Duisburg: „Akzente“ zum 300. Geburtstag des Hafens Ruhrort

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Schifffahrt für Ruhrort deutlich an. Eine Schiffergilde war bereits entstanden, und die erste moderne Werft nahm 1712 ihre Arbeit auf. Doch noch immer ankerten die Schiffe auf dem Strom. Im Jahr 1715 fasste der Ruhrorter Magistrat den Beschluss, ein Hafenbecken zu bauen. Mit dem Bau wurde zwar begonnen, doch der Ausbau stockte. So erneuerte der Magistrat am 16. September 1716 den Beschluss, das Hafenbecken zu bauen. Dieser Beschluss gilt als Gründungsdatum des Ruhrorter Hafen…

Vor 300 Jahren entstand also die bescheidene Keimzelle der heutigen Duisburger Häfen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie zum Motor und zugleich Gewinner der Industrialisierung und des wirtschaftlichen Wachstums an Rhein und Ruhr. Heute gelten sie als größter Binnenhafen der Welt und haben sich als „duisport- Gruppe“ zur führenden Logistikdrehscheibe in Zentraleuropa entwickelt.

Der Hafengeburtstag bietet den Duisburger Akzenten zahlreiche Ansatzpunkte zu wirtschafts-, heimat- und sozialgeschichtlichen Rückblicken und Debatten. Doch jenseits von sozialwissenschaftlichen Aspekten ist der „Hafen“ ein Bild und eine Metapher für unterschiedliche menschliche Daseinszustände. Der Hafen kann Ankerplatz für Menschen und Güter, ein Ort des Transits und eine Zwischenstation auf einer längeren Reise sein. Einwanderer betraten und betreten noch immer oft in einem Hafen ein Land, von dem sie Schutz vor politischer Verfolgung, Krieg oder Elend erhoffen. Güter werden im Hafen gelagert und umgeschlagen, um irgendeinen anderen Bestimmungsort zu erreichen. Der Hafen ist ein Ort, der die Heimat mit der weiten Welt verbindet.

Häfen sind auch Orte des Aufbruchs. Hier begannen Forschungs- und Entdeckungsreisen oder gingen – und gehen – Auswanderinnen und Auswanderer mit Gefühlen zwischen Angst und Hoffnung an Bord. Zugleich verspricht der Hafen Rettung, Schutz und zumindest vorläufige Ruhe in den Stürmen (des Lebens).

Durch ihre Funktion sind Häfen zwangsläufig auch Orte der Begegnung und des Austauschs. Fremdartige Güter kommen an, Menschen aller Kontinente und Schichten treffen aufeinander, die eigenen Traditionen reiben sich an fremden. Durch diese Konfrontation sind Häfen auch die Geburtsstätten neuer Kunstformen oder -stile. Gerade in der Musik ist das besonders auffällig. In New Orleans (Jazz), Buenos Aires / Montevideo (Tango), Liverpool (Beat) oder Piräus (Rembetiko) entstanden Musikstile im Umfeld der Vergnügungsviertel, die später die offiziellen Konzertsäle und die Feuilletonspalten eroberten.

Die „37. Duisburger Akzente“ wollen in die Welt der Häfen eintauchen und – wie es Aufgabe eines Kulturfestivals ist – ihre verschiedenen Bedeutungen, Assoziationen, Bildhaftigkeiten über die rein wirtschaftliche Ebene hinaus diskutieren und erfühlen, um ganz eigene „Hafengeschichten“ zu erzählen.

Bei der Verwirklichung der „37. Duisburger Akzente“ wird der Stadtteil Ruhrort mit seinen Hafenbecken sicherlich eine besondere Rolle spielen. Die „Akzente“ werden Kultur dorthin tragen, wohin sie sonst nur selten kommt, an Hafenbecken, auf Lagerflächen und an Anlegern. Zugleich besteht das Festival darauf, dass der „Hafen“ mit all seinen Mythen ein globales Thema ist, das in der gesamten Stadt und ihren kulturellen Institutionen umgesetzt wird.

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