Industriekultur

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Museen & Ausstellungen

Mülheim an der Ruhr: Ausstellung „Heinrich Siepmann. Gemälde“ bis 15. April 2018

Siepmann
Nach Gruppenausstellungen in vielen RuhrKunstMuseen liegt nun der Fokus auf dem Werk von Heinrich Siepmann, der zu den Mitbegründern des Jungen Westen gehörte. Das Kunstmuseum Mülheim zeigt nach eigenen Angaben seit dem 28. Januar verschiedene Werkphasen des Künstlers und beschließt die Ausstellungsfolge der zwanzig RuhrKunstMuseen zum 70. Jubiläum…

Künstlergruppe Junger Westen
Der 1904 in Mülheim an der Ruhr geborene und 2002 verstorbene Siepmann war der älteste Künstler der Gruppe und 1947, zum Zeitpunkt der Gründung, noch weitgehend unbekannt. Nach Studien an der Folkwang-Schule in Essen, Kopier-Aufträgen in den Museen in München und Kassel und einem 1938 begonnenen Studium an der Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg unterbrach der Kriegsdienst seine künstlerische Entwicklung.

Stillleben
Nach 1945 widmete sich Siepmann zunächst dem Stillleben, das neben dem Fensterbild zeittypisch wurde für die Kunst der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen der Abstraktion erfolgte im Kreis der jungen Westler. So arbeitete die Gruppe, wie sich Hans Werdehausen rückblickend erinnerte, „wie eine Akademie auf freier Basis.“ Gemeinsam vollzogen die Künstler die Mittel und Wege der Abstraktion nach und diskutierten mit Theoretikern, Museumsleuten und Kritikern.

Übergang
In den Übergängen von gegenständlichen zu abstrakten, von konstruktiven zu informellen Bildfindungen steht Siepmanns Werk beispielhaft für die westliche Variante der Nachkriegsmoderne. Galt es doch, nach dem Ende des Krieges und des NS-Systems Anschluss zu finden an die Errungenschaften der Moderne und an die Kunst der Gegenwart.

Aus Industrie und Technik
Anregungen boten die konstruktiven Formen aus der Welt von Industrie und Technik, um zu einem zeitgemäßen Bild der gegenwärtigen Wirklichkeit zu gelangen. Nach Industriebildern und geometrischen Konstruktionen, für die beispielhaft das Gemälde Eisen und Stahl von 1953 steht, suchte sich Siepmann aus dem Kanon festgelegter geometrischer Formen zu lösen. Unter dem Einfluss des Informel fand er zu freieren Gestaltungsformen, zu Strukturen, Rhythmen und Reihungen; auch die Farbe sowie das Spiel mit Licht und Schatten gewannen an Bedeutung. Das ständige Überprüfen und Reflektieren des Erreichten gehörte für ihn zum Arbeitsprozess dazu: „Wer das Malen immer wieder neu überdenkt, wird gesicherte Positionen überprüfen müssen. Impulse kommen in der Infragestellung des Erworbenen, im Wagnis und Experiment.“

Erst im hohen Alter, viele Jahre nach der Auflösung der Gruppe im Jahr 1962, fand der Künstler zu jenen reduzierten, ausbalancierten Konstruktionen, mit denen er sich der konkreten Kunst annäherte.

Mit Werken aus der Sammlung des Mülheimer Kunstmuseums, Leihgaben aus der Sammlung Ströher, Darmstadt, sowie dem Nachlass Siepmann konzentriert sich die Ausstellung auf Gemälde, die Siepmanns experimentelle Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Abstraktion erkennen lassen. Im hinteren Ausstellungsraum nehmen die subtil ausbalancierten, konstruktiv-konkreten Werke der 1980er- und 1990er-Jahre als Ausblick einen eigenen kleineren Bereich ein, ergänzt um Evelyn Serwotkes Fotografien des hoch betagten Künstlers in seinem Atelier.

Ausstellung: Heinrich Siepmann vom 28. Januar bis zum 15. April 2018 im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Synagogenplatz 1
45468 Mülheim an der Ruhr
Fon +49 (0)208.4554138
Öffnungszeiten
Di bis So 11 – 18 Uhr

Abbildung: Kunstmuseum Mülheim-Ruhr: Komposition IV, 1954