Zweiter „Lockdown“ der Museen im November erzeugt Enttäuschung und Widerspruch

Als „symbolischen Akt“ bezeichnet ein von zahlreichen Leiter*inne*n von Kunstmuseen insbesondere in NRW unterzeichneter offener Brief die kurzfristige und ausnahmslose Schließung der Museen im Rahmen der neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland. Man habe bereits auf alle risikoreichen Veranstaltungen und Angebote verzichtet, der Besuch der Museen generell stelle allerdings eine der sichersten Aktivitäten dar. Angesichts der vielen Einschränkungen und Corona-bedingten Ausgaben und Maßnahmen sei man enttäuscht, so pauschal behandelt zu werden. Der Kulturbereich leide bereits jetzt überproportional unter den Einschränkungen und werde bleibende Schäden erleiden, die einen massiven gesellschaftlichen Verlust bedeuteten…

Gleiches gilt sicherlich auch für die gleichermaßen betroffenen historischen und industriekulturellen Museen und museumsartigen Standorte. Die Kürze der Schließungsfrist macht allerdings einen organisierten Widerspruch oder gar nachträgliche Verhandlungen weitgehend unmöglich. Sie fügten sich deshalb ins Unvermeidliche und teilten im Laufe der letzten Oktobertage oder Anfang November ihre vorübergehende vollständige Schließung mit. Dass sich die Museen – bekanntlich weitgehend in öffentlicher Trägerschaft – wie Gastronomie und Hotellerie gerichtlich gegen die Schließung wehren, erscheint wenig wahrscheinlich. Nicht weniger als katastrophal muss allerdings die Situation der freien, kommerziell betriebenen und nicht subventionierten Einrichtungen bezeichnet werden. Diesem wichtigen Teil des Kulturgeschehens, durchweg als unverzichtbare und besonders kreative und innovative Szene anerkannt, droht derweil vollkommen die Puste auszugehen. Ein profitables und adäquates Ausweichen in den virtuellen Raum ist hier kaum machbar; viele Angebote leben von der Nähe, der Begegnung und dem direkten Erlebnis und Dialog.

Dass das Fehlen dieser Dimensionen als schmerzhaft und unerträglich auch von den „Konsumenten“ und Besuchern begriffen wird, führt hoffentlich „danach“ zu einer höheren Wertschätzung dieser Aspekte und Formen der kulturellen Vermittlung und Bildung. Bis dahin bleiben nur die – meist doch sehr überschaubaren – virtuellen Angebote und der Rückgriff auf die Konserven, und die zunehmende Sehnsucht nach dem „Authentischen“ und der direkten Begegnung.

Dokument: Stellungnahme der Kunstmuseen
Stellungnahme der Kunstmuseen zur geplanten Schließung ab 2.11.2020

Link zur Mitteilung des LVR über die Museumsschließung

Foto: LVR-Industriemuseum St.-Antony-Hütte, Oberhausen