Industriekultur

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Wissenschaft & Forschung

Im Papiermuseum über Innovationen diskutieren

Das Dürener Papiermuseum lädt derzeit zur Information und Diskussion über das Projekt „Modellfabrik Papier“.

Altpapier ist seit Beginn der Papierherstellung im alten China ein wichtiger Rohstoff für die Papierindustrie. Heute sind die Papierkreisläufe sehr eng und Altpapier wird intensiv genutzt. Ein Grund dafür sind die mit der Nutzung von Altpapier verbundenen Energieeinsparungen. Die großen derzeitigen Veränderungen auf dem Papiermarkt durch die geringere Nachfrage an grafischen Papieren und der starken Zunahme von Verpackungspapieren und vielfältigen innovativen Papierprodukten verursachen auch erhebliche Unsicherheiten auf dem Altpapiermarkt. Das bringt neue Herausforderungen mit sich, wie die ganz praktische Frage: In welche Tonne soll ich meine Papierverpackung mit Barriereschichten werfen? Wie können die Ernergieinhalte der beim Recycling entstehenden Reststoffe genutzt werden? Der Vortrag wird Licht ins Dunkel werfen und aufzeigen, wo die „Modellfabrik Papier“ zur Lösung der Fragen beitragen kann.

Hintergrund

Die Modellfabrik Papier in Düren wird als Kooperationsprojekt von Hochschuleinrichtungen und Unternehmen mit dem Ziel gebaut, Verfahren zu entwickeln, mit denen die Papierproduktion klimaneutral umgestaltet werden kann. Die Frage der Klimaneutralität stellt sich allerdings nicht nur in Bezug auf den Energieverbrauch in den konkreten Produktionsprozessen. In der Gesprächsrunde wird es vielmehr um das bioökonomische Zusammenspiel von zukünftig eingesetzten Rohstoffen, deren Eigenschaften, Beschaffung, Verbrauch und Wiederverwertbarkeit gehen.

In Düren entsteht mit Hilfe der Strukturförderung in den nächsten Jahren mit der Modellfabrik Papier ein neues Forschungszentrum. Ziel des Kooperationsprojekts mit Hochschuleinrichtungen und Unternehmen ist es, die Papierproduktion in Deutschland bis 2050 klimaneutral umzugestalten. Im Jahr 2019 verantwortete die deutsche Papierindustrie 6,7% des gesamten Energieverbrauchs in der Industrie; damit liegt sie auf Platz fünf hinter der Metallindustrie, der Chemischen Industrie, der Mineralölindustrie und Glas- und Steinindustrie (vgl. Destatis). Aufgrund der braunkohlebefeuerten Trocknungsprozesse der Papierproduktion in Düren ist die Papierindustrie hier unmittelbar vom anstehenden Ausstieg aus der Braunkohle und dem damit verbundenen Strukturwandel betroffen. Im Papiercluster rund um Düren arbeiten mit allen vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsschritten ca. 10.000 Menschen.

In einer Reihe von Museumsdialogen, deren Auftaktveranstaltung am 9. September im Papiermuseum Düren stattfindet und die die Realisierung des neuen Gebäudes in der Stadt begleiten soll, wird die Modellfabrik Papier vorgestellt. In den Veranstaltungen mit Gästen aus der Wissenschaft, Industrie und Politik, die 3-4 Mal im Jahr stattfinden werden, wird es hier Raum geben, um wissenschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen zu präsentieren und zu diskutieren. Die Museumsdialoge werden auch digital übertragen, sodass Studierende und Wissenschaftler*innen, Papiermacher*innen und andere Interessierte ihnen auch überregional folgen können.

In der Auftaktveranstaltung am 9. September 2021 um 19 Uhr stellten Prof. Ulrich Schurr, Sprecher des Bioeconomy Science Centers und Institutsleiter am Forschungszentrum Jülich, Thomas Hissel, Stadtkämmerer und Hauptgeschäftsführer der WIN.DN, und Peter Bekaert, Geschäftsführer der Modellfabrik Papier gGmbH, das Projekt, seine Ziele und die aktuellen Entwicklungen vor. Zum Start des Projektes wird mit Blick auf die „Nationale Forschungsagenda Papier 2050“ der Forschungsschwerpunkt einer CO²-neutralen Papierproduktion mit Hilfe aller relevanten wissen-schaftlichen und industriellen Akteure erarbeitet. Die als Projektpartner beteiligten Forschungsinstitute der RWTH Aachen, der FH Aachen, des Forschungszentrums Jülich, der TU Darmstadt und der Papiertechnischen Stiftung erforschen dabei innovative Lösungen für die Papierindustrie.

Im ersten Gespräch ging es darum, welche Faktoren dazu geführt haben, dass dieses zukunfts-weisende Forschungsprojekt in Düren realisiert werden kann und welche Rolle es im Strukturwandel und für die Standortentwicklung in Düren spielt. Es wird erläutert, wie die Zusammenarbeit der Modellfabrik Papier gGmbH mit den in ganz Deutschland ansässigen Beteiligten organisiert wird, wie und wo der Bau derselben realisiert werden soll und mit welchen Inhalten und konkreten wissenschaftlichen Fragestellungen, die unsere Zukunft betreffen, man sich in der Modellfabrik Papier auseinandersetzen will.

Im zweiten Museumsdialog im April 2022 ging es um Fragen der Bioökonomie insbesondere um die Rohstoffe für die Papierproduktion und deren Kreislauf. In den folgenden Museumsdialogen werden aber auch Innovationen im Sinne nachhaltigerer Papierkonzepte sowie um Überlegungen zum Energiebedarf in der Papierherstellung und deren Zusammenhang zum Gesamtsystem Thema sein.

Mehr unter: Museumsdialoge zur Modellfabrik Papier: Papiermuseum Düren (papiermuseum-dueren.de)