Archiv für den Tag: 26. Januar 2010

Köln: Werkschau des Photographen Boris Becker in der SK Stiftung Kultur

­­Der in Köln lebende Künstler Boris Becker (*1961) gehört nach Angaben der Stiftung zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Photographieszene. Nach seinem Studium an der Hochschule der Künste Berlin war er von 1984 bis 1990 Schüler von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf.

Die als eine Werkübersicht konzipierte Ausstellung stellt mit circa 90 Exponaten repräsentative Beispiele aus Beckers Werkserien Hochbunker, Wohnhäuser, Felder und Landschaften, Fakes und Artefakte vor. Ohne die Chronologie der Bildreihen und Einzelarbeiten in den Vordergrund zu stellen, werden in dieser Ausstellung sämtliche thematischen Segmente präsentiert. Sie können gleichsam als Denk- und Bildräume verstanden werden.

Obwohl Boris Becker die technische Methode der Großbildphotographie beibehält, die ein kompositorisch gelungenes und ein detailgenaues Abbild der Wirklichkeit begünstigt, sieht er seine Aufgabe heute darin, das Vertrauen in die Wirklichkeit sowie die auf sie Bezug nehmenden Bilder auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere während der Erarbeitung seiner Felder und Landschaften stellte sich für ihn diese medienreflektierende Frage, aus der er für sich neue künstlerische Parameter herleitete: „Entscheidend war für mich der Schritt, durch die Verwendung einer […] 8 x 10 inch-Großbildkamera und einer damit ermöglichten hyperrealen Darstellung die landschaftlichen Flächen aus ihrem Zusammenhang zu nehmen und sie in einen eigenen, ortsungebundenen und frei verfügbaren künstlerischen Kontext zu setzen. Sozusagen als Nebeneffekt stellt sich für mich dabei klar heraus, dass, wie bei den Bunkern und auch den Oberflächen der Wohnhäuser, diese Art der Photographie trotz ihrer Präzision […] und scheinbaren Objektivität nicht in der Lage war, etwas Verbindliches über das Abgebildete auszusagen. Aber dadurch, dass ich diesen rein abbildenden Anspruch aufgab, konnte ein eigenständiges universelles Bild entstehen.“ Beckers Arbeiten sind insofern ein Appell zur Selbstvergewisserung des Betrachters und zur Hinterfragung der dokumentarisch verbindlichen Aussagekraft des Mediums.

Bereits in seiner frühen in schwarzweiß und in Farbe ausgearbeiteten Bildreihe von Luftschutzbunkern, aufgenommen in über 50 deutschen Städten, kündigt sich seine kritische Sicht auf die Dinge an. Schon hier richtet sich Beckers Blick weniger auf das Offensichtliche. Intuitiv wendete er sich mit den ausgewählten Bauten Motiven und Formen zu, die ihre Funktion beinahe oberflächenversiegelt eher verbergen, als offen legen. Mit dieser grundlegenden Serie verbindet sich darüber hinaus ein faszinierendes Kapitel deutscher Architekturgeschichte.

Fortsetzung findet dieser Arbeitsansatz in Beckers Auseinandersetzung mit der urbanen Architektur, mit Reihen- und Hochhäusern, die er farbig und in verschiedenen Formaten ausarbeitet. Auch hier zeigt sich, dass Architektur kein statisches Phänomen ist, sondern ein Zustand, der, kaum dass er hergestellt ist, bereits individuellen Veränderungen anheim fällt. Zeugnis davon sind etwa Klinkerfassaden, Verputzungen und Gartengestaltungen, die nicht zuletzt auch Zeitgeschmack und gesellschaftliche Notwendigkeiten verdeutlichen.

An temporären Baukonstruktionen, wie Gerüsten, Rohbauten oder Ruinen faszinieren Boris Becker die Entstehungs- und Alterungsprozesse. Auch hier ist es weniger die Funktion als die ästhetische Qualität, mag man in seinen Motiven zuweilen auch Objekte entdecken, die Parameter der Minimal Art aufweisen.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog begleitet:

Boris Becker. Photographien / Photographs 1984–2009, Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur und Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum, Texte Siegfried Gohr, Martin Hochleitner und ein Gespräch zwischen Boris Becker, Gabriele Conrath-Scholl und Barbara Hofmann-Johnson, etwa 272 Seiten mit ca. 213 farbigen Abbildungen, Format 26 x 30 cm, gebunden deutsch/englisch, DuMont Verlag.

Im Anschluss an die Präsentation in Köln wird die Retrospektive im Frühjahr 2010 in der Landesgalerie Linz, Österreich, gezeigt.

SK-Stiftung Kultur, Photographische Sammlung, Köln, Mediapark, KOMED

­27. November 2009 bis 28. Februar 2010

 

 

­

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Welzow/Niederlausitz: Umbau des Alten Bahnhofs zum Bergbautourismus-Zentrum schreitet voran

­

Der Bahnhof Welzow entstand im Zusammenhang mit dem Bau der am 1. Juli 1907 eröffneten Zweigbahn Petershain-Hoyerswerda. Sie wurde im Zuge der Ausweitung des Braunkohletagebaus im Jahre 1960 stillgelegt (Sachsenschiene-Artikel). Nach Mitteilung eines Eisenbahnfreundes wurde das Gelände der früheren Glei­sanlagen des Bahnhofs „vor kurzem mit einer Art Prachtstraße überbaut, mit den heute unvermeidlichen Kreiseln an beiden Enden“.

Nach einem im Auftrag der Stadt Welzow und des Unternehmens Vattenfall erstellten Konzept des Forster „Instituts für neue Industriekultur“ aus dem Jahre 2005 wurde mit der Erneuerung des Bahnhofs und seiner Umgestaltung in ein Tourismuscenter begonnen. Die Aussensanierung war 2009 fertiggestellt.

 

­BHF_Welzow_neu.450.jpg

Eine ausgefeilte Freiflächengestaltung umgibt das ehemalige Bahnhofsgebäude. Nach Angaben der ausführenden Firma inszeniert die offene wasserführende Rinne das Element Wasser. Das Thema Feuer (als roter Klinkerstreifen ausgebildet) überträgt im eigentlichen Sinne die Energie und Wärme. Das Thema Luft (als Betonpflasterstreifen in Granitpflasterfläche) soll sinnbildlich für den Luft- und Wasserlandeplatz (Flugplatz Welzow) stehen. Das Thema Erde wird durch die sandgeschlämmte Schotterdecke unterhalb der Stufenanlage dargestellt. Zur Eventbeleuchtung zählen die Bodenstrahler sowie die Wandstrahler in den Granitbänken und Stufen. Eine Besonderheit der Pflasterflächen besteht darin, dass in den Straßen und Plätzen alle einzubauenden Borde und Zeiler niveaugleich der Pflasterfläche eingebaut wurden. Durch die Zeiler (Großstein-Granit) im Straßenraum erfolgt optisch eine Unterteilung in Fahr- und der Gehbereich. Die Entwässerungsmulde aus Kleinstein-Granit ist mittig der Straße angeordnet.

BHF_Welzow_Platz.450.jpg

Am 24. 9. 2009 wurde mit der feierlichen Übergabe der Bewilligungsbescheide der Startschuss für den Innenausbau des Bahnhofs gegeben, der im Herbst 2010 abgeschlossen sein soll. Dann wird hier unter anderem der "Bergbautourismus-Verein „Stadt Welzow“ ­e.V.“ einziehen.

Mit dem "Zentrum für Kultur und Tourismus am aktiven Tagebau" in Welzow im ehemaligen Bahnhof Welzow werde nach Aussage des Vereins ein weiteres Zeugnis der Industriegeschichte Welzows mit neuem Leben erfüllt. Hier werden Kompetenzen in der Wahrnehmung und im Beleben von außergewöhnlichen Landschaftsräumen international erforscht, gebündelt und weiterentwickelt. Die drei Säulen unseres Engagements – "Tourismus Machen", "Tourismus Denken" und "Tourismus Lernen" -gehen in den drei Arbeitsfeldern Reiseveranstaltung, Tourismusinstitut und Tourismus-Schule auf.

Welzow sei der ideale Startpunkt für Erkundungen rund um den Tagebau. Als „Stadt am Tagebau“ blicke Welzow auf eine 150-jährige florierende Industrieentwicklung zurück. Die nächsten Jahrzehnte wird der Tagebau Welzow-Süd direkt an die Stadt heranrücken.

Dies berge die große Chance, den gewaltigen Tagebau direkt zu erleben und zu begreifen. Der Bergbautourismus-Verein schaffe hierfür die entsprechenden Erlebnisangebote – sei es auf Touren mit dem Mannschaftstransportwagen zu den faszinierenden Großgeräten, auf sinnlichen Erkundungen zu Fuß in die bizarre Tagebaulandschaft oder durch kulturelle Veranstaltungen am Tagebaurand. Mittlerweile biete man geführte Touren mit Jeep, Quad und Fahrrädern in und um den Tagebau an.

Picknick_im_Tagebau.jpg

Am 28. Februar 2010 lädt der Verein zur Präsentation des touristischen Angebots und der Baufortschritte im Bahnhof zum 5-jährigen Vereinsjubiläum ein. Am 10. Oktober 2010 soll der Bahnhof in seiner neuen Funktion als "Zentrum für Kultur und Tourismus am aktiven Tagebau" eröffnet werden.

Koordinator des Regionalmanagements der LEADER-Region "Spree-Neiße-Land" ist seit dem 1. April 2008 die im Frühjahr 2007 gegründete BergbauLandschaftTours GbR mit Sitz in Drebkau. Sie hat sich nach eigenen Angaben die Förderung des integrativen Tourismus, von Kultur und Bildung im nördlichen Randbereich des Tagebaus Welzow-Süd unter Nutzung vorhandener regionaler Potentiale zum Ziel gesetzt.

In Verbindung mit der Realisierung der geplanten investiven Tourismus-Projekte wie Aussichtsplattform “Steinitzer Treppe” mit dazugehöriger Infrastruktur und Informationszentrum, Findlingslabyrinth, Integrationsstätte “Steinitzhof”, KultUrwald und Görigker See soll ein qualitätsvolles Umfeld für die Bewohner der Orte im Tagebaurandbereich und die Basis für einen sanften Tourismus mit wirtschaftlicher Nachhaltigkeit in diesem über Jahrzehnte vom Bergbau geprägten Gebiet geschaffen werden. Im Zentrum der Bemühungen steht das Betreiben der genannten Projekte im Sinne eines integrativen, barrierefreien Tourismus für Alle.

Mit dem Steinitzhof verfügt die Region über ein aktives Zentrum des regionalen Tourismus.

­

Die weiteren Handlungsfelder der BergbauLandschaftTours GmbH beinhalten nach eigener Aussage neben der konzeptionellen Mitarbeit bei der Planung und der Netzwerkarbeit mit anderen Akteuren, Vereinen und Verbänden auch die Durchführung von Großveranstaltungen. Den jährlichen Auftakt bildet Anfang März das Steinitzer Skifliegen. Dieses wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendclub Kausche und weiteren regionalen Partnern organisiert. Am vorletzten Septemberwochenende haben dann Zweiradfreunde Gelegenheit, die reizvolle Landschaft am nördlichen Rand des Tagebaus Welzow-Süd im Rahmen eines großen Sport-Events kennen zu lernen. Die Steinitzer Mountainbiker- und Radlertage bieten passionierten Mountainbikern, Freizeitradlern und allen Interessierten ein anspruchsvolles Sportangebot mit kulturellem Rahmenprogramm. Veranstaltet wird dieses Ereignis mit wesentlicher Unterstützung durch die Vattenfall Europe Mining AG, vieler regional ansässiger Firmen und der Stadt Drebkau. Das Angebot umfasst verschiedene Mountainbiker-Wettkämpfe auf attraktiven Parcours, geführte Radwanderungen, Tretmobilfahrten und vieles mehr. Mitmachmöglichkeiten gibt es auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.