Lindlar: Ausstellung „Krieg und Licht. Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914“. Wie der elektrische Strom ins Bergische kam

Bis zum 14. Dezember 2014 präsentiert das LVR-Freilichtmuseum im bergischen Lindlar die Geschichte der Elektrifizierung im ländlichen Raum. Passend dazu wurde ein historischer Transformatorenturm im „Bergischen Stil“ im Museum eingeweiht…

Lindlar-WA-Trafoturm

Die interaktive Präsentation widmet sich, so das Museum, den vielfältigen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Facetten der Elektrifizierung im Bergischen Land. Anschauliche Inszenierungen dokumentieren den Einzug der Elektrizität in Haus und Hof. Wie veränderte sich der Alltag der Menschen durch den Strom? Wie wirkte er sich auf Landwirtschaft und Gewerbe aus? Und welche Rolle spielte der Erste Weltkrieg bei dieser Entwicklung?

Eine Vielzahl von Objekten aus der Zeit um 1914 dokumentiert die Elektrifizierung der Region. Ein besonderes Ausstellungsstück hat das LVR-Industriemuseum Oberhausen, Schauplatz Engelskirchen, zur Verfügung gestellt: Eine rund 130 Jahre alte Flachring-Dynamomaschine der Firma S. Schuckert aus Nürnberg. Ab 1886 wurde sie von der Wasserkraftanlage der Firma Baldus in Osberghausen angetrieben und erzeugte dort den ersten Strom im Oberbergischen.

Zunächst wurde die Elektrizität skeptisch und mit Vorsicht betrachtet, konnte man doch die neue Energie aus der Steckdose weder hören noch riechen. Dann fand sie rasche Verbreitung, denn bald galten die von ihr betriebenen Motoren als die Retter der Landwirtschaft und des Kleingewerbes, federten sie doch die dramatischen Folgen der Landflucht ab.

Die Elektrifizierung ermöglichte die Zweite Industrialisierungsphase des ländlichen Raumes, nachdem bereits einige Jahre zuvor die Eisenbahn der rasche und preiswerte Träger von Kommunikation und Warenaustausch mit den Städten geworden war.

Die ländlichen Haushalte profitierten zunächst kaum vom Ausbau der Elektrizitätsversorgung. Jedoch mit der Kriegsniederlage Deutschlands änderten sich die Verhältnisse grundlegend: Die im Ersten Weltkrieg geschaffenen Kraftwerkskapazitäten kamen nun allen Menschen zugute. In den Nachkriegsjahren forcierten die rheinischen Energielieferanten deshalb die zuvor als unrentabel geltende Verstromung der verstreut liegenden bergischen Dörfer und Weiler. Sie konnte bereits Mitte der 1920er-Jahre weitestgehend abgeschlossen werden.

Die Lindlarer Ausstellung ist Teil des LVR-Verbundprojekts „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“. Damit erinnert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) nicht nur an diesen ersten Konflikt der Geschichte, der die ganze Menschheit ergriff, sondern thematisiert auch die zahlreichen Einflüsse der Moderne, die den Alltag im Rheinland fundamental veränderten. Erstmalig arbeiten alle LVR-Museen und Kulturdienste mit zahlreichen Partnern der kommunalen Familie im Rheinland zusammen, um die Voraussetzungen und Konsequenzen des Ersten Weltkriegs zu erforschen.

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