Bielefeld: Industriekultur auf dem NRW-Tag 2014 und in der Stadt

Wenn das Land Nordrhein-Westfalen seinen Geburtstag feiert, wird daraus ein Schaufenster von Kultur und Politik. Die Wahl fiel in diesem Jahr auf Bielefeld, das so gleichzeitig seinen 800. Geburtstag als Stadt begeht. Während die rheinischen Römerstädte im Westen des Landes meist schon zwei Jahrtausende vorweisen können, entstanden die Städte auf der „germanischen“ Seite des Rheins erst im Mittelalter…

Sie waren weniger politisch-strategische als ökonomisch fundierte Gründungen, als Handelsstädte, regionale Zentren der Wirtschaft und Verwaltung. So stieg auch Bielefeld als Umschlagplatz für den regionalen Leinenanbau auf. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm Leinen- und übrige Textilverarbeitung mit industrieller Technik ihren Anfang, und auch der Textilmaschinenbau etablierte sich, der Nähmaschinen und bald auch Fahrräder zu typischen Bielefelder Spezialitäten machte.

Eine kleine Zahl umtriebiger und erfolgreicher Unternehmerfamilien trieb nicht nur die industrielle Entwicklung von Stadt und Region voran, sondern unterstützte auch soziale Fortschritte, deren herausragendes Ergebnis die Von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel sind. Sie betätigten sich auch als Architektur- und Kunstmäzene, etwa die Familie Oetker.

Gemeinsam ist den Schwerpunkten Bielefelder „Industriekultur“, dass sie ein starkes regionales Fundament besitzen und sich an Kleinverbraucher, Selbständige Handwerker und Gewerbetreibende richten. Sie bilden damit einen Gegenpol zur Montanindustrie des Ruhrgebietes mit seinen nationalen und internationalen Verflechtungen, großdimensionalen Strukturen und massiven sozialen Einflüssen.

Neben der „Meile der Industriekultur“, die auf dem NRW-Fest die Aktivitäten und Schätze aus allen Landesteilen präsentiert, hat Bielefeld deshalb permanent industriekulturelle Highlights zu bieten: Die Ravensberger Spinnerei, ein „englisches Fabrikschloß“ der Mitte des 19. Jahrhunderts, dessen Erhalt und Umnutzung auch zugleich einen Markstein der Industriedenkmalpflege in Deutschland darstellt; die heute umgenutzten Fabrikkomplexe von bekannten Marken wie Dürrkopp, aber auch soziale Meilensteine wie Bethel und kulturelle Einrichtungen wie die expressionistische Oetker-Halle und die Kunsthalle.

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Industriekultur in Bielefeld