Archiv für den Tag: 24. November 2010

Rheinfelden: Abbruch des historischen Wasserkraftwerks hat begonnen

­IG pro Steg-Vorstandsmitglied Beretta scheibt dazu:

Sehr geehrte Damen und Herren, Energiedienst hat auf Mittwoch, den 3. November 2010 den Beginn des Abrisses des potenziellen Weltkulturerbes Kraftwerk Rheinfelden angekündigt. Es erfolgt zuerst der Abriss des Pförtnerhauses, dann wird das Dach abgedeckt und dann Maschinengruppe um Maschinengruppe herausgehoben. Angeblich werden die historischen Maschinen mit Ausnahme eines einzelnen Exemplars der Verschrottung zugeführt.

Heute, am 2. November 2010, hat ICOMOS International einen Aufruf zu einem zweijährigen Abrissmoratorium versandt, verabschiedet wurde die Resolution letzte Woche in Dublin/Irland auf Vorschlag der Nationalkomitees von Deutschland und der Schweiz (Siehe www.icomos.de (unter "Nachrichten") und http://www.icomos.ch/aktualitaeten.html.)

Am 20.10. hat der Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg das Wirtschaftsministerium auf ein Stillhalteabkommen hingewiesen. Dieses wurde nicht zur Eigentümerin Energiedienst AG weitergeleitet. Das Wirtschaftsministerium sieht keine Veranlassung für ein Stillhalteabkommen, so die Badische Zeitung vom 3.11.2010:

„Auf Nachfrage der BZ verlautete aus dem Büro des Petitionsausschusses, dass ein solches Stillhalteabkommen "lediglich internen Charakter" habe und sich auf das Verhältnis zwischen dem Ausschuss und den Behörden beziehe. Ein Stillhalteabkommen gilt generell, das heißt aber, dass es Ausnahmen gebe, entweder wenn die Rechte Dritter berührt sind oder etwa Gefahr im Verzug ist. Dies zu beurteilen obliegt im Fall des alten Kraftwerks dem Wirtschaftsministerium. Dieses sieht aber "keine Veranlassung für ein Stillhalteabkommen", erklärte am Donnerstag ein Sprecher. Ein solches sei nur dann zulässig, wenn es sich eine landeseigene Angelegenheit betroffen sei. Dies sei hier eindeutig nicht der Fall: Der Neubau des Kraftwerks Rheinfelden sei ein privates Vorhaben.“

… dies auch wenn die Hauptaktionärin der Muttergesellschaft EnBW der Zweckverband der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke – ein Verband in öffentlicher Hand – ist.

Das Schweizer Fernsehen hat uns heute abend die Gelegenheit gegeben, diese Neuigkeiten live zu verbreiten (sehr empfehlenswert!). Beachten Sie im Fernsehbeitrag das Transparent „Rheinfelden schreibt Geschichte – so oder so“. 1916 wurde ein Bombenattentat auf das Kraftwerk vereitelt, das Kraftwerk blieb stehen. Heute planen die beiden Städte den „Energieweg“. Bringen sie zusammen mit der Eigentümerin wirklich die Energie auf, die Menschheit eines industriellen Weltkulturerbes zu berauben?

Mit besten Grüssen

Kurt Beretta

Zur Website der IG pro Steg

Angebot des SWR mit Bildern, Interviews und Filmen zum Kraftwerk Rheinfelden

Rheinfelden_Flussseite.450.jpg(Fotos: Christian Bedeschinski, Berlin, 23. Nov. 2010)