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Oberhausen: Der „LVR-Industriearchäologische Park“ St. Antony ist fertig gestellt

Der Entwurf der in Essen und Berlin ansässigen Architekten Frank Ahlbrecht und Hermann Scheidt war Anfang 2008 in einem Wettbewerb ausgewählt worden (industrie-kultur-Meldung). Die Verschiebung der zunächst für Juni 2010 angesetzten Eröffnung erwies sich als Glücksfall; weil die Überdachung noch nicht montiert war, entging sie Schäden durch umstürzende Bäume während der Frühjahrsstürme des Jahres 2010. Zur Extraschicht am 19. Juni wurde der Besuchersteg durch die Ausgrabungen eröffnet. Über den Steg wird der Besucher durch die Ursprünge der Eisen- und Stahlindustrie geführt werden.

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Dank moderner 3-D-Animationen und Schautafeln wird das zunächst verwirrend erscheinende Gemenge von Mauerresten und Fundamenten für den Besucher aufgeschlüsselt. Nicht nur die Gesamtanlage wird dabei gemäß verschiedener historischer Zeitpunkte wieder lebendig, auch einzelne Anlageteile wie ein Hochofen, ein Kupolofen, ein Kesselhaus und eine Gießerei werden entsprechend ihrer tatsächlichen Entwicklung hochgezogen, umgebaut und abgerissen. Die Bildschirmanimationen werden bis zur endgültigen Fertigstellung des Parks bereits jetzt im Museum St. Antony zu sehen sein.

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Mitte August konnte schließlich Teil eins des tonnenschweren Stahldaches mit schwerem Gerät und viel Fingerspitzengefühlt über die archäologisch ausgegrabenen Reste der Produktionslagen der ehemaligen Eisenhütte aufgesetzt werden, die als die Keimzelle der Ruhrindustrie gilt. Der eindrucksvolle Überbau aus insgesamt über 320 miteinander verschraubten Stahlblechplatten bringt über 73 Tonnen auf die Waage und wird, wenn auch die zweite Dachhälfte montiert ist, 900 Quadratmeter überspannen. Die Konstruktion des futuristischen Stahldachs, das den LVR-Industriearchäologischen Park wie eine Muschel überspannen wird, ist nach Angaben der Bauherren innovativ und ausgefallen und wurde in der Praxis bisher noch nie erprobt. Die Baumaßnahmen erfordern daher eine besonders gründliche Vorbereitung, so dass manche Berechnungen mehrfach geprüft werden mussten. Der lange Winter hat zudem zu erheblichen Bauverzögerungen von insgesamt fast drei Monaten geführt. Industriearchäologie im engeren Wortsinn spielt auch im Ruhrgebiet eine zunehmend bedeutendere Rolle. Auf einer regionalarchäologischen Tagung in Duisburg ("Archäologie im Ruhrgebiet“) waren den Ausgrabungen auf dem Essener Krupp-Areal eigene Vorträge gewidmet.

Weitere Informationen zum Museum St. Antony-Hütte hier ­