Archiv für den Tag: 13. November 2007

Oberhausen: Das nacht.aktiv Ausstellungs-Sextett ist komplett

Die Nacht hat viele Gesichter: reale und imaginäre, vertraute und erschreckende, nüchterne und poetische. Die Nacht ist die Zeit des Schlafens und der Träume, aber auch der Arbeit und des Vergnügens, nicht selten sogar des Lasters und der Bedrohung.

Einst war sie das Reich der Dunkelheit und damit ein Bereich ganz besonderer Erfahrungen, die sich von der hellen, der „täglichen" Seite unserer Welt deutlich unterschieden. Seit etwa anderthalb Jahrhunderten verschwimmen die Grenzen zwischen Tag und Nacht, Licht und Finsternis immer mehr. Das hat in erster Linie zu tun mit dem Prozess der Industrialisierung und Urbanisierung. Vor allem der Siegeszug der künstlichen Beleuchtung trug wesentlich dazu bei, die Unterschiede zwischen Tag und Nacht tendenziell aufzuheben.

Mit der „Erhellung" des Abends und der Nacht veränderten sich sowohl der individuelle Tagesablauf und das Familienleben als auch Arbeit, Freizeit und Vergnügen – mit Hilfe des künstlichen Lichts eroberte der Mensch die dunklen Stunden für seine vielfältigen Aktivitäten. Was bleibt vom „Reich der nächtlichen Imagination", was bleibt vom Schrecken und von der Furcht vor den Gestalten der Nacht, wenn das Licht seine Herrschaft angetreten und alle Schatten vertrieben hat?

Diesem sich wandelnden Erfahrungsraum will die Verbund-ausstellung „nacht.aktiv" des Rheinischen Industriemuseums exemplarisch nachspüren. Sie präsentiert ab September 2007 an allen sechs Schauplätzen ausgewählte Aspekte des Themas. Dabei wird der historische Rückblick immer wieder ergänzt durch aktuelle Bezüge – wie wir heute das Phänomen „Nacht" erleben, hat eben stets auch zu tun mit gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungslinien.

Schauplatz Bergisch Gladbach: Nichts zu sehen…

Den Beginn des Ausstellungsreigens machte ab Mitte September der Schauplatz Bergisch Gladbach. Hier gibt es buchstäblich „Nichts zu sehen…", dafür aber umso mehr zu hören und zu ertasten: In mehreren sorgfältig ausgestalteten, aber völlig lichtlosen Räumen können die Besucherinnen und Besucher erproben, wie sie auf totale Finsternis reagieren.
Laufzeit: 15.09.2007 – 13.07.2008

Schauplatz Engelskirchen: Lichterzauber, Nachtgestalten

Im Schauplatz Engelskirchen wird mit der Ausstellung „Lichterzauber, Nachtgestalten" eine kleine Kulturgeschichte der Nacht präsentiert: vom Mond und von den Sternen bis zur Königin der Nacht, und vom Martinszug bis zu den Heinzelmännchen von Köln.
Laufzeit: 20.09.2007 – 22.06.2008

Schauplatz Solingen: Im Dunkel der Stadt

Unter dem Motto „Im Dunkel der Stadt" werden die Besucherinnen und Besucher im Schauplatz Solingen ab Mitte Oktober zu Flaneuren durch das nächtliche Solingen der Nachkriegszeit – ein Spaziergang, der auch die Reize einer (sicherlich jugendfreien) Nachtbar nicht ausspart.
Laufzeit: 13.10.2007 – 28.09.2008

Schauplatz Ratingen: Große Robe, kleines Schwarzes

Wie sich die Schönen der Nacht für die abendlichen Vergnügungen vorbereiteten, welche (Abend-)Kleider sie zu welchen Anlässen trugen, zeigt ab Ende Oktober der Schauplatz Ratingen unter dem Titel „Große Robe, kleines Schwarzes".
Laufzeit: 27.10.2007 – 29.06.2008

Schauplatz Euskirchen: Schlafenszeit!

So heißt es ebenfalls ab Ende Oktober im Schauplatz Euskirchen. Die Ausstellung widmet sich den „klassischen" Nachtthemen Schlaf und Traum und zeigt beispielsweise, wie sich die Industrialisierung auch auf unseren Schlaf, ja vielleicht gar auf unsere Träume ausgewirkt hat.
Laufzeit: 28.10.2007 – 27.07.2008

Schauplatz Oberhausen: Der Tag ist nicht genug

Um die Problematik der Nacht- und Schichtarbeit und deren schwieriges Verhältnis zu unserer „inneren Uhr" geht es schließlich im Schauplatz Oberhausen, unter dem bezeichnenden Titel „Der Tag ist nicht genug".
Laufzeit: 10.11.2007 – 29.06.2008

Website der Ausstellung: http://www.nacht.aktiv.lvr.de/

Näheres zu den einzelnen „Schauplätzen“ hier

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Oberhausen: Vom Hochofengasbehälter zur höchsten Ausstellungshalle Europas: Neues Buch über den Gasometer

Der Band erzählt und zeigt in vielen erstmalig veröffentlichten Bildern die spannende Geschichte dieses technischen Bauwerks der Superlative, das heute Wahrzeichen der Stadt Oberhausen ist. Die meisten der bisher unbekannten Darstellungen gehörten zum Bildarchiv der Gutehoffnungshütte, das 1995 dem Rheinischen Industriemuseum übergeben wurde. Weitere Bilder stammen aus der 2003 dem RIM überlassenen Fotosammlung der Ruhrchemie AG (heute OXEA Chemicals) sowie von Zeitzeugen.

Das unter Federführung von Dr. Daniel Stemmrich, dem Leiter der Sammlungsabteilung des RIM, entstandene Buch beleuchtet mit Beiträgen von Stefan Rahner und Peter Schmidtmann die wirtschaftliche Bedeutung, die besondere Technik und den Bau des "Scheibengasbehälters" in den Jahren 1927 bis 1929. Das besondere Interesse gilt seiner Bedeutung im Energieverbund zwischen Eisen und Stahl, Kohle und Chemie. Aber auch seinen Weg von der Stilllegung bis zur heutigen Nutzung zeichnet das Buch „Gasometer Oberhausen – Geschichte, Technik, Arbeit" nach.

Landschaftsverband Rheinland/Rheinisches Industriemuseum (Hg.):
Gasometer Oberhausen – Geschichte, Technik, Arbeit. Bearb. von Daniel Stemmrich. 80 Seiten, 110 Fotos, broschiert, ,
Klartext Verlag Essen, 9,95 ¤
ISBN: 978-3-89861-718-5

Die Aufnahme vom 4. August 1928 zeigt den Bau des Gasometerdaches. Das Dach wurde später – entsprechen dem Baufortschritt – mit Hilfe von Druckluft angehoben (Foto: Sammlung des Rheinischen Industriemuseums/LVR)

Köln/Essen: Landschaftsausschuss des LVR beschließt Betriebskostenzuschuss von 2 Mio. Euro für das Ruhrmuseum und Besucherzentrum auf der Zeche Zollverein in Essen

Wie der Landschaftsverband Rheinland am 31. Oktober 2007 mitteilte, sprachen sich heute die Politikerinnen und Politiker aller Fraktionen des Landschaftsausschusses der Landschaftsversammlung Rheinland einstimmig für den Beschlussvorschlag aus, künftig das Ruhrmuseum sowie das Besucherzentrum auf dem Gelände Zollverein in Essen mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss von 2 Mio. Euro zu unterstützen. Damit folgten sie der Empfehlung des Kulturausschusses der Landschaftsversammlung Rheinland.

Die Fraktionen begrüßten ausdrücklich das Engagement des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), hier „kulturpolitisch Signale zu setzen". Sie wiesen jedoch darauf hin, dass mit der Unterstützung kein „Einfalltor für mögliche weitere Förderungen" geöffnet werden dürfe. Die LVR-Verwaltung machte deutlich, dass die Verhandlungen im Vorfeld unter der Voraussetzung geführt worden waren, dass der jährliche Zuschuss auf 2 Mio. Euro begrenzt bleibe.
 
Als Träger von insgesamt sechs Museen im Rheinland, darunter auch das dezentrale Rheinische Industriemuseum mit sechs Schauplätzen im Rheinland, verfügt der Landschaftsverband Rheinland über entsprechende Kompetenz, insbesondere auch in Fragen der musealen Vermittlung von Industriekultur.

www.lvr.de
www.zeche-zollverein.de

Oberhausen: Die St. Antony-Hütte, Wiege der Ruhrindustrie, wird ab 2008 zur touristischen Attraktion

Die seit einem Jahr laufenden wissenschaftlichen Ausgrabungen durch Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) unterstützt der MAN Konzern mit einer Spende von 200.000 Euro, weil die St. Antony-Hütte Keimzelle des Unternehmens war. Dies gaben LVR und MAN bei der offiziellen Scheck-Übergabe auf dem Gelände der St. Antony-Hütte bekannt.

Udo Molsberger, Direktor des LVR: "Die St. Antony-Hütte hat als erstes Unternehmen der Schwerindustrie im Ruhrgebiet eine herausragende Bedeutung. Deshalb hat sich der LVR mit seinen Kultureinrichtungen hier besonders engagiert." Historiker des Rheinischen Industriemuseums haben die Fachleute des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege bei den Ausgrabungen begleitet, die nun seit über einem Jahr laufen. Eingebunden bei der Substanzerhaltung des Wohn- und Kontorhauses und bei der Bestimmung der Fabrikationsanlagen sind auch Experten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege. Molsberger: "Die Außensanierung des Gebäudes konnten wir im vorigen Jahr abschließen und die Innensanierung läuft gerade. Eine neue Dauerausstellung zur Geschichte der ersten Eisenhütte des Ruhrgebiets wird 2008 in der St. Antony-Hütte eröffnet. Ein Designbüro ist bereits mit der Gestaltung beauftragt."

Nach den Worten von LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic plant das Industriemuseum gemeinsam mit der Stadt Oberhausen im Außengelände der St. Antony-Hütte einen industrie-archäologischen Park. Durch die wissenschaftlichen Ausgrabungen seien die meisten Fragen zum Aufbau des Betriebes und zur Anordnung der Aggregate geklärt. Karabaic: "Der Park soll die Fundamente und Mauerreste schützen und zugleich in enger Anbindung an die Ausstellung den Besuchern die Funktionsweise der ersten Eisenhütte des Ruhrgebietes näherbringen. Er wird damit ein besonderes touristisches Highlight auch im Hinblick auf 2010 werden."

Die Ausgrabungen durch die Archäologen des LVR wurden im Frühjahr 2006 begonnen. Dieser erste Grabungsabschnitt konnte mit Mitteln des LVR, des Ministeriums für Bauen und Wohnen des Landes NRW, mit Unterstützung der Stadt Oberhausen und des Fördervereins des Rheinischen Industriemuseums verwirklicht werden.

Die Fortsetzung der archäologischen Arbeiten in diesem Jahr wurde durch die Spende des MAN Konzerns in Höhe von 200.000 Euro möglich. Diese Mittel sollen auch für die dauerhafte Präsentation der Funde verwendet werden. Jürgen Maus, Vorsitzender des Vorstandes der MAN TURBO AG, übergab LVR-Direktor Molsberger beim Pressetermin auf dem Antony-Gelände die Spende in Form eines symbolischen Schecks. Er wies noch einmal darauf hin, dass die Wurzeln der MAN auf die St. Antony-Hütte zurückgehen. Maus: "MAN TURBO ist heute mit seiner breiten Palette an Turbokompressoren, Dampf- und Gasturbinen eines der vier Standbeine der MAN AG. MAN AG ist wiederum das älteste Unternehmen im DAX. Und allein diese Tatsache verdeutlicht, wie wandelbar und flexibel wir auf die Herausforderungen während dieser nunmehr 250 Jahre dauernden Unternehmensgeschichte reagiert haben."

Antony_klein.jpgUdo Molsberger, Direktor Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Milena Karabaic, LVR-Kulturdezernentin, Jürgen Maus, Vorstandsvorsitzender MAN Turbo AG Oberhausen und Apostolos Tsalastras, Kulturdezernent der Stadt Oberhausen, bei der Scheckübergabe an der St. Antony Hütte. (Foto: LVR/ Ludger Ströter)