Archiv für den Tag: 16. Mai 2007

Rombas/Neuves-Maisons

Das Hüttenwerk in Rombas war 1998 stillgelegt und seit 1999 abgebrochen worden. In der alten Gebläsehalle hatte der französische Historiker Gérard Dalstein aus Villers-les-Nancy ein technisches Kleinod entdeckt: eine Dampfgebläsemaschine aus dem Jahr 1896, geliefert von der »Siegener Maschinenbau-Aktiengesellschaft«Die Firma war aus den Siegener Maschinenfabriken A. H. Oechelhaeuser und Karl Weiss sowie der Maschinenfabrik Hoffmann G.m.b.H. in Eiserfeld entstanden. In einer Firmenschrift der »Siegener Maschinenbau-Aktiengesellschaft« (im Archiv der heutigen SMS-Gruppe) heißt es zu der auf Berg- und Hüttenwerksmaschinen spezialisierten Abteilung Oechelhaeuser: »Einen lehrreichen Einblick in die mehr und mehr wachsenden Bedürfnisse der Hüttenindustrie gewährt die nachfolgende Empfängerliste von Gebläsemaschinen. Sie zeigt, daß aus den anfänglich wenige Pferdestärken beanspruchenden Gebläsemaschinen heute Maschinen mit Windmengen von mehr als 1.000 cbm minutlich auf 1 Atm. und mehr Windpressung für den Hochofenbetrieb geworden sind und daß solche Leistungen – in Pferdestärken ausgedrückt sind es bis zu 3.000 PS – in einem Kraftzylinder und in einem Windzylinder gebaut werden.«

In der Kundenliste ist die 1896 an die damaligen »Rombacher Hüttenwerke« gelieferte Maschine mit folgenden Daten enthalten: Durchmesser Dampfzylinder 900/1.350 mm, Durchmesser Gebläsezylinder 1.900 mm, Hub 1.500 mm, angesaugte Windmenge 500–850 m³/min. Gérard Dalstein, Verfasser des Werks zur Geschichte des Eisenhüttenwesens in Frankreich »Les Chantiers du Fer«, ist es zu verdanken, dass diese Dampfgebläsemaschine nicht verschrottet wurde. Dalstein mobilisierte Öffentlichkeit und Unternehmen für den Erhalt der in Frankreich einzigen erhaltenen Dampfgebläsemaschine.
Schließlich wurde die Gebläsehalle vorsichtig abgetragen, um die Maschine bergen zu können. W. S.

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Lothringen

Kurz vor den Denkmaltagen gründete sich in Hussigny-Godbrange
bei Longwy die »Association d’Histoire Industrielle«. Sie will die vor 26 Jahren geschlossene Mine des Ortes der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Eisenbahn war dieses Jahr Schwerpunktthema in Longwy. In einem historischen Zug, gezogen von einer Dampflokomotive der Arbed aus dem Jahr 1912, konnte man bis zum Bahnhof von Longuyon fahren, Erinnerung an die Eröffnung der Bahnlinie Longwy–Longuyon im Jahr 1863, mit einer Anbindung an Belgien im Osten. Die Bedeutung der Eisenbahn für die Entwicklung der Stahlindustrie im Revier von Longwy war auch Thema eines »son et lumierè«, einer Multimediaschau aus Dia-Vortrag, Musik und Feuerwerk auf dem Bahnhofsvorplatz.

In Saint-Pancré bei Longwy führten die Höhlenforscher des »Club de spéléologie du Bassin de Longwy« die Besucher zu den ehemaligen Fundstätten des »minerai de fer fort«, einem hochwertigen Eisenerz, das im Gegensatz zur Minette einen hohen Eisengehalt hatte (bis zu 60 Prozent) und phosphorfrei war. Es eignete sich deshalb hervorragend für die Verhüttung in den nahe gelegenen Hochöfen des 17. und 18. Jahrhunderts und zur Weiterverarbeitung zu Schmiedeeisen. Der Kommunalverband der Gemeinden des Fenschtals veranstaltete in Hayange zusammen mit Greg Gawra zwei Rundfahrten zu Wandmalereien des Künstlers. In Neuves-Maisons bei Nancy führten ehemalige Bergleute durch die Stollen des Bergwerks »Val de Fer«Nach Mitteilung der Vereinigung »Atelier
mémoire ouvrière« (A.M.O.) kamen etwa 600 Besucher, davon ein Viertel Jugendliche. W. S.

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Dortmund

Mit dem Abbruch geht ein Wahrzeichen verloren, vor allem aber ein Bauwerk, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem benachbarten Denkmal-Ort »Kokerei Hansa« stand. Dennoch hielt die Stadt Dortmund den Hansa-Gasometer unter anderem mit Verweis auf den baugleichen Behälter in Oberhausen (umgenutzt als Ausstellungs- und Aussichtsturm ein Publikumsmagnet) für nicht denkmalwürdig. Denkmalgeschützt wurden nur die bis 1928 erbauten Teile der Kokerei. Der Gasbehälter aber ging erst 1934 in Betrieb. Ohne Denkmalschutz konnte die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die auch die Kokerei Hansa betreut, den Gasbehälter nicht übernehmen. Einem Erhalt des beeindruckenden Klang-Raumes im 95 Meter hohen und 56 Meter breiten Gasometer wurde somit jede Chance genommen.

Die 1913 zunächst von der MAN entwickelten – trockenen – Scheibengasbehälter (hier »schwimmt« eine mit einem Öl-Teer-Gemisch abgedichtete Scheibe auf dem Gaspolster) waren im Vergleich zu den bis dahin üblichen, schweren Glockenbehältern (hier taucht die Glocke mit dem Gas in ein Wasserbad ein) ein deutlicher Fortschritt. Ende der 1920er Jahre brachte eine Rationalisierungswelle viele Großkokereien hervor, bald darauf veränderten zahlreiche weithin sichtbare MAN-Gasbehälter das Gesicht des Ruhrgebietes. Das beim Verkoken anfallende Kokereigas wurde in großen Mengen an Hüttenwerke und Haushalte abgegeben. Bei geringer Nachfrage wurde das Gas zwischengespeichert: In dem Behälter auf Hansa hatten bis zu 175.000 Kubikmeter Gas Platz. Ende der 1940er Jahre wurde bei Reparaturarbeiten das Dach des genieteten Stahlzylinders entfernt – und damit die stabilisierende, sternförmige Doppel-T-Träger-Konstruktion. Ein Sturm drückte die nur wenige Millimeter dicken Seitenwände ein. Daraufhin wurde der Behälter vollständig abgetragen und bis 1951 exakt nach den Plänen aus den 1930er Jahren neu errichtet.

Sven Siebenmorgen

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