Archiv für den Tag: 25. Juli 2009

Hamburg: Ausstellung „Hamburg und seine Brücken: Baukunst – Technik – Geschichte bis 1945“ im Museum der Arbeit eröffnet

Die Ausstellung im Museum der Arbeit stellt nach eigenem Bekunden die wichtigsten und schönsten Brücken und ihre Bauweisen vor – zu den bekanntesten des „Venedig des Nordens“ gehören die Elbbrücken, die Lombardsbrücke oder die Köhlbrandbrücke. Die jetzige Ausstellung konzentriert sich auf den Zeitraum von 1842 bis 1945: Nach dem "Großen Brand" ersetzten Steinbauten die vielen Holzbrücken, bis 1945 kamen mehr als 1.000 weitere Straßen-, Hafen- und Eisenbahnbrücken dazu, vor allem beim Ausbau des Hafens und zur Anbindung neuer Wohnviertel. Exemplarisch werden die für Hamburg charakteristischen Brückentypen vorgestellt und ihre Besonderheiten – „Solidität, Zweckmäßigkeit, Schönheit“ – an Modellen und Experimenten erläutert.

Brücken sind in Hamburg ein selbstverständlicher Teil der architektonischen Infrastruktur. So selbstverständlich, dass man sich in der brückenreichsten Stadt Europas kaum Gedanken über den Brückenbau und seine Bedeutung für die Stadt macht. Viele der von Ingenieuren entworfenen über 2500 Brücken in Hamburg sind nicht bloße Zweckbauten, um ein Hindernis zu überwinden, sondern kreative Gestaltungsleistungen. Während viele Architekten zu Stars des Feuilletons wurden, sind die Erbauer der berühmtesten Hamburger Brücken häufig nur Insidern bekannt.

Die Ausstellung "Hamburg und seine Brücken" will diese Leistung der Brückenbau-Ingenieure dokumentieren, die Entwicklung zwischen 1842 und 1945 nachzeichnen und die Bauweise in einen stadtgeschichtlichen Kontext einordnen. Impulse aus Technik und Stadtentwicklung trieben den Brückenbau immer wieder neu voran. Perioden der Stadtentwicklung waren zugleich Zeiten intensiven Neubaus – in neuen Techniken. Nach dem Großen Brand 1842 ersetzten Steinbrücken die Holzbrücken; Brücken aus Gusseisen und Stahl erschlossen die Speicherstadt, neue Hafengebiete oder trugen die neue Hochbahn.

Innerhalb des technisch Möglichen gestalteten die konstruierenden Ingenieure den Übergang über Gewässer und andere Verkehrswege und prägten damit in erheblichem Maße das Bild der Stadt. Chronologisch stellt die Ausstellung die berühmtesten und bedeutendsten Brücken Hamburgs vor – unter dem Blickwinkel der Stadtentwicklung, der Konstruktion und des Baues.

Unter sechs "Brücken" kann der Besucher anhand von Modellen, historischen Konstruktionsplänen und Fotos von deren Bau den Einfluss der Brückenbauer auf Hamburg in der Zeit von 1842 bis 1945 nachvollziehen. Funktions-Modelle laden dazu ein, auszuprobieren, warum eine Brücke trägt und wann sie nicht mehr trägt.

Die Ausstellung im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers 2009 in Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau und der Hamburgischen Architektenkammer und mit freundlicher Unterstützung der Hamburger Hochbahn und des Staatsarchivs Hamburg ist vom 17. Juli 2009 bis 3. Januar 2010 zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums zugänglich.

Im Dölling & Galitz Verlag erschien zur Ausstellung:

Brückenmetropole Hamburg. Baukunst – Technik – Geschichte bis 1945, Autor Sven Bardua, herausgegeben von der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau und dem Museum der Arbeit, Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Band 25; 200 S., zahllose Abbildung, 24,90 Euro, ISBN 978-3-937904-88-7

Eine gesonderte Rezension in der industrie-kultur folgt.

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Lehesten/Thüringen: 26. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen zum Thema „Schieferbergbau in Thüringen und Franken, Gewinnung und Folgenutzung“

Von 1300 bis 1999 wurde im Staatsbruch Lehesten Schiefer abgebaut und zu Dach- und Wandschiefer sowie zu Schiefertafeln verarbeitet. Neben historischen Gebäuden, wie der europaweit einmaligen Göpelschachtanlage oder der Spalthalle, bietet der unmittelbar angrenzende Tagebau mit den handgeschrämten Wänden einen Einblick in die Geologie und die schwierigen Abbaubedingungen.

Die Tagung findet in Partnerschaft mit dem Schiefermuseum Ludwigsstadt (Vortragsveranstaltung), dem Schieferpark Lehesten (Führung und Übernachtungsmöglichkeiten) und der Firma VTS Koop Schiefer GmbH & Co Thüringen KG (Exkursion) statt. Ebenfalls beteiligt ist die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie.

Das konkrete Programm und die Anmeldung kann unter www.bergbaufolgen.de eingesehen und herunterladen werden; dort kann man sich auch online anmelden.

Die 14. Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Bergbaufolgelandschaften e.V. findet vom 16.-18. 10. 2009 in Groß-Umstadt statt. Es ist eine Tagung mit aktuellen Themen aus den Arbeitsgebieten der Mitglieder (Rekultivierung Uranerzbergbaustandorte, Begrünung von Extrem- und Sonderstandorten, Ökologie und Naturschutz in Bergbaufolgelandschaften), verbunden mit einem Besuch der Welterbestätte Grube Messel (www.bbfl.de).

Arbeitskreis Geowissenschaftliche Aspekte in Bergbaugebieten (AK Bergbaufolgen) der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften e. V.

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Leipzig: 125 Jahre Baumwollspinnerei in Plagwitz – vom Textil- zum Kunstzentrum

Gründungstag der Leipziger Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft ist der 21. Juni 1884. Konzipiert werden sollte eine große deutsche Spinnerei für kräftigere Garnstärken in den Nummern bis 45er. Die Importgröße dieser Garne war so groß, daß zu deren Herstellung allein 500.000 Spindeln benötigt würden. Feinere Garnstärken der Nummern von 50er aufwärts konnten von den großen englischen Spinnereien zu niedrigen Zollsätzen auf den europäischen Markt geworfen werden.

Für insgesamt 123.200 Mk erwarb die Gesellschaft noch 1884 das 59.000 qm große Areal längs der alten Salzstraße von Dr. Karl Heine, dem Entwickler des Leipziger Westens. Mit fünf Spinnstühlen wurde noch 1884 die Produktion aufgenommen, bereits im März 1885 stand die I. Spinnerei mit 30.000 Selfaktorspindeln in voller Produktion. 1888 wurde die zweite Spinnerei gebaut und mit 50 Selfaktor- und 20 Ringspinnmaschinen mit insgesamt 74.000 Spindeln in Betrieb genommen. 1886 war der Anschluß an die Bremer Baumwollbörse erfolgt. Gebaut waren inzwischen das erste Kontorgebäude und das erste Arbeiterwohnhaus in der Thüringer Straße Nr. 10. Betrieben wurde die II. Spinnerei über eine Dampfmaschine von 1000 PS.1889 begab man sich mit dem Bau der III. Spinnerei zur Produktion von hochwertigen gekämmter Garne in feinen Nummern mit insgesamt 76.000 Spindeln und einer großen Anzahl von Kämmmaschinen in die Konkurrenz mit den großen englischen und schweizer Spinnereien.

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Die Dividende der Aktionäre hatte sich von anfangs 5% auf inzwischen 10% verdoppelt. Ab 1893 konnte kontinuierlich eine Dividende von 14% ausgezahlt werden. Mit der Produktion wuchs auch die Zahl der Menschen in der Spinnerei. Arbeiten in der Baumwollspinnerei hieß letztlich auch dort leben. So arbeiteten die Männer ca. 14 Stunden und die Frauen ca. 11 Stunden am Tag.Das nähere Umfeld der Spinnerei wurde Piependorf genannt. Die Frauen trugen alle Schürzen, lange Röcke und viele Kämme im Haar. Gegen Morgen, nach Austragung von etlichen Faustkämpfen, gab es dann "Kranke" und "Verletzte". Eine stichhaltige Begründung zum "Blaumachen" war also gegeben. Wie gesagt, es war ja alles so billig. In den Mittagspausen, in welchen beim Pfeifer-Louis auch oft getanzt wurde, und zum Feierabend standen am Eingang zur Spinnerei die Straßenhändler und boten Apfelsinen, Bücklinge, oder auch Gipsfiguren und Textilien feil; es war alles da. Der Freitag war der große Tag. Mittags bekamen die Frauen ihren Lohn, zum Feierabend die Männer. Da wurde "gelebt". Mittags lachten der Bäcker und der Obsthändler, am Abend die Gastwirte. Sonnabends hatte die Kantine die Ehre. Für ein Mark bekam man die halbe Welt.

Die Piependorfer Eingeborenen lebten wie eine große Familie, keiner war reicher, keiner war ärmer als der andere. Sie vermehrten sich, rauften auch manchmal und standen vom Freitag bis Sonntag unter dem Einfluß des Alkohols. Die Gegend war in Leipzig berüchtigt und deshalb gemieden. Nur die Friedhofsbesucher kamen und gingen. Wer Sonntags ausging nach der inneren Stadt, der mußte sozusagen Spießrutenlaufen. In der Thüringer-Straße lugten tausend Augen, vom gewaltigen Betriebskrankenkassenmann Scheer bis zur letzten Hausfrau. Man mußte doch sehen, was die Vorübergehenden auf dem Leibe hatten. Ich sagte schon, es war eine ärmliche Welt. Die Romantik war geringer Natur, die Poesie kümmerlich. Und doch sah und hörte der Aufmerksame soviel, als er zu einem ganzen Roman brauchte. Es war ja doch der Abglanz der großen Welt von draußen. Bis 1899 waren ein Kindergarten und weitere Arbeiterwohnhäuser entstanden. Eine 21 Mann starke Musikkapelle und der "Männerchor Frohsinn" wurden ins Leben gerufen und werden gerne zu betrieblichen Gelegenheiten herangezogen. 1903 setzt ein Streik den 10 Stunden Arbeitstag durch. Im Jahre 1907 startete in Deutsch-Ostafrika das ehrgeizige Unternehmen eigene Baumwolle zu produzieren. Unter dem Namen "Leipziger Baumwollspinnerei-Pflanzungen Cherhami bei Sadami und Kissanke am Wami" wurden bis zum ersten Weltkrieg auf rund 30.000 Hektar Baumwolle angepflanzt. Mit dem Jahr 1909 ist das erste Vierteljahrhundert in der Entwicklung der Leipziger Baumwollspinnerei erreicht. Die Leitung hat es verstanden, mit dem stürmischen Tempo der Industrieausbreitung in den Gründerjahren Schritt zu halten und das Werk innerhalb 25 Jahren zur größten Baumwollspinnerei des Kontinents zu entwickeln.

Weitere Einblicke in die Historie der Spinnerei erhalten Sie im archiv massiv. Besuchen Sie uns gerne im Gebäude 20 der Spinnerei, Eingang 20 A, Dienstag bis Samstag  von 11.00 bis 18.00 Uhr.

Das eigentliche Fabrikgelände der Spinnerei mutet regelrecht wie eine kleine Fabrikstadt an. Es handelt sich um eine geschlossene Quartierbebauung auf rd. 6 ha. Größe. Die Spinnerei ist eingegrenzt durch die Spinnereistrasse, die Thüringer Str., die alte Salzstrasse und die Saalfelder Strasse. Das Fabrikgelände zeigt sich nach Außen verschlossen und ist im Inneren bestanden mit 20 Einzelgebäuden. Neben den vier ehemaligen großen Spinnereien, heute die Hallen 7, 14, 18 und 20, gibt es weitere 16 ehemalige Funktionsgebäude. Von ursprünglichen 24 Gebäuden sind diese noch erhalten. Fast alle Gebäude wurden als sehr massive Backsteinbauten errichtet. Die Bruttogeschossfläche des Areals beträgt rund 100.000 qm.

Der sehr werthaltig entstandenen Substanz ist es zu verdanken, dass man die Spinnerei in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt schonend sanieren und wiederbeleben konnte. Oft geht es sogar mehr ums konservieren als ums sanieren. Ein wichtiges Anliegen des Sanierungszieles sei es, möglichst viel zu bewahren und trotzdem gute Bedingungen für die neuen Mieter zu schaffen.

Quelle: Website www.spinnerei.de

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Dortmund: Gute Nachrichten für Hückelhoven – Stiftung Industriedenkmalpflege nimmt Verhandlungen über das Industriedenkmal Zeche Sophia-Jacoba wieder auf

Vor circa einem Jahr hatte das Kuratorium beschlossen, die Zustiftung des Objekts nicht weiter zu verfolgen. Grund dafür waren zum einen wirtschaftliche Abwägungen der Stiftung im Hinblick auf die Erhaltungsaufwendungen und zum anderen die Tatsache, dass das Zustiftungsverfahren seit Jahren stagnierte, da der damalige Eigentümer, der Eschweiler Bergwerks Verein (EBV), sein Zustiftungsangebot nicht konkretisierte.

Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung, erklärte, dass mit der Entscheidung, die Gespräche über eine Zustiftung wieder aufzunehmen, Bewegung in die Sache komme, und dass insbesondere Bauminister Lutz Lienenkämper, der seit dem 19. Juni 2009 neuer Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur ist, dafür zu danken sei, auch deshalb, weil mit diesem Beschluss vor allem das ehrenamtliche Engagement der rund 1.200 Mitglieder des Vereins Sophia Jacoba Schacht 3 gewürdigt werde.

Sowohl die Stadt Hückelhoven, als auch der Verein hatten sich nach der Absage vehement dafür eingesetzt, dass das Industriedenkmal dennoch in die Stiftung aufgenommen wird. Ob ihre Anstrengungen erfolgreich sein werden, bleibt nun vorerst noch abzuwarten.

Die Stiftung ist eine selbstständige Stiftung des privaten Rechts, die denkmalgeschützte Industrieanlagen in ihr Eigentum übernimmt, wenn gleichzeitig ein angemessener Geldbetrag in das Stiftungsvermögen zugestiftet wird. Derzeit befinden sich insgesamt Denkmale an 13 Standorten in NRW in der Obhut der Stiftung. 

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Stuttgart: Nahverkehrsgeschichte aufpoliert: „Strassenbahnwelt Stuttgart“ im Depot Veilbrunnenweg eröffnet

Vom historischen Pferdebahnwagen von 1868 bis zur den vertrauten Wagentypen der 1950er und 1960er Jahre bietet das Museum nach eigenen Angaben die „Highlights der Stuttgarter Strassenbahngeschichte.“ „Auch durch verschiedene, im Laufe der Ausstellung wechselnde Themeninseln“ werde „dem Besucher diese faszinierende Welt nahe gebracht. So sei „eine Erlebniswelt entstanden, die Fachleute begeistert und Familien Spaß macht“.

Die Straßenbahnwelt Stuttgart ist in einem historischen Straßenbahndepot von 1929 untergebracht. Das denkmalgeschützte Gebäude verleihe dem Museum ein ganz besonderes Ambiente. Deshalb wurde darauf geachtet, dass sich die neu hinzugefügten Bauelemente für die Nutzung als Ausstellungsraum der überlieferten Bausubstanz unterordnen.

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Im Ergebnis sei ein Raum entstanden, der den ursprünglichen Zweck und die jahrzehntelange Nutzung als Straßenbahndepot deutlich erkennen lässt. Die sichtbaren Gebrauchsspuren an Wänden und Böden sind da nur ein Beispiel. Es wird aber nicht so getan, als ob die Straßenbahnwelt die nahtlose Fortsetzung des früheren Depots sei: Hier ist etwas Neues entstanden: Auf rund 2.000 qm präsentiert man den Stuttgarter Nahverkehr von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Zusätzlich zum regulären Museumsbetrieb finden in den Hallen der Straßenbahnwelt auch besondere Events statt. Zudem finden hin und wieder Wechselausstellungen statt, bei welchen ausgewählte Inhalte zum Thema Straßenbahn beleuchtet werden.

Öffnungszeiten
Mittwoch     10 bis 17 Uhr
Donnerstag     17 bis 21 Uhr
Samstag     10 bis 17 Uhr
Sonntag     10 bis 17 Uhr

Eintritt (Beispiele): Erwachsener: 4 ¤; Familien: 10 ¤

Website: www.strassenbahnwelt.com  mit Info-Flyer zum Herunterladen

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