Glauchau: Petition wendet sich gegen Abriss des Palla-Werkes

„Gegenwärtig plant die Stadt Glauchau den Abriss des denkmalgeschützten Komplexes der Palla-Textilwerke auf der Otto-Schimmel-Straße in Glauchau. Ein eindrucksvoller Industriebau von 1927/28 als bauliche Vereinigung der Webereien Boeßneck & Meyer sowie Ernst Seifert. In der DDR als Werk I des „VEB Palla Textilwerke Glauchau“ der Stammbetrieb des „VEB Kombinat Wolle & Seide Meerane“ und damit einer der wichtigsten Textilstandorte für die Flächenbildung in Ostdeutschland…

Der Gebäudekomplex mit seiner Architektursprache des Neoklassizismus, Neobarock und Art Déco kann heute als gestalterisches Vorzeigeobjekt der sächsischen Textilindustrie angesehen werden und zeugt mit einer beeindruckenden Detailtiefe von der Verflechtung der Industrie mit den Stadtstrukturen sächsischer Städte. Dank regelmäßiger Instandsetzungen (z.B neue Dacheindeckungen 2018) durch die Stadt Glauchau ist der Bauzustand sanierungsfähig.

Die Stadt Glauchau plant nun den Abriss aufgrund eines Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2012. Hintergrund ist nicht der bauliche Zustand des Denkmals oder ein Flächenbedarf, sondern das Auslaufen der EFRE-Fördermittel für Stadtentwicklung zum Jahr 2020 und damit eine ca. 80% Förderung durch europäische Mittel für den Abriss von leerstehenden innerstädtischen Bauwerken.

Ein halbes Jahr vor der 4. Sächsischen Landesausstellung zur sächsischen Industriekultur in Zwickau und dem Jahr der Industriekultur Sachsen 2020 versuchen wir als Initiative Industrie.Kultur.Ost gemeinsam mit dem Denkmalverein Glauchau e.V. auf bürgerlichen Weg einen weiteren schmerzhaften Verlust in der industriekulturellen Identität des Freistaat Sachsen zu verhindern. Dazu haben wir eine Petition an den Stadtrat Glauchau gestartet für die Aufhebung des Abrissbeschlusses und für den Erhalt der Palla in Glauchau. Die Reaktion der Stadt  Glauchau kann als Torschlusspanik angesehen werden, trotz solidem Zustand des Bauwerkes und noch bestehendem Denkmalstatus.

Wir wollen mit dieser Petition aber nicht gegen die regionale Politik arbeiten, sondern einen Dialog fokussieren, wie die Palla gezielt und professionell an neue Eigentümer mit einer zeitgemäßen Immobilienvermarktung veräußert werden kann und neues Leben im Herzen der Stadt einziehen kann. Auch erreicht die Palla so einen internationalen Bekanntheitsgrad, nicht zuletzt haben bereits mehrere Investoren ein Interesse am Baudenkmal angemeldet. Unter dem Strich eine gute Basis für neues Leben in der Palla. Leider hat die Stadtführung bisher jede Art von Dialog sowohl mit uns, als auch mit den interessierten Investoren abgelehnt und stellt damit demokratische Grundsätze unserer modernen Gesellschaft in Frage.

Die Petition zum Erhalt der Palla läuft noch wenige Tage und bisher haben sich über 1300 Menschen deutschlandweit für dieses Objekt ausgesprochen. Ich lade hiermit jeden ein auch ein Zeichen für dieses deutsche Industriedenkmal zu setzen und seine digitale Unterschrift unter die Petition zu setzen unter: https://www.openpetition.de/petition/online/kein-abriss-der-palla-in-glauchau

Ein Pro und Contra zu einer Nachnutzung der Palla finden Sie auf der Petitionsseite. Weitere Informationen zur Palla und ihrer Geschichte finden Sie unter: https://www.industrie-kultur-ost.de/palla-retten/

 

Nach Ablauf der Petition ist das Ziel eine Interessengemeinschaft „Zukunft Palla“ zu bilden, um gemeinsam über bürgerliche Strukturen hinweg das Areal zu beleben, aufzuwerten und Investoren sowie neue Nutzungen zu finden. Der Schwung aus dem bisher starken Zuspruch durch die Petition soll so aufgenommen werden.

Auch zu dieser Interessengemeinschaft lade ich jeden ein teilzuhaben und gemeinsam einem Stück der sächsischen Industriekultur neue Zukunft zu geben.

 

Für Fragen stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.

 

Mit besten Grüßen

Sebastian Dämmler

 

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INDUSTRIE.KULTUR.OST
Ehrenamtlich für bedrohte Industriekultur

B.Eng. Sebastian Dämmler
Koordinator

Mail: kontakt@industrie-kultur-ost.de
Web: www.industrie-kultur-ost.de