenbach beschäftigen sich bereits seit dem Jahr 2000 mit diesem Thema; ihr erster Film „Otzenrather Sprung“ wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Nach der Uraufführung im November 2007 ist der Film unter anderem am 18. und 19. Februar im Kölner Filmhaus in der Maybachstrasse zu sehen. Im Herbst 2008 soll er in 3sat und im WDR-Fernsehen ausgestrahlt werden.

www.otzenrath-film.de

www.koelner-filmhaus.de

Berlin: Die Deutsche Bahn und der Nationalsozialismus – Facetten einer Vergangenheitsbewältigung

Wie in der Presse, etwa auf Welt-online berichtet wurde, gab es lange Querelen, bis es möglich war, eine zuvor drei Jahre lang in Frankreich gezeigte Ausstellung über die Deportation von Kindern in Deutschland zu präsentieren. Die Ausstellung war gemeinsam vom Centrum Judaicum, dem Deutschen Technikmuseum Berlin sowie der Deutschen Bahn überarbeitet und erweitert worden und wird an jedem Ausstellungsort durch lokale Bezüge ergänzt. Seit Januar wandert die Ausstellung nun durch große deutsche Städte.

Auch die Organisatoren einer weiteren, der Deportation von Kindern gewidmeten privaten Aktion, dem "Zug der Erinnerung", der Strecken und Bahnhöfe der Transporte nachvollzieht, klagen über das Verhalten der Deutschen Bahn, die für Strecken- und Bahnhofsnutzung unangemessene Summen fordere und bürokratische Barrieren errichte. Näheres zur Aktion hier.

Ein weiterer Pressebericht zum Thema hier

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