Archiv für den Monat: Januar 2013

Steinhagen/Westfalen: Streit um Alkohol im Strassenverkehr

Nun ist ein neuer Ansatz aus dem westfälischen Steinhagen bekannt geworden. Kaum jemand würde diesen Ort kennen ohne sein bekanntestes Produkt, den "Steinhäger". Der Hochprozentige mit Wacholder wird tradtionell nicht in Glasflaschen abgefüllt, sondern in undurchsichtige Steinzeugflaschen. Wie der Steinhäger flüssig ausieht, erfährt man deshalb erst beim Einschenken. Um so bekannter ist die tönerne Flasche, auch "Kruke" genannt.

In ­leicht vergrößterter Ausführung schmückt sie nun auch einen Verkehrskreisel in der westfälischen Kleinstadt. Dies rief nach Medienberichten Bedenken hervor, eine solch unübersehbare Alkoholwerbung sei im Strassenverkehr nicht sinnvoll. Vielleicht ist man aber auch vor Ort die dauernde und ausschliessliche Identfikaton mt dem hochprozentigen Destillat leid, zumal, abgesehen von den Herstellern, die einst bedeutende lokale Brennereindustrie durch eine Vielzahl anderer Unternehmen abgelöst wurde.

Ganz verzichten auf überdimensionale Alkohol-Werbung braucht die Gemeinde dennoch nicht – schon seit längerem thront eine fünf Meter hohe Flasche auf dem Turm des Historischen Museums und wird als Wahrzeichen verstanden.

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Oberhausen/Engelskirchen: Schauplatz des LVR-Industriemuseums erhält einen neuen Schwerpunkt

­Wegen Umbauarbeiten bleibt die Baumwollspinnerei Ermen & Engels vom 24.12. 2012 nach Angaben der Museumsleitung bis voraussichtlich April 2013 geschlossen, um dann mit der Sonderausstellung "Fashion Lights" wieder eröffnet zu werden. Im früheren Zwirnereigebäude richte das LVR-Industriemuseum ein Ausstellunghaus mit Denkmalpfad ein. Auf knapp 600 qm werden dann regelmäßig spannende Wechselausstellungen zu industrie- und kulturgeschichtlichen Themen zu sehen sein. Die Wasserkraftanlage – bisher einer der Schwerpunkte der bisherigen Dauerausstellung zum Thema „Elektrizität“ – könne im Winter nur noch bei Führungen besichtigt werden. Damit reagiere das Museum auf das stark schwankende Besucheraufkommen und bemühe sich, seine Ressourcen optimal einzusetzen.

Wie Museumsleiter Hauser im Vorwort zur Quartalsprogramm-Broschüre 1/2013 ausführt, sei das Ziel, bei knapper werdenden Finanzen die Standorte flexibler und attraktiver zu machen. Dafür solle mehr Platz für Sonderausstellungen geschaffen werden; die Dauerausstellungen müssten aktualisiert und das Programm insgesamt durch neue Themen ergänzt werden. Die Besucher lädt Hauser zur aktiven Beteiligung an diesem "Weg der Erneuerung" ein.

Übrigens: Der Oelchenshammer in Engelskirchen-Bickenbach werde ab April 2013 wieder in gewohnter Weise geöffnet sein.

LVR-Industriemuseum
Baumwollspinnerei Ermen & Engels

Engels-Platz 2
51766 Engelskirchen

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Witten: Ausstellung: Albert Renger-Patzsch – Industriefotografien für SCHOTT

­Das SCHOTT-Archiv in Jena verwahrt Konvolute von Glasplattennegativen und Vintage Prints des Fotografen, die in den 1930er und 1950er Jahren in mindestens drei Glaswerken – Jena, Mainz und Grünenplan – aufgenommen wurden. Die Fotografien sind für die Unternehmens- ebenso wie für Technikgeschichte interessant; an ihnen kristallisiert sich das Verhältnis zwischen dem auftraggebenden Unternehmer und dem renommierten Fotografen. Letztlich geben sie Auskunft über das in Zusammenwirken von Industrie, Kunst und Handwerk und dürfen als herausragendes Zeugnis der Industriekultur gelten. Für die SCHOTT-Glaswerke hat er in den 1930er und 1950er Jahren eindrucksvolle Werbefotografien angefertigt.

Die Fotografien waren zuvor in der Glashütte Gernheim in Petershagen zu sehen. Das LWL-Industriemuseum präsentierte sie dort in erster Linie als wertvolle Dokumente der Glasproduktion zur Zeit der Hochindustrialisierung. Für die Zeche Nachtigall ist die Präsentation zugleich Anlass, einen Blick auf den Erfinder Otto Schott und die Spuren, die er in seiner Heimatstadt hinterlassen hat, zu werfen.

Bei regelmäßigen Führungen werden einzelne Aspekte der Ausstellung vertieft, etwa am 5. Januar 2013 um 14 Uhr das Thema „Albert Renger-Patzsch und die morderne Fotografie“. Die Führung ist im Museumseintritt enthalten: Erwachsene 3 Euro, Kinder 1,50 Euro, Familienkarte: 7,50 Euro.

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Solingen/Köln: Viel Kölnisch Wasser im Museum Plagiarius

­Was so erfolgreich und unverzichtbar ist, ruft geschäftstüchtige Nachahmer auf den Plan. Die Familie Farina – ihr gehört bis heute das Stammhaus „gegenüber dem Jülichs-Platz“ (und schräg gegenüber dem Wallraf-Richartz-Museum) – ficht seit jetzt über drei Jahrhunderten gegen die Konkurrenz. Hartnäckigster (und weitaus erfolgreichster) Konkurrent war dabei die Familie Mülhens („4711“), die es zu sagenhaftem Reichtum brachte. Neben deren Stammhaus (nach dem Wiederaufbau schräg gegenüber dem Opernhaus), dem legendären Blau-Gold-Haus am Dom, einer Ikone der 50er-Jahre-Architektur in Köln (heute befinden sich darin Luxussuiten des Domhotels) sowie dem inzwischen umgenutzten Fabrikkomplex in Ehrenfeld hat sich die Familie im rechtsrheinischen Köln den bei weitem umfangreichsten (und perfekt abgeschirmten) Herrschaftssitz mit umfangreichen Gestüt und allem erdenklichen Zubehör angelegt – es hierin der geadelten jüdischen Kölner Bankiersfamilie Oppenheim gleichtuend.

Aber zurück zu Farina, die bescheiden und bodenständig an ihrer angestammten Strassenecke in der Kölner Altstadt verharrten. Dort kann man noch heute auf Anmeldung dem wiedererstandenen Firmengründer begegnen und sich von ihm durch die Sammlungen und historischen Szenen führen zu lassen – auch wenn der italienische Akzent ein wenig polnisch klingt. Ein, wie erwähnt, nie endender Aspekt der Geschichte ist dabei die Verteidigung der Namens- bzw. Markenrechte, ein wirtschaftshistorisches Spezifikum, dass das kostbare Duftwasser etwa mit namhaften Likören und Magenbittern, aber auch ganz anderen Produkten teilt.

Unter dem Titel „Farina Original Eau de Cologne“ zeigt noch bis zum 28. Februar 2013 das Museum Plagiarius in Solingen – übrigens in einem umgenutzten Teil des Solinger Hauptbahnhofs untergebracht – nach eigenen Angaben die schier endlose Geschichte der Aneigung des Namens Farina, die Nachahmung der Produktgestaltung und der phantasievollen Schummeleien, die dazu dienten, am Erfolg des vielleicht weltweit bekanntesten Kölner Markenproduktes teilzuhaben. Dass Farina heute als bescheidenes Unternehmen im Schatten des expandierten und globalisierten „4711“ steht, macht um so deutlicher, dass der Name allein nicht unbedingt mehr reicht, um ein Marktmonopol aufrechtzuerhalten. So bleibt „Farina Original“ nur, sich wiederum in marktgerechte Beziehung zum großen Nachahmer zu setzen und „klein, aber fein“ zu überleben.

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.