Archiv für den Monat: Oktober 2008

Köln: Statt Verkauf oder Verschrottung – Zukunftsperspektive für das Ratsschiff „MS Stadt Köln“ gesucht

Die „MS Stadt Köln“ wurde im Auftrag des NS-Oberbürgermeisters Karl Georg Schmidt im Hinblick auf die für 1940 geplante Internationale Verkehrsausstellung in Köln gebaut und am 18. Juli 1939 in Dienst gestellt.

Nach einer bewegten Geschichte in den Kriegs- und Nachkriegsjahren kam das Schiff zurück in den Besitz der Stadt und wurde 1952 nach Plänen des Architekten Fritz August Breuhaus de Groot neu ausgestattet. Bereits vor 1933 hatte Breuhaus u.a. die Repräsentationsräume des heute in Stralsund liegenden (ersten) Segelschulschiffs Gorch Fock gestaltet. Der Maschinenraum mit zwei originalen Deutz-Schiffsdieselmotoren und zentralem Maschinistensitz ist mit einer Galerie für Besucher versehen.120.000 Streckenkilometer hat das Ratsschiff in rund 70 Jahren zurückgelegt, hätte also in dieser Zeit – 22.000 Betriebsstunden – dreimal die Erde umrunden können.

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Seit das Motorschiff MS Stadt Köln am 18. Juli 1939 in Dienst gestellt wurde, waren viele hochrangige Persönlichkeiten an Bord, darunter die britische Königin Elizabeth II., Konrad Adenauer und Charles de Gaulles. In der jüngeren Vergangenheit wurde und aktuell wird das Ratsschiff insbesondere für Repräsentationsfahrten der Stadt Köln und der HGK AG genutzt sowie für Pressefahrten im Rahmen von Großveranstaltungen. Während des Weltjugendtags etwa lag das MS Stadt Köln als schwimmendes Pressezentrum vor der Koelnmesse. Unternehmen können das historische Schiff für Tagungen, Kongresse und Seminare mieten und Heiratswillige sich an Bord das Ja-Wort geben. Der Kabarettist und Talkmaster Harald Schmidt lud anlässlich des 70. Geburtstags von Herbert Feuerstein zu einem Abendessen auf das schwimmende Denkmal und die Musiklegende Michael Jackson nutzte einen Köln-Aufenthalt für eine Abendfahrt an Bord des Ratsschiffs.

Im Jahr 1990 wurde das Ratsschiff in die Denkmalliste eingetragen. „Das Schiff ist ein Dokument hochentwickelter Schiffsbautechnik der 30er Jahre, dem wegen seines weitestgehend erhaltenen Originalzustandes erhebliche Bedeutung zukommt. Als Repräsentationsschiff und im Hinblick auf die mit diesem Schiff fortgeführte Tradition der hansestädtischen Ratsschiffe ist es ein einmaliges Objekt, um das uns andere Städte beneiden. Für ein solches Schiff sollte es finanzierbare Lösungen geben“, erklärte Schramma.

Um den weiteren Einsatz des MS Stadt Köln gewährleisten zu können, sind nun umfangreiche Instandsetzungsarbeiten notwendig. Oberbürgermeister Fritz Schramma ist zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann, das stählerne Juwel zu erhalten.

Vor dem Hintergrund des Ausbaus der originalen Dampfmaschinen aus dem KD-Traditionsschiff „Goethe“ (wir berichteten) sowie der ungeklärten Zukunft der „MS Düsseldorf“ – sein Eigentümer verwies auf „ein privates Finanzierungs- und Erhaltungskonzept, das von der Stadt jedoch mit unsinnigen Argumenten blockiert wird“ – (siehe die Kommentare im Anschluß an einen Pressebericht) wurde so erneut auf die besonderen Schwierigkeiten und fehlenden Konzepte beim Erhalt schwimmender Denkmale hingewiesen.

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