Essen: Heft 2/2019 des „Forum Geschichtskultur Ruhr“ erschienen

Die neue Ausgabe der Zeitschrift „Forum Geschichtskultur Ruhr“ ist erschienen und befasst sich mit dem Schwerpunkt „Zuwanderung und politische Kultur im Ruhrgebiet“. Der Mythos vom „Schmelztiegel Ruhrgebiet“, wonach „das Ruhrgebiet vielfältige Zuwanderungen gewissermaßen aufgesaugt hat und aus diesen Zuwanderungen eine liebenswert offene und ,bunte‘ Region und Kulturlandschaft“ (C. Seidel, S. 11) entstanden ist, bröckelt derzeit – nicht zuletzt bedingt durch die auch an Rhein und Ruhr seit 2017 nicht unerheblichen Wahlerfolge der fremdenfeindlichen Alternative für Deutschland (AfD)…

Unbestreitbar handelte es sich um eine erhebliche Integrationsleistung des „Melting Pot“ Ruhrgebiet, seit Mitte des 19. Jahrhunderts zahlenmäßig bedeutsame unterschiedliche Migrationsbewegungen (s. den Beitrag von C. Nonn) zwar nicht konfliktfrei aber zumeist erfolgreich gesellschaftlich und kulturell einzubeziehen. Hatte dies wesentlich mit den industriellen Konstitutionsbedingungen des Wirtschafts- und Arbeitsraums Ruhrgebiet zu tun, so greifen die traditionellen, vorwiegend an großbetriebliche Arbeit gebundenen Integrationsfaktoren im Strukturwandel der Region gegenwärtig nur noch bedingt, worauf S. Demiriz und S. Goch in ihrem Beitrag hinweisen.

Neben einer Zuwanderung, die aufgrund von konjunkturellem Arbeitskräftebedarf erfolgte, gab es Migrationsbewegungen deren Hintergründe u. a. kriegsbedingte Zwangsarbeit (C. Seidel), Flucht und Vertreibung (D. Kift) oder Aussiedlung waren. Hier stellen sich Fragen des Umgangs mit ausgegrenzten, häufig diskriminierten Bevölkerungsgruppen, deren „Zuwanderung“ nicht einfach in der Integrationsperspektive zu diskutieren ist. Vielmehr ist mit der historischen Erarbeitung von gesellschaftlichem Unrecht eine komplexe demokratische Erinnerungskultur zur Integrationsgeschichte zu befördern, die auch im Gegensatz zum aktuellen populistischen Fremdenhass einen Beitrag für eine offene partizipative Zivilgesellschaft leistet.
Nicht unerwähnt bleiben soll der Beitrag zu den „Gastarbeiterinnen“ im Ruhrgebiet, mit dem A. Finzi und A. Mazzara ein bislang noch wenig beachtetes Feld der Ruhrgebietsgeschichte eindrucksvoll in den Blick nehmen.

Den Schwerpunkt des letzten Heftes zur „Moderne im Ruhrgebiet der 1920er Jahre“ finden Sie sowohl in den Veranstaltungen als auch in den historischen Ausstellungen weiterhin als wichtigen thematischen Bezug im auslaufenden Jahr repräsentiert. Besonderes Interesse verdient die Ausstellung „Pest!“, die sich mit den dramatischen gesellschaftlichen Folgen dieser Krankheit über alle Epochen rund um den Globus befasst. Sie ist seit September im LWL-Museum für Archäologie Herne zu sehen.

Angezeigt werden die Bücher „Die Stadt der Städte. Das Ruhrgebiet und seine Umbrüche“ sowie „Zeit-Räume Ruhr. Erinnerungsorte des Ruhrgebiets“, die den Umgang mit der Geschichte des Ruhrgebiets neu fundieren und zur Lektüre anempfohlen seien.
(Franz-Josef Jelich)

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