Der „malerische“ Bahnhof in Wuppertal-Cronenberg

Als Denkmal des Monats Dezember 2021 hat der Bergische Geschichtsverein Abt. Wuppertal nach eigenen Angaben den ehemaligen Bahnhof Cronenberg an der Holzschneiderstraße 24 vorgestellt. Er wurde 1992 als Denkmalnummer 2091 in die Denkmalliste der Stadt Wuppertal eingetragen. Die Unterschutzstellung umfasst das Bahnhofsgebäude mit dem Güterschuppen. [1]

Nachdem bereits 1841 die erste rheinische Eisenbahn der Düsseldorfer-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft ihren Betrieb aufgenommen hatte (Strecke von Vohwinkel bis Erkrath), ging 1863 die Gesellschaft in die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft über. Am 1. April 1891 wurde die festliche Eröffnung der Eisenbahnstrecke Elberfeld-Steinbeck-Cronenberg gefeiert. Durch diese Strecke stiegen die nach Cronenberg beförderten Mengen an Steinkohle und Roheisen, gleichzeitig konnten so die Frachtkosten deutlich gesenkt werden. [2]

Bei dem Bahnhofsgebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen Bau mit angeschlossenen Güterhallen. Die Entwürfe waren von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft erstellt und von den Königlich-Preußischen Staatseisenbahnen umgesetzt worden. Bei dem Bauwerk handelt es sich um ein Fachwerkgebäude, dass an den Fassaden größtenteils verschiefert wurde. Im untersten und obersten Geschoss (in den Giebeln) gibt es zusätzlich grüne, vertikale Vertäfelungen. Zudem befinden sich auf den Fassaden noch (Konsolen-)Gesimse; es wurde sich für rechteckige Fenster entschieden, so dass drei vertikale Achsen pro Geschoss entstehen. Das Gebäude schließt mit einem Satteldach ab, in welches über drei Ecken jeweils Giebel mit Fenstern und Vertäfelungen eingezogen wurden.Trotz der zunächst angedachten klassizistischen Grundformen der Architektur entschied man sich für einen „malerischen“ Entwurf mit regionaltypischer Ausprägung in Farbgebung und Materialwahl (ähnlich dem Bahnhof Zoo).

Die angeschlossenen Güterhallen sind ähnlich aufgebaut, ein eingeschossiger Bürotrakt weist Fassadenelemente des Bahnhofsgebäudes auf. Die Güterhalle selbst ist im Fachwerk gebaut mit Ziegelausfachung. Nachträglich wurden diese auch erweitert, u.a. durch eine Überdachung der Freiladerampe. Ursprünglich gehörten auch noch ein Toilettenhäuschen und Stallungen zum Bauwerk. Seit 1911 ist die Gass OhG (heute DiGASS Dietrich Gass oHG) in diesen Hallen ansässig. In den Anfangsjahren war das Unternehmen als „Königlich-Preußischer Bahnspediteur“ tätig.

Was bleibt? Die Strecke und der ruckelnde („tanzende“) Wagen wurde im Volksmund „Samba“ genannt. Sein Ende wurde am 23. Februar 1988 eingeleitet. Neben der Bedeutung für die Industrie war die Strecke des „Samba“ auch immer eine Ausflugsbahn, immerhin wurde ein Höhenunterschied von fast 150 Metern überwunden. [3]

Heute befindet sich eine Gaststätte im alten Bahnhofsgebäude, die ehemalige Strecke des „Samba“ wurde als Freizeitrasse im Rahmen der Regionale 2006 umgebaut.

Anmerkungen
[1] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/3887 (Stand: 22.12.2021).
[2] Uwe Eckardt: Cronenberg. Menschen, Daten und Fakten, Horb am Neckar 2000, S. 17.
[3] Vgl. Peter Bockemühl: Cronenberg. Geschichte und Eigenart, Wuppertal 2009, S. 105ff.

Foto: © Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Folke Obermark-Stiller