Archiv für den Tag: 25. Oktober 2010

Köln: Tagung „Köln und der Rhein. Verkehrsbauten und die „Industrien der Mitte“ zwischen den Revieren“ am 1. Dezember 2010

­Jahrhundertelang lag Köln im Zentrum wichtiger Verkehrsstränge, war einer der bedeutendsten Plätze für den Austausch von Waren zwischen Süd und Nord und Ost und West. Mit dem Mediapark auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Gereon und dem Rheinauhafen kann Köln zwei bemerkenswerte Beispiele für die Umwandlung alter Verkehrsflächen vorweisen. Eifel und Bergisches Land waren die mittelalterlichen Montanreviere Westdeutschlands. Hierzu, wie auch zu dem im 19. Jahrhundert erstarkenden Ruhrgebiet und dem Aachener Revier hatte Köln als Finanz- und Handelsplatz Mittlerfunktion. Auch die Industriestruktur war mit der Herstellung von Bergwerksmaschinen in der Maschinenfabrik Humboldt(später Humboldt-Klöckner-Deutz), mit den Drahtseilen von Felten & Guilleaume und den Förderbändern der Rheinischen Gummiwarenfabrik Clouth auf die benachbarte Montanindustrie orientiert. Zwei dieser Firmen (Clouth und Humboldt) stehen im Zentrum kommunalpolitischer Wirtschafts- und Flächenpolitik; das Carlswerk von Felten & Guilleaume mit dem Schanzenviertel bietet herausragende Aktivitäten privater Investitionen, durch die es gelingen könnte, einen behutsamen und substanzorientierten Strukturwandel ohne die gewaltigen, die Situation im Ruhrgebiet prägenden Subventionen zu bewältigen. Ermutigend ist die vorgesehene Übertragung dieses Modells auf das Gelände des industriegeschichtlich wichtigsten Ortes in Köln: der Gasmotorenfabrik Deutz, wo Nikolaus August Otto in der ersten Motorenfabrik der Welt den Verbrennungsmotor produzierte und den Viertakter erfand. Die Ford-Werke in Köln sind ein gutes Beispiel für die Erhaltung herausragender Industriearchitektur der 1920er in einem produzierenden Betrieb.

Programm

9.00 Anmeldung – Kaffee – Begrüßung

9.30 Prof. Dipl.-Ing. Georg Giebler Universität FH Wismar; Prof. Dr. Walter Buschmann LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland:
Industriekultur in Köln – Bedeutung und Überlieferung

Dr. Hanns Werner Bonny, planquadrat Dortmund
Gewerbeflächen in Köln. Monitoring und Flächenmanagment

Kaffeepause

Thomas Luczak Haus der Architektur, Köln
Kunst und Kultur auf Kölner Industriebrachen – zwischen Duldung, Alibi und Utopie

Boris Sieverts, Büro für Städtereisen:
Andere Räume – Industrielle Orte als Gegenraum, Fremdkörper und Spiegel der bürgerlichen Stadt

12.00 Podiumsdiskussion mit Kommentator
– Achim Dahlheimer, Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW
– Gottfried Eggerbauer Investor
– Thomas Baumgärtel Bananensprayer und Mitglied der Initiative Clouth (CAP Cologne. e.V.)
– Michael Zimmermann Stadtentwicklungspolitischer Sprecher (SPD)
– Dr. Reimar Molitor Geschäftsführer Regionale 2010 Agentur

13.00 Mittagspause

14.00 Dr. Ulrich Krings, Stadtkonservator Köln a. D.; Dr. Thomas Goege LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland:
Rheinauhafen Köln

Dr. Jörg Heimeshoff, Untere Denkmalbehörde Düsseldorf; Dr. Denis Kretzschmar, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland:
Der Düsseldorfer Hafen

Dr. Claudia Euskirchen, Untere Denkmalbehörde Duisburg; Dr. Gundula Lang, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland:
Innenhafen Duisburg

Diskussion mit Kommentator
– Dr. Rolf Bender, Vorstandssprecher Häfen und Güterverkehr Köln
– Prof. Dr. Dietrich Soyez, Rheinische Industriekultur e.V.
Vom Industriedenkmal zur Industrieerlebniswelt – Zum Potenzial industrietouristicher Destinationen im Rheinland

Rainer Klenner, Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW:
Die Europäische Route der Industriekultur. Orte und Objekte in NRW

Diskussion mit Kommentator Dr. Ulrich Soénius Direktor Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv – Geschäftsführer IHK Köln

Technische Hinweise:

Tagungsgebühr 37 Euro (Studierende kostenfrei)
Die Tagung ist von der Architektenkammer NW als Fortbildungsveranstaltung anerkannt Die Teilnehmerzahl an der Tagung ist begrenzt. Wir bitten um schriftliche Anmeldung im Tagungsbüro.

Anmeldung
RWTH Aachen
Lehrgebiet Denkmalpflege
Sekretariat: Frau Ilga
Schinkelstraße 1
52056 Aachen
Tel.: 0241-80-95235
Mail: ilga@denkmal.arch.rwth-aachen.de

Website mit Informationen zur Tagungsreihe

Tagungsort: Köln, Rheinauhafen, Halle 10 (Deutsches Sport- und Olympiamuseum)

Flyer als Download

Cover_IK_II.450.jpg

Mannheim: Nachrichten von der Rhein-Neckar-Industriekultur

­1. Die historischen Bauten von Vögele (siehe industrie-kultur-Meldung, die Red.) bleiben erhalten, das Verfahren ruht, die neuen Eigentümer, die TRIWO AG, wollen die Gebäude nicht abreißen, sondern integrieren.
Die rechtliche Lage ist etwas kompliziert zu erklären: Der Verwaltungsgerichtshof hat die Berufung der Stadt Mannheim gegen das Karlsruher Urteil zugelassen. Damit ist dieses erstinstanzliche Urteil, das die Stadt verpflichtet hat, die Baugenehmigung für den Abriss der Bauten der Fa. Vögele zu erteilen, nicht rechtskräftig. Zu einer Sachentscheidung ist der VGH nicht gekommen, sondern hat auf Antrag der Prozess-Beteiligten beschlossen, das Verfahren zunächst ruhen zu lassen. Die Firma Vögele möchte aus „Rücksicht auf das Stadtbild andere Möglichkeiten mit dem neuen Investor ausloten“.
Die Unterschriftenaktion hat sicher das nötige „öffentliche Erhaltungsinteresse“, das vom Verwaltungsgericht Karlsruhe nicht gesehen wurde, dokumentiert. So konnte beim VGH die Hürde des Zulassungsverfahrens genommen und die Firma Vögele – jetzt mit Sitz in Ludwigshafen – zum Nachdenken über das Mannheimer Stadtbild gebracht werden. Wir danken Ihnen, dass Sie sich daran beteiligt haben.

2. Die Verwaltungsspitze hat den Abriss und Austausch der historischen Gaslaternen gestoppt und arbeitet jetzt ein Konzept zur Erhaltung von Gasleuchten aus, mit dem Ziel, in Mannheim „einen Interessensausgleich zwischen den Klimaschutzzielen und den beispielhaften Erhaltung historischer Leuchten zu erhalten“. Das Konzept soll dann vom Gemeinderat beschlossen werden. Die Anwohnerumfrage der FDP in den betreffenden Stadtteilen hat die hohe Zustimmung pro Erhalt der Gaslaternen ergeben, das Thema ist nun öffentlich. Stadträtin Birgit Sandner-Schmitt, die auch im Denkmalbeirat vertreten ist, betonte noch einmal, dass die Verwaltung bei einem so Ortsbild prägenden Projekt nicht einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden darf.

3. Die Kauffmannmühle in der Hafenstraße soll nicht weiter verfallen. Der Eigentümer kündigte laut Mannheimer Morgen an, dass er „mit dem Wohnungsbau im Mühlensilo und Hallengebäude im Frühjahr zu beginnen“. Die Stadt plant die beiden Nachbargebäude zu einem Haus für Existenzgründer umzubauen. Wir werden sicher weiter davon berichten.

Beim Nachtwandel im Mannheimer Jungbusch an diesem Wochenende (Fr. 22. und Sa. 23. Oktober, jeweils von 20 – 2 Uhr) wird sich unser Verein mit einer Präsentation beteiligen. Eben dieses Silo der Kauffmannmühle in der Hafenstraße wird zur Projektionsfläche für die Ankündigung der FELINA-Ausstellung (Eröffnung am 29.10. um 16 Uhr im Markthaus). Lassen Sie sich überraschen von unseren Bildern und Filmausschnitten. Wir werden (zeitweise) gegenüber vor Digi-Info stehen und Flyer verteilen und freuen uns über Ihren Besuch.

Auf dem Portal der Stadt Mannheim ist die Rhein-Neckar-Industriekultur seit kurzem bei einem eigenen Unterpunkt und mit einem Link vertreten: unter KULTUR.ERLEBEN – eine wichtige Wertschätzung unseres Anliegens (unterstrichen durch ein ausführliches Grußwort des Oberbürgermeisters, die Red.)! Und möglicherweise eine Anregung für andere Städte, denn als regional orientierte Gruppen bieten wir mehr, z.B. am Samstag, 23.10. um 14 Uhr die Führung in Weinheim.
Mehr dazu und zu vielen anderen Objekten der Region finden Sie auf unserer Webseite. Schauen Sie doch mal wieder rein! Hier kommen Sie gleich auf die Übersichtskarte­.

Herzliche Grüße

Barbara Ritter Hilde Seibert Jürgen Herrmann