Archiv für den Monat: Dezember 2010

Oberhausen/Köln: „Der andere Blick“ zeigt Nordrhein-Westfalen als Heimat der Industriekultur

­Daß Nordrhein-Westfalen zwischen Wesel und Bonn, Aachen und Minden industriekulturell weit mehr zu bieten hat, machen die fünfzig ausgewählten Zeugnisse der Industriekultur ebenfalls deutlich. Die Vielfalt der Regionen und Branchen wie auch der unter dem – bewusst weit gefassten – Begriff der Industriekultur wie auch die oft zufällige Überlieferung habe eine branchenbezogene oder regionale Gliederung als eher hinderlich und die gewählte ortsalphabetische Anordnung als neutrale Alternative erscheinen lassen.

LWL-Museumsdirektor Hauser erläuterte in seiner Einführung, es sei gerade dem dezentralen Charakter der nordrhein-westfälischen Industriemuseen angemessen, den Blick über das derzeit omnipräsente und inzwischen auch international bekannte Ruhrgebiet auf die zahlreichen weiteren Regionen des Landes zu lenken, deren Industriedenkmale nicht minder bedeutend seien, allerdings oft in stärkerer Konkurrenz zu klassischen Kulturthemen stünden. Die Autoren – inzwischen in anderen Bereichen des LVR-Kultursektors tätig – betonten, dass die nicht leichte Arbeit an diesem Band für sie nach jahrzehntelanger Tätigkeit mit und für Industriedenkmale auch den Charakter einer persönlichen Rückschau gehabt habe. Schließlich hätten der LVR und sein westfälischer Schwesterverband LWL als Vorreiter der Industriedenkmalpflege in Deutschland entscheidend zur Sicherung und Einbindung dieser Zeugnisse in die regionale Identität wie in den Prozess des Strukturwandels beigetragen.

Verlagsleiter van Mehlis wies darauf hin, dass der Verlag nicht auf kurzfristiges Interesse setze, sondern überzeugt sei, dass die Industriekultur inzwischen dauerhafter Bestandteil der regionalen Identität sei. Trotzdem seien ihre Zeugnisse noch immer zu wenig bekannt und als gleichwertiger Teil des kulturellen Erbes akzeptiert.

Mit den Aufnahmen des renommierten Architekturfotografen Florian Monheim könne diese Gleichrangigkeit trotz der Besonderheiten der Industriekultur auch im Bild deutlich werden und jene ansprechen, die an die Ästhetik traditionellerer Präsentationsformen gewöhnt seien. Dies sei gerade im Bereich der Industriemuseen Methode, um über Ästhetik den Blick weitaus schwerer darstellbare soziale und wirtschaftliche Thematiken zu lenken. Dies gelte auch für die Texte: Auf eine eher konzentrierte Einführung, die auch die Genese der Industriedenkmalpflege erläutere, folgten allgemeinverständliche Texte, die am Objekt auch vielfältige historische und kulturgeschichtliche Aspekte erläuterten. Wer mehr wissen oder die Bauten und Anlagen besuchen wolle, fände neben dem Anhang mit Fachliteratur auch die genauen Namens- und Ortsangaben.

Für Sammler bieten Verlag und Fotograf auch eine Sonderedition mit limitiertem und signiertem Originalabdruck an, die über den Kunstbuchhandel vertrieben wird.

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Die andere Schönheit – Industriekultur in Nordrhein-Westfalen

Eckhard Bolenz und Markus Krause (Text), Florian Monheim (Fotos)
Greven Verlag, Köln
224 Seiten mit 242 farbigen Abbildungen
Leinen mit Schutzumschlag, Format 31 x 24,5 cm
48,00 Euro, ISBN 978-3-7743-0466-6