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Hattingen: Ausstellung „Vom Streben nach Glück – 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika“

Hunderttausende Westfalen wanderten im 19. und 20. Jahrhundert aus Westfalen nach Amerika aus, um dort ihr Glück und Arbeit zu finden. Not und Unterdrückung in der Heimat, aber auch Abenteuerlust waren wichtige Beweggründe für die Auswanderung. Die Ausstellung beleuchtet mit über 100 Exponaten und zahlreichen Bildmotiven die Geschichte der Auswanderer aus Westfalen und dem Ruhrgebiet. Sie zeigt die Reisewege und das Leben und Wirken der Auswanderer in Nordamerika und stellt ausgewählte Biografien vor…

Über 300.000 Menschen verließen von 1800 bis 1914 Westfalen, um in den Vereinigten Staaten ein neues Leben zu beginnen. In ihrer alten Heimat hatten sie keine wirtschaftliche Perspektive. Als nachgeborene Söhne und Töchter waren sie vom Erbe ausgeschlossen. Im ländlichen Westfalen gab es für sie keine Arbeitsplätze und keine Chance auf einen beruflichen Aufstieg. Doch diejenigen, die sich zu einer Auswanderung entschlossen, gingen ein hohes Risiko ein. Sie wussten zwar aus Briefen von anderen Emigranten, dass sie in den USA eigenes Land erwerben und Arbeit finden konnten. Die Überfahrt kostete jedoch viel Geld und nicht allen gelang es, sich in der neuen Heimat eine erfolgreiche Karriere aufzubauen. Die Ausstellung veranschaulicht mit über 100 Exponaten, Bildern und Stichen die 200-jährige Geschichte dieser Auswanderungsbewegung.

Fluchtursachen

Das Gebiet des heutigen Westfalen-Lippe war im 19. Jahrhundert wirtschaftlich sehr unterschiedlich entwickelt. Industriebetriebe gründeten sich erst mit dem Anschluss an die Eisenbahn. Und so blieben die ländlichen Regionen Westfalens, in denen die meisten Menschen vom Ackerbau lebten, von dieser Entwicklung noch lange ausgeschlossen.

Hinzu kam, dass nach dem sogenannten Anerbenrecht in Westfalen – je nach Region – immer der älteste oder der jüngste Sohn eines Landbesitzers den gesamten Besitz erbte. Die jüngeren oder älteren Geschwister waren von der Erbfolge ausgeschlossen. Sie hatten nur durch Heirat die Perspektive, selbst Landbesitzer zu werden. Die einzige Alternative stellte ein Leben als recht- und besitzlose Knechte und Mägde auf dem Hof ihres Bruders dar. So reizte zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Menschen die Aussicht, durch eine Auswanderung nach Amerika eigenes Land erwerben zu können.

Aber auch politische Gründe bewegten die Menschen dazu, ihre deutsche Heimat zu verlassen. Die wohl prominenteste Gruppe dieser politischen Auswanderer waren die Anhänger der revolutionären Bewegung 1848 – die sogenannten 1848er –, deren Wunsch nach Freiheit, Gleichheit und politischer Mitbestimmung auch das Leben der Deutschen in den USA prägten.

Agenten vermittelten den Ausreisewilligen die Schiffsfahrkarten für die Überfahrt in die USA. Die Reise begann meist in den beiden großen deutschen Auswandererhäfen in Bremerhaven und Hamburg. Die meisten deutschen Auswanderer hielten bereits Kontakt zu Menschen aus ihrem Dorf oder zu Verwandten, die schon in den USA lebten. Da Klima und Landschaft denen in der Heimat sehr ähnlich waren, siedelten sich meistens Westfalen im Mittleren Westen in den Staaten Wisconsin und Ohio an. Fast eine Millionen Deutsche fanden hier eine neue Heimat.

Deutsche in der Neuen Welt

Der Bundesstaat Indiana mit seiner Hauptstadt Indianapolis wurde zum Zentrum der deutschen Kulturschaffenden und des deutschen Wirtschaftslebens. Eine der herausragenden Persönlichkeiten war Clemens Vonnegut aus Münster, der es mit einem Haushalts- und Eisenwarenhandel in kurzer Zeit zu Reichtum brachte.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatten über acht Millionen Menschen in den USA deutsche Vorfahren. Sie lebten als Farmer in den nördlichen Staaten des Mittleren Westens, waren aktiv im Wirtschaftsleben, in der Kultur und in der Politik der Vereinigten Staaten.

Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg veränderte sich schließlich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen. Viele Familiennamen wurden amerikanisiert, deutsche Zeitungen, Reklametafeln und Bräuche verschwanden aus der Öffentlichkeit.

Noch heute sind die USA ein Auswanderungsziel für viele Deutsche, die im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ein neues Glück, eine wirtschaftliche Perspektive oder einfach nur Freiheit und Abenteuer suchten

14.12.2019 – 28.6.2020

Vom Streben nach Glück – 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika

Zur Website der Ausstellung [1]

Begleitprogramm zur Ausstellung

Ab dem 15. Dezember findet jeden Sonntag um 16.15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt. Bezahlt werden muss nur der reguläre Eintritt plus 2 Euro.

Außerdem stehen Filmabende und Vorträge auf dem Programm:

Di, 14.1.2020 | 20 Uhr
„Fremd bin ich eingezogen…“ – Vortrag von Stadtarchivar Thomas Weiß, Hattingen. Eintritt frei

Mi, 8.1. | 19 Uhr
Filmabend: Titanic (USA/1997, FSK 12), Eintritt frei

Mi, 19.2. | 19 Uhr
Filmabend: Heaven’s Gate (USA/1980, FSK 16), Eintritt frei

Mi, 11.3. | 19 Uhr
Filmabend: West Side Story (USA/1961, FSK 12), Eintritt frei

Sa, 21.3. | 15 Uhr
Demokratie leben – Gemeinsame Demokratiekonferenz, Eintritt frei

Mi, 15.4. | 19 Uhr
Dokumentarfilm: Exodus – Der weite Weg (D/2018, FSK 0), Eintritt frei

Mi, 6.5. | 19 Uhr
Doku-Reihe: Vom Pionier zum Millionär. Die fünfteilige Dokumentationsreihe erzählt die Geschichten von deutschen Unternehmern in Amerika, u.a. William Edward Boeing, Eintritt frei

Mi, 20.5. | 19 Uhr
Filmabend: Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht (D/2013, FSK 6), Eintritt frei

Mi, 10.6. | 19 Uhr
Filmabend: Hotel New Hampshire (USA/UK/CDN 1984, FSK 16)