Archiv für den Monat: Juli 2010

Altena: Tag des offenen Denkmals an und auf der Kulturroute „Südwestfälische Eisenstraße“

Spuren dieser gemeinsamen Wirtschaftsgeschichte hat die ­"Südwestfälische Eisenstraße" hinterlassen, eine Handelsstraße, die das Märkische Sauerland, den Kreis Olpe und das Siegerland schon vor über 500 Jahren eng miteinander verband und somit als früher Vorläufer der B54, der Ruhr-Sieg-Eisenbahnstrecke und der berühmten Sauerlandlinie A 45 betrachtet werden kann. Was im Mittelalter begann, sich vor knapp 200 Jahren wieder dem Ende neigte und mittlerweile aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden ist, das wollen Kommunen, Vereine und Heimatpfleger wieder sichtbar und erlebbar machen. Die Menschen sollen also wieder auf die Eisenstraße geholt werden.

Die Südwestfälische Eisenstraße ist ein Teil des Regionale-Projektes ­­"WasserEisenLand – Industriekultur in ­Südwestfalen" und verspricht in Zukunft noch sehr viel Arbeit in den Bereichen Grundlagenforschung und ­kulturtouristischer Aufbereitung. Einen ersten Einblick in die regionaltypischen Attraktionen der Kulturroute Südwestfälische Eisenstraße bekommen Sie als Reisende/r anlässlich des Tags des offenen Denkmals am 12. September unter dem Motto "Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr" geboten: mittels des Programmangebotes zahlreicher Kommunen entlang der Eisenstraße zwischen Burbach als südlichsten Zipfel und Hagen können Sie sich ein strammes Kulturreisepaket schnüren und die Region durchstreifen: Ob Sie in der Burg Altena einem einführenden Vortrag zum Thema Handel und Reisen lauschen, in den Drolshagener Schlüsen die tiefen Spuren regen Verkehrsaufkommens bestaunen, die "Grenzfeste" Dicker Schlag Hohenhain bei Freudenberg erkunden, am Aktionstag an der Wendener Hütte ein Hüttenbräu oder einen guten Kaffee genießen oder auf der Alten Landstraße bei Kreuztal wandernd Grenzen überwinden, sich im Südwestfälischen Eisenbahnmuseum in einer Ausstellung über "vergessene Wege" informieren oder an flotten Oldtimern im Technikmuseum Freudenberg erfreuen, in Wilnsdorf das seltene Exemplar eines erhaltenen eisenzeitlichen Schmelzofens besichtigen … die Programmliste ist mehr als tagesfüllend.

Wendener_Huette.450.jpgWendener Hütte

Denjenigen, die es sich einfacher machen möchten, wird als Extra-Bonbon von der VHS Siegen als auch vom KuK-Verein Meinerzhagen e.V. je eine geführte Bustour zu ausgesuchten Sehenswürdigkeiten an der Eisenstraße angeboten. Die Plätze hierbei sind begrenzt, daher melden Sie sich so schnell wie möglich an.

Informationen zur Südwestfälischen Eisenstraße, zu den Bustouren sowie zum Programm am Tag des offenen Denkmals finden Sie unter: www.wassereisenland.de

Tag des offenen Denkmals auf der Südwestfälischen Eisenstraße

12. September 2010

Kontakt
Susanne Thomas
Kulturregion Südwestfalen
Bismarckstr. 15, 58762 Altena
Tel.: 02352/966-7066, Fax: 02352/966-7166
E-Mail: servicebuero@kulturregion-swf.de
www.eisenstrasse.kulturregion-swf.de
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Bremecker_Hammer.450.jpgBremecker Hammer

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Essen: Jahrestagung der Agricola-Gesellschaft zum Thema Gas

Tagungsprogramm

Freitag, 27. August 2010­

nachmittags Besichtigung der Ausstellung „A star is born“ im Museum Folkwang, Museumsplatz 1, 45128 Essen, Eintrittspreis: 5 EUR
Der Besuch ist nicht von der GAG organisiert, sondern muss in Eigenregie erfolgen; die von der RWE AG geförderte Ausstellung ist nach eigenen Angaben eines der Hauptprojekte der Kulturhauptstadt RUHR 2010.

18.00 Uhr:
Öffentliche Mitgliederversammlung im Kasino der RWE Supply & Trading GmbH (s.u.)

Sonnabend, 28. August 2010

Vortragsveranstaltung im Kasino der RWE Supply & Trading GmbH: Gas in der Geschichte: Versorgung, Transport und Speicherung

9.00 Uhr:
Eröffnung der Jahrestagung
– Prof. Reinhard Schmidt, Vorsitzender der Georg-Agricola-Gesellschaft e.V.
– Dr. Frank-Detlef Drake, Leiter Forschung & Entwicklung der RWE AG

9.15 Uhr:
Verleihung des Preises der Georg-Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik e.V. 2010

Vortrag der Preisträgerin/des Preisträgers

Moderation: Prof. Dr. Hans-Joachim Braun, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg, Leiter des Wissenschaftlichen Beirates der Georg-Agricola-Gesellschaft

9.45 Uhr:
Versorgungssicherheit – Erdgas
Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

10.30 Uhr:
Die Nabucco Gas-Pipeline
Ullrich Brandt, Ivonne Vogler, RWE Supply & Trading GmbH

11.15 Uhr: Pause

11.30 Uhr:
Ein Umbruch in der Gasversorgung – von der DDR zur Bundesrepublik
Lutz Miedtank, VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft

12.15 Uhr:
200 Jahre gastechnische Innovationen aus Freiberg, von Wilhelm August Lampadius zum Deutschen Brennstoffinstitut
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jürgen Kretzschmar, Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg e.V., Geschäftsführer

13.00 Uhr: Pause (Mittagessen)

14.15 Uhr:
Gaserzeugung in Kokereien Dr. Michael Farrenkopf, Deutsches Bergbaumuseum Bochum 

­15.00 Uhr:
Gasanstalten als Altlasten
Dr. Klaus Schlottau, Universität Hamburg, Fachbereich Geschichte, Arbeitsbereich Deutsche Geschichte, Schwerpunkt Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

15.45 Uhr:
Wilhelm Oechelhäuser sen. und Wilhelm von Oechelhäuser jun. – Zwei Unternehmerpersönlichkeiten als Pioniere der deutschen Gaswirtschaft in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, vorgestellt am Beispiel der Deutschen Continental-Gasgesellschaft Dessau
Ass. d. Bergfachs Gerhard Florin, Bonn

16.30 Uhr: Abschluss der Vortragsveranstaltung

Sonntag, 29. August 2010

Zum Ende der Jahrestagung wird auf die Möglichkeit verwiesen, eine Auswahl aus dem reichhaltigen Angebot der Route der Industriekultur zu treffen. Mit Bezug auf das Tagungsthema bietet die GAG die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung über das Gelände und in den Kernbereich der Kokerei Zollverein. Um Voranmeldung wird gebeten, ebenso um die Bereitschaft, sich an den Kosten der Führung durch einen angemessenen Beitrag zu beteiligen. Der Treffpunkt wird für die Interessenten nach Anmeldung bekannt gegeben.

Anmeldung zur Tagung bis zum 16. August 2010 an:
GEORG-AGRICOLA-GESELLSCHAFT

c/o TU Bergakademie Freiberg · 09596 Freiberg
Tel. 03731/39-3491 Fax 03731/39-2832
E-Mail: Norman.Pohl@iwtg.tu-freiberg.de

Die Teilnahme an der Jahrestagung ist für Mitglieder und Gäste kostenlos. Um eine Spende für die Vereinsarbeit wird gebeten.

Tagungsort:
RWE Supply & Trading GmbH
Kasino
Altenessener Straße 39, 45141 Essen

Anreise
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Essen Hauptbahnhof
• Straßenbahn 106 Richtung Altenessen Bahnhof bis Haltestelle „Am Freistein“, ca. 400 m zu Fuß entlang der Beisingstraße bis Altenessener Straße.
• Straßenbahn 105 Richtung Frintrop bis Haltestelle „Rheinischer Platz“, ca. 400 m zu Fuß entlang der Altenessener Straße.

Die Georg-Agricola-Gesellschaft dankt der RWE Supply & Trading GmbH, der RWE AG und der SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH, Freiberg, für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Jahrestagung.

 

Programm-Flyer zum Download

 

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Augsburg: Fünfte Architekturwoche ab 17. Juli mit dem Thema „Umbruch.Abbruch.Aufbruch“

Basislager während der Fünften Architekturwoche A5 in Augsburg ist die Alte Schmiede auf dem Gelände der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei (siehe ik-Meldung). Hier wird der „ArchitekturClub“ installiert. Er ist zentraler Identifikationsort und Treffpunkt, Ausstellungsort und Bühne, Bar und Club vom Eröffnungs- bis zum Abschlussabend. Den Besucher erwarten täglich abends multimediale Inszenierungen, Konzerte, Vorträge und Diskussionen zu Vergangenheit und Zukunft der Stadt.

Mehr als 20 Veranstaltungen werden in Augsburg das Leitmotiv der A5, „Umbruch.Abbruch.Aufbruch" beleuchten. Im Focus stehen das Textilviertel und die Innenstadt, die beide tiefgreifenden Veränderungsprozessen unterliegen. Ein in Augsburg unausweichliches Thema kommt hinzu: Welche Haltungen können gegenüber alter Bausubstanz eingenommen werden? Drei große Themenabende zu Textilviertel, Königsplatz und zum Denkmalschutz werden durch Spaziergänge, Führungen, Exkursionen und eine Fahrradtour ergänzt. Am letzten Tag werfen wir einen Blick über den Tellerrand: Film und Diskussion über das urbanistische Projekt Masdar-City bei Abu Dhabi.

Das Theater Augsburg zeigt noch einmal in Auszügen seinen Erfolg „Die Weber von Augsburg“. Außerdem sind spannende musikalische und visuelle Projekte zu erleben.

Die Fünfte Architekturwoche wird am Samstag, 17.Juli um 20 Uhr mit der Verleihung des thomaswechspreises für herausragende schwäbische Architektur in der Alten Schmiede eröffnet. Hier in der Schmiede findet die A5 auch ihr Ende mit einem Abschlussfest am 23. Juli ab 21.30 Uhr.

Mit der Architekturwoche soll eine lebhafte und kontroverse Diskussion über Architektur und Stadtplanung gerade über die Fachkreise hinaus angeregt werden, um unterschiedlichen Sichtweisen der derzeitigen Baukultur ein Forum zu bieten. Nicht nur Architekten, Stadt- und Landschaftsplaner sollen zu Wort kommen. Durch die Auseinandersetzung mit anderen Disziplinen wie der Soziologie, der Kunst, Musik oder der Literatur werden ungewöhnliche aber auch fruchtbare und anregende Diskurse ermöglicht.

Ehrenamtlich tätige Architekten, Landschaftsarchitekten, aber auch Kunsthistoriker oder Publizisten haben ein überraschendes Programm zusammengestellt. Unterstützt wurden sie von städtischen, staatlichen, gemeinnützigen und privatwirtschaftlichen Projektpartnern, die – ebenso wie die Kooperationspartner – mit eigenen Projekten das Programm mitgestaltet und bereichert haben. Ohne dieses Engagement wäre ein so umfassendes Angebot nicht denkbar.

Programm sowie weitere Informationen hier

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Duisburg: Protest gegen Abbruch der „Stahlstadt“ Bruckhausen formiert sich

­­Hier der Appell im Original:

­Liebe Kolleginnen und Kollegen, ­­

liebe Freundinnen und Freunde der Industriegeschichte und des Duisburger Nordens, im Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 beginnt die Stadt Duisburg mit dem Abriss eines in seiner historischen Bedeutung herausragenden Stadtteils im Duisburger Norden. Am 12. Juli soll mit dem Abriss von 15 Häusern begonnen werden. Wir fordern Sie hiermit auf, gegen diesen Akt des hoheitlichen, städtebaulichen Vandalismus offiziell zu protestieren. Bitte richten Sie Ihre Proteste an den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg Adolf Sauerland unter: oberbuergermeister@stadt-duisburg.de­ sowie an den Stadtentwicklungsdezernenten Jürgen Dressler unter: j.dressler@stadt-duisburg.de Das als "Problemstadtteil" geltende Bruckhausen ist absichtsvoll jahrelangem Verfall preisgegeben worden, nun soll der dem ThyssenKrupp Stahlwerk zugewandte erste Block des Stadtteils mit rund 200 Häusern dem Erdboden gleichgemacht werden, um einem mit dem Euphemismus "Grüngürtel" bezeichneten, bisher nur unklar geplanten, so genannten "Landschaftsbauwerk" zu weichen, das den Abstand  zwischen städtischer Bebauung und Stahlwerk vergrößern soll. Nur ein paar wenige der historischen Gebäude sollen wie in einem Stahlstadt-Disneyland im Park neben einer Gestaltung, die hauptsächlich aus modischen rostigen Stahlwänden besteht, stehen bleiben. Bruckhausen ist ein deutscher Erinnerungsort, der die Geschichten gleich mehrerer Epochen im Kleid einer zu sehr großen Teilen erhaltenen gründerzeitlichen Stahlstadt bürgerlicher Prägung erzählt. Das Stahlwerk und die auf das Werk ausgerichtete und planvoll angelegte Stadt bilden das inzwischen beinahe einzigartige Ense­mble einer typischen Ruhrgebietsstadt der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Stadtwerdung Bruckhausens vollzog sich in rasanter Geschwindigkeit gewissermaßen aus dem Nichts in den 1890er bis 1910er Jahren, beginnend mit der "Gewerkschaft Hamborn" später "Gewerkschaft Deutscher Kaiser". Zunächst nur Zeche lässt August Thyssen ab 1890/91 auf Bruckhausener

Gebiet ein Hütten- und Stahlwerk sowie eine Kokerei bauen. Diese Werke brauchen Menschen, viele Menschen und sie müssen in unmittelbarer Nähe wohnen, Arbeiter wie leitende Angestellte. Es gibt wunderbare Fotos aus dieser Zeit: Eine Stadt, die direkt vor der Industriekulisse wächst, mit Mietskasernen, Bürgerhäusern und Geschäften, "klassische" Ruhrgebietsansichten, wie es sie heute, wo die Industrie stirbt oder sich zumindest von den Wohnvierteln zurückzieht, kaum noch gibt. Aus nicht wenigen dieser Bilder spricht Euphorie; Pioniergeist, das Bewusstsein, ein gewaltiges Werk zu schaffen. Zeitungstexte ziehen Vergleiche mit Amerika, neue Technik schafft neue Städte, eine neue Gesellschaft entsteht, Menschen kommen von überall her, sprechen die unterschiedlichsten Sprachen. Diese neuen Städte sind Symbole des Fortschritts. Der Stolz der Bürger drückt sich in den Fassaden der Häuser aus, die mit viel Aufwand geplant werden. Bruckhausen ist Erinnerungsort der Gründung der modernen Industriegesellschaft.

Im zweiten Weltkrieg wurde das direkt am Werk liegende Bruckhausen nur wenig zerstört und konnte einen großen Teil des gründerzeitlichen Stadtbildes bis in die Gegenwart retten auch wenn oder sogar weil es in der Folgezeit zu einem vernachlässigten Stadtteil wurde. In den 70er Jahren erlebte Bruckhausen einen starken Zuzug von "Gastarbeitern" vor allem türkischer Herkunft, für viele Migranten war es die erste Heimat in Deutschland und ist es bis heute. Die Heimat von Menschen, die aus fernen Ländern zu uns gekommen sind und Teil unserer Geschichte wurden. Es ist Erinnerungsort für die Geschichte der Migration in Deutschland. In den 1980er Jahren war Bruckhausen als "Problemstadtteil" mit dem "Ortsheriff" Hans-Raulien ("Rauliens Revier", Agneskircher 1994) und als Wohnort des "Türken Ali" alias Günther Wallraff bekannt geworden. Bruckhausen erfuhr nicht nur durch den Titel des Buches eine Verortung als "Ganz unten". Auch Schimanskis Schmuddeltatorte liehen sich gern Bruckhausener Kulissen und verfestigten das Bild des Stadtteils als "Slum", als schmuddeligstem, aber auch typischstem aller Ruhrgebietsviertel. Bruckhausen ist Kristallisationspunkt des Gedächtnisses, Erinnerungsort des Mythos vom "hässlichen" Ruhrgebiet mit seinen ehrlichen, herzlichen, einfachen Menschen. In den letzten Jahrzehnten sind viele öffentliche Fördergelder in den Stadtteil geflossen und haben bewirkt, dass das Leben in Bruckhausen viel lebenswerter geworden ist. Wer mit offenen Augen durch die Straßen läuft, sieht die wunderbaren Gründerzeit- und Jugendstilfassaden, bemerkt das viele Grün, die vielen Kinder. Slums sehen anders aus. Aber auch die heruntergekommenen Fassaden sind Teil unserer Geschichte wie ihre erfolgreiche Wiederbelebung Teil unserer Geschichte werden könnte. "Wohnen im Schatten der Hochöfen" wäre heute bei Beachtung strenger Umweltmaßnahmen nicht mehr ungesund. Wir sollten Lehren aus der Vergangenheit ziehen und erkennen, wie wichtig es ist, Veränderungen sensibel und mit Verstand vorzunehmen. Noch sind die alten Häuser zu retten. Kreativere Ansätze als Abriss und Grünflächengestaltung könnten Bruckhausen zu einem lebendigen Zeugnis einer großen Epoche machen. Während plötzlich alle Welt "Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt" singt und die Industriekultur gefeiert wird, wissen wir tatsächlich wenig über die Epoche der Industrialisierung, ihre Erforschung beginnt gerade erst. Handeln wir heute nicht, werden wir eines Tages die Verluste beklagen, wie wir heute den Wahnsinn der Abrisswut der 60er und 70er Jahre erkennen und die Wunden sehen, die unseren Städte damals beigebracht wurden. Neben Bruckhausen sind auch kleinere Teile des Nachbarstadtteile Marxloh und Beeck durch den "Grüngürtel" bedroht. Sollte das "bundesweit einmalige Sanierungsprojekt" erfolgreich durchgeführt werden, steht zu befürchten, dass der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, Adolf Sauerland, recht behält: "Duisburg ist damit Vorreiter und mögliches Vorbild für andere Städte. Industriekultur darf nicht bedeuten, dass schließlich ein paar herausragende Ensembles der industriellen Epoche als Museen in langweiligen, vereinheitlichten Städten stehen, in denen der Profit den Baustil bestimmt. Retten wir die Stadtbilder des Ruhrgebiets mit ihrer typischen Ästhetik, sie sind unerlässlich für die Identität und das Selbstbewusstsein dieser Region. Lassen Sie nicht zu, dass eine Stadt, die wie kaum eine andere eine Epoche repräsentiert, vernichtet wird! Auf den Webseiten der Geschichtswerkstatt Du-Nord

(www.geschichtswerkstatt-du-nord.de) finden Sie unter dem Punkt "Links  und Infos" Informationen über Bruckhausen und den geplanten "Grüngürtel". Wir werden die Seiten in den nächsten Tagen weiter füllen, um Sie möglichst umfassend zu informieren. Für Fragen stehen wir natürlich jederzeit gerne zur Verfügung! Mit freundlichen Grüßen aus Du-Nord Katrin Susanne Gems M. A. Markus Hellemanns M. ­A. Geschichtswerkstatt Du-Nord c/o Warbruckstr. 41 47169 Duisburg Tel: 0170-986 9070 o. 01522-166 4518 info@geschichtswerkstatt-du.nord.de www.geschichtswerkstat­t-du-nord.de­

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Köln: Bahnhofsreste am Deutzer Ufer freigelegt

Von den rechtsrheinischen Bauten des westdeutschen Eisenbahnzentrums Köln blieb nach dem Bau der Hohenzollernbrücke und des heutigen Deutzer Bahnhofs (Fertigstellung 1913) nur wenig erhalten. Dabei befanden sich in Deutz mehrere Kopfbahnhöfe der dort endenden rechtsrheinischen, nach Osten und Norden führenden Strecken mehrerer eigenständiger Bahngesellschaften wie der Köln-Mindener und der Bergische-Märkischen Eisenbahn. Zu den ersten Maßnahmen nach der Verstaatlichung der Eisenbahn 1880 gehörte der Neubau eines Bahnhofs der Bergisch-Märkischen Eisenbahn an der Schiffbrücke zwischen Köln und Deutz. Der Bahnhof schnitt den Stadtteil Deutz vom Rheinufer ab, eine Entwicklung, die sich nach Kriegszerstörungen weiter fortsetzte.

Bahndamm_fb.450.jpgJakob Scheiner, um 1890 (Ausschnitt aus der folgenden Ansicht)

Zum Rhein hin besaß die in Hochlage geführte Bahnstrecke, die im Norden die damalige Dombrücke unterquerte, eine aufwendig in mehrfarbigem Backstein mit Sandsteingliederungen gestaltete Sockelmauer. Eine große farbige Zeichnung des Malers Jakob Scheiner überliefert die Form des Bahnhofs und das Aussehen der Mauer mit großer Exaktheit, wie der nun freigelegte Mauerabschnitt zeigt.

Bahndam_sw_ges.600.jpgJakob Scheiner: Bahnhof der Bergisch-Märkischen Bahn, Gesamtansicht

Im Rahmen des „Rheinboulevard“, dessen Erster Spatenstich am 21. Juni erfolgte (siehe Medienbericht), soll nun der Bahndamm abgetragen werden; nach Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen ist dort der Bau einer Freitreppe vorgesehen. Ob die vermutlich in voller Länge des Bahndamms erhaltene Stützmauer als letztes Zeugnis der Bahnanlagen des 19. Jahrhunderts in Deutz in die Baumaßnahme integriert werden kann, wie es mit dem zuvor entdeckten römisch-preussischen Turmfundament des „Schinkenkessels“ geplant ist, bleibt unklar.

Deutz_Sacktraeger.450.jpgPromenade von Abel nach Baumfällung (Februar 2010)

Gegen den Abbruch der Abelschen Promenande mit ihrem Baumbestand und dem integrierten Denkmal der einst dort stationierten Deutzer Kürassiere hatte sich u.a. der Rheinische Verein im Rat der Stadt Köln vergeblich eingesetzt. Auch die Zerstörung der historischen Uferböschungen mit ihrem charakteristischen System von „Sackträgerpfaden“ – einem Denkmal der Verkehrs- und Handelsgeschichte – wird im Zusammenhang mit dem Rheinboulevard erfolgen.

Deutz_Promenade.450.jpgUferbefestigung mit "Sackträgerpfaden" am Deutzer Rheinufer

Nachtrag

 

 

Nach Medienberichten wurden inzwischen auch das Fundament einer Drehscheibe sowie der Tunnel der Messe-Kleinbahn freigelegt. Ein Segment der historischen Begrenzungsmauer soll in die Gestaltung des Rheinboulevards einbezogen werden.

Bahnhofarchaeologie.jpg
Ausgrabungsgelände mit Drehscheibenfundament (rechts), Sept. 2010

 

 

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