Archiv für den Tag: 11. August 2008

Köln: Letzter Rhein-Raddampfer bald ohne Dampf?

Die 1913 auf der Kölner Sachsenberg-Werft gebaute „Goethe“ der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt AG ist der letzte noch betriebene Seitenraddampfer auf dem Rhein. Er ist im Bereich des „Weltkulturerbes Mittelrheintal“ zwischen Koblenz und Rüdesheim im Einsatz. Das Schiff befindet sich allerdings nicht im Originalzustand; erst 1952 wurde es vom kombinierten Güter- und Passagierdampfer zum reinen Salonschiff umgebaut und 1996 nochmals intensiv überholt. Aus diesen Gründen ist das Schiff – im Unterschied zu den auf anderen deutschen Gewässern, etwa der Elbe, verkehrenden historischen Schiffen – nicht als bewegliches technisches Denkmal eingestuft. Die 1826 gegründete „Köln-Düsseldorfer“ feiert sich als „älteste durchgängig börsennotierte Aktiengesellschaft in Deutschland“mit einer umfangreichen Ausstellung in der Burg von Linz/Rhein (siehe industrie-kultur-Meldung vom April 2008).

Wie nun bekannt wurde, will die Köln-Düsseldorfer das Schiff im Anschluß an diese Saison, die bis Anfang Oktober dauert, im kommenden Winter mit einem neuen, dieselelektrischen Antrieb ausgestattet werden. Nach Angaben des „Freundeskreises“ werden dafür mehrere  Gründe angeführt: Der Maschinenstuhl der „Goethe“ habe einen Riss, der letztlich zurückgeht auf die einen Bombentreffer bei der Versenkung des Bootes im Zweiten  Weltkrieg; die Betriebskosten des Dampfers seien derzeit zu hoch; neue, in einigen Jahren gültig werdende  EU-Verordnungen  würden keine Betriebsbewilligung mehr zulassen.

In einer umfangreichen Pressemitteilung weist der „Freundeskreis“ darauf hin, dass die Maschine – die zu den wenigen erhaltenen Originalteilen des Schiffes gehöre – zu vergleichweise  geringen reparabel sei. Die Betriebskosten seien zwar  höher als bei anderen Schiffen, aber dies werde durch die Einmaligkeit und besondere Anziehungskraft der „Goethe“ wettgemacht.  In Deutschland und vor allem in der Schweiz würden historische Raddampfer mit hohem Aufwand erhalten stellte eine besondere, auch kommerziell wichtige Attraktion und Bereicherung dar. Die angeführte EU-Verordnung werde – nach Recherchen der „Dampferzeitung“- erst im Jahre 2018 für die „Goethe“ relevant; bis dahin sei eine – auch für zahlreiche andere, vor allem in Museumsbesitz betriebene Fahrzeuge erforderliche – Ausnahmeregelung erreichbar.

In einem ausführlichen Gespräch mit Arnim Bauer von der „Dampferzeitung“ erklärte der KD-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Hildebrandt – zugleich Geschäftsführer der Elbdampfschiffahrtsgesellschaft mit seiner historischen Dampferflotte, sinngemäß, daß die Verhältnisse auf dem Rhein andere seien; man habe mehrere Alternativen geprüft, aber da – im Unterschied zur Elbe – „niemand … den Dampfer unter Denkmalschutz stellen“ wolle und auch trotz politischer Interventionen keine Ausnahmegenehmigung in Sicht, sei nur ein völliger Umbau kaufmännisch vertretbar.

Der „Freundeskreis“ legt dagegen der Köln-Düsseldorfer nahe, sich mit der „Goethe“ ernsthaft gegen die immer beklagte Konkurrenz der kleineren Reedereien zu wenden und sie als „markantes“ Zeichen von Individualität zu pflegen.

Vor allem aber wehrt sie sich, auch angesichts der bereits wechselvollen Umbau-Geschichte der „Goethe“, nach Worten Bauers dagegen, „der Dampfmaschine des letzten Rheindampfers Goethe den Garaus zu machen“ und „das Schiff als eine Art Operettendampfer … mit dieselelektrischem Antrieb weiter zu betreiben“. Zumindest der charakteristische Signalton der Dampfpfeife, so heißt es in der Presse, sei bereits digitalisiert und werde so weiter  als Erkennungszeichen zu hören sein.

Quellen:

Homepage des „Freundeskreises Raddampfer Goethe e.V.“

Pressemitteilung

Artikel aus der „Dampferzeitung“ 2/2008

Pressemeldungen

Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach

Kölner Wochenspiegel vom 6. 8. 2008

Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. 8. 2008 

Allgemeines zu Raddampfern: http://www.schaufelraddampfer.de

Foto: Freundeskreis Raddampfer Goethe e.V.

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Ratingen: Ausstellung „Oberschlesien im Objektiv. Historische Fotografien“

Aus der umfangreichen Sammlung in Gleiwitz stammen Fotografien aus den 1860er bis 1930er Jahren. Auf die faszinierenden Atelieraufnahmen Wilhelm von Blandowskis aus den 1860er Jahren folgen eine einzigartige fotografische Dokumentation oberschlesischer Industrieanlagen vom Anfang des 20. Jahrhunderts sowie frühe Zeugnisse des Bildjournalismus u. a. von Max Steckel. Arbeitsleben und Alltag in einer durch die Montanindustrie innerhalb kürzester Zeit völlig umstrukturierten Region wurden ebenso fotografisch dokumentiert wie bäuerliche Motive vorindustrieller Zeit. Diese Perspektive nahm häufig Karl Franz Klose ein, einer der bekanntesten schlesischen Fotografen der 1930er Jahre, dessen Nachlass das Schlesische Museum zu Görlitz bewahrt. Viele Aufnahmen stammen von unbekannten Fotografen oder von Amateuren. Ergänzt wird die Schau in Ratingen durch historische Fotoaufnahmen aus dem Museum in Rybnik und durch Fotoutensilien, Fotoapparate und Zubehör aus Privatsammlungen. Die museale Aura vermitteln zusätzlich ausgelegte historische Fotografien und Alben aus den reichhaltigen Sammlungen des Oberschlesischen Landesmuseums. Solche fragilen Schätze werden nur selten gezeigt.

Das museumspädagogische Begleitprogramm regt dazu an, sich mit grundsätzlichen Prinzipien der Fotografie auseinanderzusetzen. Dazu gehören technische Aspekte wie die Untersuchung der Auswirkungen von Licht auf unterschiedliche Materialien ebenso wie inhaltliche Fragestellungen, die sich mit der Wirklichkeit der Bilder und den Möglichkeiten der Manipulation von Fotos befassen.

Der Katalog zur Ausstellung ist zum Preis von 12,00 EUR erhältlich.

Information und Kontakt:
Oberschlesisches Landesmuseum
Bahnhofstr. 62, 40883 Ratingen
Tel: 02102/9650, Fax: 965400
e-Mail: info@oslm.de; Internet: www.oslm.de
Öffnungszeiten: di – so, 11 – 17 Uhr, mo geschlossen

Ehepaar.450.jpgFamilie in Rossberger Tracht zwischen Mietskasernen, Beuthen-Rossberg, 1920er/30er Jahre, Fotograf unbekannt (c) Muzeum w Gliwicach

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