Archiv für den Monat: Februar 2009

Berlin/Düsseldorf: Kaiser Wilhelm II – Monarch der beginnenden Moderne

Unter den vielen biographischen Werken, die in letzter Zeit über Wilhelm II erschienen, beschäftigt sich die von Wolfgang König bei Schöningh in Paderborn herausgegebene Arbeit „Wilhelm II. und die Moderne. Der Kaiser und die technisch-industrielle Welt“ (330 Seiten) intensiv mit dem Verhältnis des Kaisers zur industriellen Moderne und seine Bedeutung für deren Entwicklung in Deutschland.

Der Verlag formuliert dazu: „ Wilhelm II. ist bis heute eine Reizfigur, voller innerer Widersprüche und vielen gegensätzlichen Urteilen unterworfen. Gerade deswegen bleibt das Interesse an seiner Person groß. Wolfgang König, Professor für Technikgeschichte an der TU Berlin, entdeckt ganz neue Seiten an Wilhelm II. – er rückt zum erstenmal die Bedeutung der modernen Technik und der neuen technisch-industriellen Welt für Weltsicht, Lebenswelt und praktische Politik des letzten deutschen Kaisers in den Mittelpunkt. Seine spannende Teilbiographie korrigiert viele falsche Überlieferungen und wirft neues Licht auf die Persönlichkeit Wilhelms II. und die nach ihm benannte Zeit. Wilhelm II. war Reaktionär und Modernist in einem, der Tradition und Vergangenheit verhaftet und zugleich der Zukunft zugetan. Neuerungen wie Elektrizität, Automobile, Eisenbahnen, Funk und Flugzeuge erweckten – wenn auch nicht immer sofort und nicht immer gleichermaßen – sein Interesse, von seiner Begeisterung für neue Entwicklungen für die Kriegsmarine ganz zu schweigen.

Wolfgang König relativiert zwar die technische Kompetenz und Konsequenz des Kaisers, schreibt ihm aber durchaus beträchtliche politische Einflüsse und gesellschaftliche Wirkmächtigkeit zu. Der Kaiser initiierte Entscheidungen und Gesetze, wenn auch eine kohärente Technologie- und Industriepolitik daraus nicht erwuchs. Seine Aktivitäten werteten Bildung und Wissenschaft, Technik und Industrie sowie Ingenieure und Industrielle auf und leisteten damit einen Beitrag zur Modernisierung Deutschlands.“

Rezensent Martin Kohlrausch nennt die Arbeit eine „so solide wie anregende Pionierstudie“, von der „eine kulturell erweiterte Technikgeschichte als auch eine strukturgeschichtlich angelegte Geschichte der wilhelminischen Monarchie“ profitieren würden. (Link zur Rezension)

Selbst Kritiker bescheinigen dem Autor, er begeistere durch eine „tadellosen Analyse modernster wilhelminischer Forschungs- und Technikpolitik“. (amazon)

FS_1911.450.jpgPopulärer Kaiser: Sonderausgabe zur Brückeneinweihung in Köln

VDI-Tagung

Unter der Überschrift „Flotte, Funk und Fliegen. Leittechnologien der Wilhelminischen Epoche (1888-1918)“  ist die diesjährige Jahrestagung der VDI-Gruppe Technikgeschichte der Regierungszeit Wilhelms II. gewidmet:

„Was verbinden wir mit Technik im Wilhelminischen Kaiserreich? Erste Automobile, die Anfänge der Elektrifizierung und der Luftfahrt, schließlich Schlachtflottenbau und die Rüstungstechnik des Ersten Weltkrieges. Tatsächlich kam es in der Wilhelminischen Epoche zur Entfaltung innovativer Leitsektoren der Hochindustrialisierung. Sowohl die existierenden, als auch die neuen Industriezweige profitierten von Technologieschüben. Der Einfluß der Technik- und Naturwissenschaften auf die Entwicklung von Verfahren und Produkten nahm erheblich zu. Der Kaiser war technikbegeistert und unterstützte die professionellen Interessen der Technischen Intelligenz. Mehr aber noch erlangte die Technik entscheidende Bedeutung für die Umsetzung der Großmachtansprüche des Deutschen Reiches. Der Flottenbau führte zur Einführung innovativer Technologien im Schiffbau, der Navigation und der Nachrichtenübermittlung. Vornehmlich aus militärischen Gründen engagierte sich der Staat bei der Entwicklung der Fliegerei leichter und schwerer als Luft.

Die von Prof. Helmut Maier (Ruhr-Universität Bochum) organisierte Tagung macht sich zur Aufgabe, die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien während der Wilhelminischen Epoche im ökonomischen und politischen Kontext zu diskutieren. Dazu gehört, den vorherrschenden Trend der Gründung von solchen Forschungs- und Versuchseinrichtungen inden Blick zu nehmen, die dem Ziel imperialer Machtausübung und der Kolonialisierung dienlich waren. Die Beiträge sollen Technikgeschichte in ihrer gesellschaftlich-kulturellen Funktion begreifen oder sich der Fortentwicklung der Maschinen, der Verfahren und des technischen Wissens widmen.“

Das Programm:

Donnerstag, 26. 2. 2009

14.00 Helmut Maier: Begrüßung und Eröffnung

14.15 Eckhard Schinkel: Rudolph Haack (1833-1909) und die "persönliche Monarchie". Zur Rolle von Führungseliten im Wilhelminischen Kaiserreich

14.45 Werner Tschacher: Herrschafts-Technik im lokalen Raum. Die Besuche Wilhelms II. in Aachen im Juni 1902 und Oktober 1911

15.15 Eike Lehmann: Über die Entstehung des wissenschaftlichen Schiffbaus in Deutschland

15.45 Kaffeepause

16.15 Siegfried Buchhaupt: Felix Lincke (1840-1917), seine Analyse der Schiffsteuermaschine und Vision der Entwicklung der Maschine zum Automaten

16.45 Stefan Krebs: „Deutschlands Größe beim Wettbewerb der Völker“ – Großmachtträume als diskursive Ressource für den Ausbau der Technikwissenschaften

17.15 Norman Pohl: Stoffe mit besseren Eigenschaften? Zum ökonomischen und kolonialen Kontext chemischer Produktion in der wilhelminischen Epoche

Freitag, 27. 2. 2009

9.00 Rüdiger Haude: Starre und weniger starre Systeme

9.30 Ralf Spicker: Zwischen Volksbegeisterung, privater und militärischer Konkurrenz:Die Entwicklung des Starrluftschiffs als Waffe im Spiegel des Flottenbaus

10.00 Franz Jungbluth: Zwischen Technikbegeisterung und „vaterländischer Pflicht“. Außendarstellung und Binnenperspektiven des Schütte-Lanz-Luftschiffbaus 1909-1917

10.30 Kaffeepause

11.00 Volker Mende: Allerhöchster Festungsbau. Kaiser Wilhelm II. und die Panzerfrage

11.30 Alexander Kierdorf: Eisenbeton – eine deutsche Erfolgsgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts

12.00 Thomas Irmer: Tönende Funken auf tönernen Füßen? Der Elektrokonzern AEG und das "System Telefunken"

12.30 Abschlußdiskussion

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Göppingen/Remagen: Märklin nach 150 Jahren am Ende?

Märklin, heute weltweit mit Qualitäts-Modelleisenbahnen identifiziert, stellte im Laufe seiner Firmengeschichte unter anderem auch Ingenieurbaukästen und hochwertige Automodelle her. Märklin-Eisenbahnen und andere Spielzeuge gehören heute zu den gesuchtesten Sammelobjekten und bilden feste Bestandteile vieler öffentlicher und privater Spielzeugsammlungen.

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Sogar das vor kurzem durch einen spektakulären Neubau erweiterte Hans-Arp-Museum bei Remagen zeigt anlässlich des Firmenjubiläums noch bis zum 3. Mai eine Ausstellung mit Märklin-Modellen unter dem Titel „Mythos Märklin“. Der Altbau des Museums ist der 1858 fertiggestellte Bahnhof Rolandseck, der in den 1960er Jahren von dem Johannes Wasmuth zu einem Künstlerrefugium ausgebaut wurde. Info

Einen Geheimtipp unter den Spielzeugsammlungen beherbergt das Museum Schloß Salder im niedersächsischen Salzgitter. Das gesamte Dachgeschoss des Renaissancebaus ist der "Welt der Kindheit" gewidmet. Info

Das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund zeigt noch bis zum 30. Juni 2009 die Sonderausstellung "Technisches Spielzeug – Raritäten aus der Sammlung Peter Tell" mit zahlreichen Märklin-Erzeugnissen. Neben Miniatureisenbahnen gibt es nun auch Exponate aus den Bereichen Straßenverkehr, Schifffahrt und Luftfahrt der 1930er bis 1960er Jahre. Die Ausstellung führt die Schau „Vom Spielzeug zur Modellbahn“ aus dem letzten Jahr fort. In einem weiteren Ausstellungsraum wird an jedem Wochenende eine großmaßstäbliche Spur-1-Modellbahnanlage vorgeführt. (Sa 14 – 18 Uhr, So 10 – 18 Uhr). Info

 

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In Göppingen existiert seit 1979 ein Märklin-Museum (Foto). Info

Die nach Übernahme der Firma aus Famlilienbesitz mit zuletzt 22 Teilhabern begannen die neuen Eigentümer nach Presseangaben mit einer Sanierung, die allerdings ins Stocken geriet. Über die Zukunft der derzeit vier Märklin-Produktionsstandorte, darunter einem im ungarischen Györ, mit insgesamt ca. 1000 Beschäftigten herrscht derzeit noch Unklarheit. Wird die weltberühmte Marke abgekoppelt vom deutschen Qualitätsspielzeug?

Weblinks

Homepage des Unternehmens

Märklin bei Wikipedia

aktuelle Presseberiche

Die Welt

Frankfurter Rundschau

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Dessau – Erfinder und Unternehmer Hugo Junkers vor 150 Jahren geboren

Nach einer Wander- und Fortbildungszeit ließ sich Junkers in Dessau nieder; mit 38 Jahren wurde er schließlich Professor für Wärmetechnik an der Technischen Hochschule in Aachen. Dort traf er mit Hans Reissner zusammen und begann, sich mit dem Flugzeugbau zu beschäftigen. 1912 kehrte er nach Dessau, wo er mehrere Unternehmen  gründete, etwa  für Metallbau – dort entstanden Möbel nach Bauhaus-Entwürfen – und Heizgeräte, noch heute ein Begriff.Die Junkers Luftverkehr AG wurde 1926 Teil der Deutschen Luft-Hansa. Die erfolgreichste Flugzeugkonstruktion, die „Tante Ju“ – Ju 52 von 1929/30, kombinierte Motoren- und Metallbau. Insgesamt wurden , lange nach Junkers’ Tod 1935, über Lizenzen – und während des Zweiten Weltkriegs in besetzte und verbündete Länder ausgelagerte oder –geweitete Produktionen – mehr als 4000 Exemplare dieses legendären und unverwüstlichen „Arbeitstieres“ der Luftfahrt gebaut.

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Die Nationalsozialisten, mit denen Junckers nicht zusammenarbeiten mochte, eigneten sich sein Lebenswerk an und unterstellten es dem Reichsluftfahrtministerium; Kurz nach seinem Tod 1935 wurden die Motoren- und die Flugzeugwerke mit Hauptsitz in Dessau miteinander verschmolzen. Das Unternehmen, das noch über eine Reihe weiterer Betriebe an anderen Orten verfügte, bildete eine der wesentlichen Grundlagen der Flugzeugproduktion für die Rüstung. Info

In Magdeburg kümmert sich ein Förderverein um die verschiedenen Betriebe und Bauten, die mit Hugo Junkers verbunden sind. Info

Seit 2001 erinnert in Dessau ein Museum im ehemaligen Junkers-Flugzeugwerk an den Erfinder und Unternehmer. Info

Impressionen aus dem Junkers-Museum

Bereits am 30. und 31. Januar fand dort das 6. Junkers Kolloquium anlässlich des 150. Geburtstages statt. Die „Festdekade“ des Museums endet am 7. Februar mit einem „Fliegerball“ im Stile der 1920er Jahre.

Interessanter Presseartikel 

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Waltrop/Bochum: Die ganze Spannbreite der Industriekultur im Vortrag

Dienstag, 10. und 17. Februar 2009, 19.30 Uhr:

Lebensader Ruhr

Zwei Vortragsabende im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk

"Lebensader Ruhr" heißt es zweiteiliger Vortrag, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe an zwei Dienstagen im Februar in sein Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg einlädt. Der von Hans-Georg Rubenschuh konzipierte Vortrag stellt im ersten Teil den auf der Ruhr von der Quelle bis Witten vor; im zweiten Teil geht es weiter bis zur Rheinmündung.Der geschichtsinteressierte Rentner und ehemalige Lokführer Hans-Georg Rubenschuh beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichtedes Ruhrgebietes, seinen Kanälen und Flüssen.

Die Ruhr entspringt imSauerland und mündet nach 235 Kilometern bei Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Ein Streifzug durch das Ruhrgebiet entlang des Flusses, von dem 75 Kilometer schiffbar sind, ist gleichzeitig auch eine Fahrt durch dengrößten industriellen Ballungsraum Europas.

An beiden Abenden stehen nicht nur die industrielle Geschichte und ihreRelikte im Vordergrund, sondern auch die Landschaft des Ruhrtals. "Die Region entwickelt sich immer mehr zu einem touristischen Magneten, und die Ruhr spielte dabei eine besondere Rolle", so Museumsleiter Herbert Niewerth.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg

Am Hebewerk 2, Waltrop

 

Im Rahmen der Vortragsreihe 2008 – 2009 im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum: „Rohstoffe und ihre Märkte – seit 3000 Jahren“:

Dienstag, 10. Februar 2009, 19.00 Uhr

Reimar Seltmann (London, UK),“ Erzschätze der Seidenstraße.“

Prof. Reimar Seltmann vom Center for Russian and Central Eurasian Mineral Studies am Natural History Museum in London wird in seinem Vortrag über den in jüngster Zeit näher erschlossenen ungeheuren Reichtum an Erzlagerstätten in den Ländern Zentralasiens, von Usbekistan über Kasachstan bis in die Mongolei berichten. Diesen Ländern kommt nicht nur wegen ihrer hohen Dichte, sondern auch wegen ihrer reichhaltigen Vorkommen in gewaltigen Dimensionen als Rohstoffquellen der Zukunft hohe Bedeutung zu. Hervorzuheben sind Porphyry Copper- sowie vulkanische Massivlagerstätten mit Kupfer und Gold, die z.T. gigantische Ausmaße erreichen, wie etwa die Goldlagerstätte von Kumtor in Kirgisien. Ein großer Teil dieser Erzlagerstätten ist an den Routen der in der Archäologie bekannten Seidenstraße zu lokalisieren.

Der ungeahnte Reichtum an Erzlagerstätten Zentralasiens rückt durch aktuelle archäologische Forschungen zunehmend in den Vordergrund. (Prä-)historische Erzgewinnung in Zentralasien  ist erst in den letzten Jahren erforscht worden. Ob das Gold der Skythen dort zu suchen ist, kann man keineswegs ausschließen. Im Zusammenhang mit Forschungen zur frühen Metallgewinnung sind die zahlreichen Zinnlagerstätten besonders interessant, die in einem weit ausholenden ost-west-verlaufenden Zinngürtel zu verfolgen sind. Möglicherweise spielen sie in der bronzezeitlichen Zinnversorgung im Vorderen Orient eine bedeutende Rolle.

Die Erzlagerstätten Zentralasiens sind sowohl für moderne, als auch für prähistorische rohstoffpolitische Überlegungen sowie für metallogenetische Aspekte der Lagerstättenkunde von höchstem Interesse.

Deutsches Bergbau-Museum
Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum

Bei beiden Vorträgen ist der Eintritt frei!

Wenn Sie einen Überblick über Vorträge und andere industriekulturelle Angebote in NRW gewinnen wollen oder auch an einem bestimmten Tag noch nichts vorhaben – besuchen Sie die gemeinsame Veranstaltungsdatenbank für NRW über die industrie-kultur-Website

Über Veranstaltungen zur Geschichte im Ruhrgebiet informiert die „Mailingliste“ des „Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher“, abonnierbar unter:

Email: geschichtskultur@hclist.de
Internet: www.geschichtskultur-ruhr.de

Wenn Sie nicht im Ruhrgebiet oder in NRW wohnen: Erste Anlaufstelle ist das Industrie- oder Technikmuseum in Ihrer Nähe!

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