Bochum: Deutschlands größtes Dampf-Festival im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

Rauchende Schlote, heißer Dampf und das Schnaufen der Maschinen sind am Samstag und Sonntag (25. und 26. Mai) im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zu erleben. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist nach eigenen Angaben Gastgeber des Dampf-Festivals Ruhrgebiet. Mit knapp 50 Maschinen aus 110 Jahren im vollen Dampfbetrieb sei es das größte seiner Art in Deutschland…

Vor dem Malakowturm der Zeche Hannover lassen 18 originale Dampftraktoren, Dampfwalzen, Lokomobile, dampfgetriebene PKW und LKW aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden das Dampfzeitalter lebendig werden. Hinzu kommen über 25 originalgetreue Nachbauten im Maßstab 1:2 bis 1:5. Sämtliche Maschinen stehen unter Dampf und werden im Fahrbetrieb vorgeführt. Beim Dampf-Corso, der an beiden Tagen um 15 Uhr zur Tour rund um die Zeche startet, werden die Maschinen im Einzelnen vorgestellt.

„Die mächtigen Maschinen unter Dampf zu sehen, ist ein einmaliges Erlebnis. Man spürt die Hitze, riecht den Rauch, hört das Schnaufen der Maschinen und sieht die über hundert Jahre alte Technik in Bewegung“, freut sich Museumsleiter Dietmar Osses, der das Festival organisiert hat.

Ein Jahr nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland stellt die Beschaffung der Kohlen für die Dampffahrzeuge eine besondere Herausforderung für die Veranstalter dar. „Im Ruhrgebiet gibt es nur noch einen einzigen Händler, der die richtigen Kohlen liefern kann – und die kommen aus Kolumbien“, erläutert der Werkstattleiter des LWL-Industriemuseums, John Dobronz.

Tonnenschwere Dampf-Traktoren bilden den Schwerpunkt des Festivals. Sie dienten vor hundert Jahren als Ackerschlepper oder Zugmaschinen für große Lasten und kamen auch als Antrieb für Sägewerke, Steinbrecher oder Dreschmaschinen auf dem Feld zum Einsatz. Sieben Maschinen vom robusten Schlepper bis zur glanzvollen Zugmaschine für Schausteller sind beim Dampf-Festival zu erleben.

Während heute vor allem in England und den Niederlanden viele originale Dampffahrzeuge erhalten sind, ist das Ruhrgebiet die heimliche Hauptstadt des Dampfmodellbaus. Zahlreiche ehemalige Maschinenbauer, Ingenieurinnen und Enthusiasten verbringen große Teil ihrer Freizeit mit der Fertigung von detailgenauen Nachbauten von Dampffahrzeugen und Dampfmaschinen. Beim Dampf-Festival sind über 25 Dampf-Walzen, dampfgetriebene Traktoren und Spezialfahrzeuge als maßstabsgenaue Nachbauten im Betrieb zu erleben. Sie drehen ihren Runden um den Malakowturm der Zeche Hannover und laden Kinder zum Mitfahren ein.

Steampunk-Treff
Das Dampf-Festival Ruhrgebiet ist gleichzeitig Treffpunkt der Steampunk-Szene im Revier. Die Steampunk-Vereinigung „Vaporium Ruhr“ gestaltet beim Dampf-Festival ein Steampunk-Treffen mit vielen Akteuren und Ausstellern aus der Region. „Seit unserer Ausstellung zu Subkulturen im Ruhrgebiet pflegen wir gute Kontakte zur Steampunk-Szene, die die Utopien des Jule-Verne-Zeitalters weiterlebt. Der Malakowturm der Zeche Hannover und die vielen Dampffahrzeuge bilden einen idealen Rahmen für die Steampunk-Szene. Wir erwarten eine Menge Gäste in phantastischen Kleidungen“, so Osses.

Begleitprogramm für die ganze Familie
Mit den zahlreichen Dampfmaschinen in Aktion ist das Dampf-Festival ein Erlebnis für die ganze Familie. Spezielle Dampf-Workshops für Kinder erläutern auf spielerische Art und Weise das Geheimnis der Dampfkraft. Im Kinderbergwerk Zeche Knirps können die jüngsten Besucherinnen und Besucher die Arbeit in einem Bergwerk nachvollziehen und erleben, wie mühevoll die Kohle abgebaut wurde. Mitmach-Aktionen und Vorführungen des Zirkus Luftikus vervollständigen das vielfältige Begleitprogramm.

Das seltenste Exemplar des Festivals ist ein Sentinel Super Tractor aus dem Jahr 1924. Weltweit sind nur noch drei Exemplare dieses Dampf-LKW erhalten. Das Fahrzeug war früher als Zugmaschinen für Forstarbeiten im Einsatz und diente bis in die 1960er-Jahre als Schlepper und Rangiermaschinen im Hafen von Teinmotuh in Südengland.

Die älteste Dampfmaschine des Festivals ist eine dampfgetriebene Feuerspritze aus dem Jahr 1901, gebaut in der tschechischen Maschinenbaufabrik Smekal. Die Dampfkraft wurde bei in dem Spritzenwagen zum Antrieb der Wasserpumpe genutzt – gezogen wurde das Gefährt von Pferden.

Die größte Dampfmaschine hat dagegen das LWL-Industriemuseum Zeche Hannover selbst zu bieten: Es ist die historische Fördermaschine in der Maschinenhalle, die älteste Fördermaschine des Ruhrbergbaus, die noch am Originalstandort zu sehen ist. Sie setzt bei Schauvorführungen die mächtige Koepescheibe in Bewegung.

Dampf-Festival Ruhrgebiet
Sa/So, 24. – 25. Mai 2019, jeweils von 10 bis 18 Uhr
LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251, 44793 Bochum
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3 Euro
http://www.lwl-industriemuseum.de

Abbildung: Originalgetreuer Nachbau eine Mc Laren Dampf-Traktors.
Foto. LWL/Hessmann