Archiv für den Tag: 4. August 2010

Clausthal-Zellerfeld: Oberharzer Wasserwirtschaft ins Welterbe aufgenommen

Das Welterbe-Komitee würdigte die Oberharzer Wasserwirtschaft als eines der weltweit größten vorindustriellen Energieversorgungssysteme. Zisterziensermönche des Klosters Walkenried hatten im frühen 13. Jahrhundert erste Teich- und Grabensysteme konstruiert, Bergleute bauten sie über die Jahrhunderte aus. Die technische Entwicklung des Bergbaus im Oberharz war Vorreiter in Europa. Die Welterbestätte "Oberharzer Wasserwirtschaft" besteht aus 107 historischen Teichen, 310 Kilometer Gräben und 31 Kilometer Wasserläufen. Ein Teil der weitläufigen Anlage wird heute als Kulturdenkmal in Funktion erhalten. Hier wird Wasser gesammelt, gespeichert und abgeführt – zum Beispiel in eine der Trinkwassertalsperren des Harzes. Die Wege an den Gräben sind bei Wanderern und Spaziergängern beliebt. Zur Welterbestätte gehören neben dem gotischen Zisterzienserkloster Walkenried auch die Grube Samson aus dem 16. Jahrhundert und drei kleine Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert. Die Oberharzer Wasserwirtschaft war vom Mittelalter bis ins Industriezeitalter der einzige Energielieferant für den Oberharzer Bergbau. Da es auf der Hochfläche keine Flüsse oder Bäche gab, sammelten die Bergleute über kilometerlange Grabensysteme Wasser in Speichern. Von dort wurde es zu den Bergwerken und Hütten geleitet, wo es unzählige Wasserräder über- und untertage antrieb. Damit gewannen die Bergleute Energie, um mit hölzernen Pumpen eingesickertes Wasser aus den Gruben zu befördern, um die Hütten zu betreiben und um Material zu transportieren. Zisterziensermönche im Kloster Walkenried hatten nach eigenen Angaben im frühen 13. Jahrhundert die ersten Teich und Grabensysteme gebaut. Sie waren über drei Jahrhunderte die bedeutendsten Bergherren am Rammelsberg und im Oberharz. Was im Kleinen angefangen hatte, bauten Bergleute zu einem großen Energieversorgungssystem aus. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert entstand eines der bis heute weltweit größten wasserwirtschaftlichen Netzwerke: Generationen von Oberharzer Bergleuten bauten über 150 künstliche Teiche, 500 Kilometer Gräben, 30 Kilometer unterirdische Wasserläufe und 150 Kilometer Wasserlösungsstollen. Für die jahrehundertealten, für zahlreiche andere Regionen vorbildlichen und maßstabsetzenden Anlagen und Entwicklungen im Harz wird damit ein historischer Zusammenhang hergestellt, der ein Betrachtung und das einheitliche Management der Anlagen sowie ihre öffentliche Darstellung und wirtschaftliche Nutzung erleichtern und fördern wird. Deutschland ist weiterhin mit 33 Stätten auf der Welterbeliste der UNESCO vertreten. Besonders Denkmale der Industrie- und Technikgeschichte gelten noch immer als unterrepräsentiert; eine Reihe weiterer Verschläge für Deutschland oder mit deutscher Beteiligung befindet sich in Bearbeitung, so die Berliner „Elektropolis" sowie – als internationales Netzwerk die Schwebefähren unter Einbezug der deutschen Anlagen in Rendsburg und Osten. Auf der Tentativliste stehen derzeit nach Angaben der deutschen UNESCO-Kommission die „Montanregion Erzgebirge“ mit tschechischer Beteiligung, weiterhin der Park Wilhelmshöhe in Kassel mit seinen barocken Wasserspielen, die Faguswerke, Kontorhausviertel und Speicherstadt in Hamburg.

Tourismus-Link

 

Harzwasserwerke (HWW)

Deutsche Unesco-Kommission ­­Buchtipp: Liessmann, Wilfried:Historisch­er Bergbau im Harz. Kurzführer 3., vollst. neu bearb. Aufl., 2010, XIX, 453 S. 394 Abb., 197 in Farbe. Berlin: Springer Verlag, ISBN: 978-3-540-31327-4

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Freude im Oberharz: Kulturministerin Johanna Wanka mit dem HWW- Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard Kraft (Foto: HWW) 

 

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