- Industriekultur - https://industrie-kultur.de -

Trier/Hamburg/Pittsburgh: 200 Jahre Karl Marx

OLYMPUS DIGITAL CAMERA [1]

Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Sofort kommt einem das endlos reproduzierte Bild vom graubärtigen, verklärten und weisen alten Mann in den Sinn. Aber so einfach lässt sich Marx‘ Bild nicht einfangen. Das Bicentennial ist weltweit Anlass, Person, Werk und Nachwirken erneut zu untersuchen und darzustellen…

Spielfilm „Der junge Karl Marx“, 2017

Was liegt näher, als dem Graubart einen jungen, ungeduldigen Intellektuellen gegenüberzustellen? Dies versuchte bereits 2017 der Film „Der junge Marx“ – allerdings mit gemischter Resonanz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_junge_Karl_Marx [2]

Hamburg: Karl Marx. Das Kapital (6. 9. 2017 – 5. 5. 2018, verlängert!)

Der Auseinandersetzung mit seinem umfangreichsten und wohl auch bedeutendsten Werk ist eine Ausstellung gewidmet, die seit Anfang September 2017 im Museum der Arbeit in Hamburg geöffnet hat. Die von der Berliner Agentur „Die Exponauten“ entwickelte Schau bietet mit einem gezielt für ein jüngeres Publikum gedachten Programm Anregungen zum Nach- und Weiterdenken auch über die Gegenwart. Dazu gehört ein umfangreiches Beiprogramm.

Das Museum schreibt dazu: „Das Kapital“ von Karl Marx ist ein Klassiker der politischen Ideengeschichte und das bekannteste Wirtschaftsbuch in deutscher Sprache. Der erste Band der „Kritik der politischen Ökonomie“, so der Untertitel, erschien 1867 in Hamburg, im Verlag von Otto Meissner. Dauerte es damals ganze vier Jahre, bis die ersten 1.000 Exemplare verkauft waren, so zählt das Werk heute neben der Bibel zu den auflagenstärksten Büchern der Welt – und gewiss zu den einflussreichsten und umstrittensten.

Das Museum der Arbeit nimmt das 150-jährige Jubiläum der Erstveröffentlichung in Hamburg zum Anlass einer spannenden und kontroversen Ausstellung zur Geschichte und Aktualität von Karl Marx‘ „Das Kapital“. Sie spannt einen Bogen von der Zeit der Entstehung des Werks im 19. Jahrhundert über die widersprüchliche Rezeption im 20. Jahrhundert bis zu heutigen Fragen der Produktion und Verteilung von Reichtum und Armut. Ziel der Ausstellung ist es, zum Nachdenken über Aktualität und Grenzen dieses umkämpften Klassikers anzuregen – und zwar weder dogmatisch noch akademisch, sondern assoziativ und partizipativ.

Marx kam es darauf an, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern. Deshalb fragt die Ausstellung auch danach, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Führt der Kapitalismus zu Freiheit und Wohlstand oder zu Unterdrückung, Ausbeutung und Krise? Wieso werden die Mechanismen des aktuellen Wirtschaftssystems so unterschiedlich bewertet? Und sind Alternativen wünschenswert und möglich? Die Ausstellung gibt der Diskussion solcher und ähnlicher Fragen breiten Raum und bindet die Meinungen und Positionen von Besuchern direkt ein.“

http://www.museum-der-arbeit.de/de/sonderausstellungen/das-kapital.htm [3]

Trier: Karl Marx 1818–1883 / Leben.Werk.Zeit. (5. 5. – 21. 10. 2018)

Im Geburtsort Trier wird anlässlich des Jubiläums eine auf zwei Orte verteilte Rheinland-pfälzische Landesausstellung zu sehen sein. Ausserdem wird am Vorabend des Geburtstages das Geburtshaus mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet.

O-Ton Trier: „Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Aus diesem Anlass widmet sich erstmals überhaupt eine kulturhistorische Ausstellung diesem bedeutenden Denker des 19. Jahrhunderts und beleuchtet sein Leben, seine wichtigsten Werke und das vielfältige Wirken in seiner Zeit. Getragen vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Trier wird die große Landesausstellung KARL MARX 1818 – 1883. LEBEN. WERK. ZEIT. vom 5. Mai bis 21. Oktober 2018 in gleich zwei Trierer Museen zu sehen sein, dem Rheinischen Landesmuseum Trier und dem Stadtmuseum Simeonstift Trier.
Zeitgleich werden in Partnerausstellungen im Museum Karl-Marx-Haus und im Museum am Dom die Wirkungsgeschichte sowie zeitgenössische Aspekte ergänzend beleuchtet.“

https://www.karl-marx-ausstellung.de/home.html [4]

Pittsburgh: Forever Young. Marx at 200 / Conference (28. – 30. 9. 2018)

Marx ist tot? Jenseits des großen Teichs wird in der historischen Stahlmetropole Pittsburgh Ende September 2018 ein Internationaler Kongress unter dem Titel „Forever Young? Marx at 200” stattfinden. In der Ankündigung heißt es:

“In 2018, Germany will celebrate the 200th anniversary of Karl Marx’s birth with more than 120 events, including a major exhibition spread across two museums in Trier (Marx’s birthplace): “Karl Marx 1818-1883 – Life, Work, Times” will reflect upon the cultural and societal context in which Marx wrote his books through 300 artworks and archival documents from the day. Other events include a new, permanent installation at the Karl Marx House, and a reading by Rolf Becker from the Communist Manifesto at the University of Bremen.

As these examples demonstrate, the interest in Marx remains strong today. While he did not think of himself as a “Marxist” and did not intend to develop a final socialist system, Marx did consider his theoretical reflections a contribution to the abolition of capitalism. Today, too, scholars, activists, political parties and NGOs all over the world build on Marxist ideas in their endeavor to create a changed, better, more reasonable and more humane society.

In order to celebrate Marx’ 200th birthday, the GDR and Socialisms Network seeks papers that engage with:

– Marx’s legacy in various historical periods – from his lifetime to the 20th century, including the Weimar, Third Reich, and the Cold War eras. How was he presented and interpreted by politicians, theorists, and artists alike? What roles did he serve in their work? Particularly encouraged are papers that engage with cultural representations of Marx, from theatrical and literary works to the visual arts, music, and film.

– Marx’s significance today – ten years after the global financial crisis, and two years after the resurgence of populism from Brexit and Trump to the more-recent AfD. After the seeming end of history, Marxist theory has experienced a resurgence in the work of David Harvey, Terry Eagleton, and Slavoj Zizek, among others, gaining a relevance few could have predicted after the collapse of State Socialism in Germany and Europe nearly three decades ago. Particularly encouraged are papers that address the relevance of Marx for radical perspectives of emancipation and liberation in today’s cultural and political contexts: What is the role of Marx and Marxism in a world characterized by globalization and neoliberalism? What insight can Marxism offer politics of migration and in endeavors to counter racism? Can Marx be of significance for communities such as the LGBTQ community or for feminists? Are there Marxist-inspired ecological movements? What can Marx teach us in the digital age of increasing alienation and commodification?

Sponsored by the GDR and Socialisms Network for the 42nd Annual Conference of the German Studies Association

The GDR and SOCIALISMS NETWORK is a vehicle for connecting the diversity of current scholarship on the GDR with a broader academic base that explores the impact and meanings of Socialism in all of its manifestations, from its beginnings in the 19th century to the present. Encouraging both speculative and empirical methodologies, the Network seeks to bring together scholars operating in all fields and time periods for a productive exchange that questions the world in which we live and the political machinations that created it.”

https://arthist.net/archive/17074 [5]

Abbildung/Copyright: Willi Sitte, Porträt Karl Marx, 2. Hälfte 20. Jahrhundert, Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland an das Stadtmuseum Simeonstift Trier.