Industriekultur

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Görlitz: Ausstellung „Achtung Zug! 175 Jahre Eisenbahn in Schlesien“ vom 2. September 2017 bis 2. September 2018

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2017 ist für die Geschichte der Eisenbahn in Schlesien ein bedeutsames Jahr, sind doch gleich mehrere Jubiläen zu feiern: 1842 fuhr die erste Eisenbahn in Schlesien von Breslau nach Ohlau, 1847 wurde Görlitz an das sich rasch entwickelnde Eisenbahnnetz zwischen Schlesien und Sachsen angeschlossen und 1917 der heutige große Bahnhof eingeweiht. Aus diesem Anlass zeigt das Schlesische Museum zu Görlitz eine Ausstellung, in der die rasche Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Schlesien und der damit verbundene Aufschwung in Industrie und Tourismus veranschaulicht werden…

Schnell war Schlesiens Bahnverbindung nach Berlin, Wien und Warschau hergestellt. Besonders im oberschlesischen Bergbau- und Hüttenrevier expandierte der Schienenverkehr. Wichtig waren aber auch die zahlreichen Nebenstrecken und Privatbahnen, die insbesondere im Riesengebirge und in der Grafschaft Glatz unter schwierigsten topografischen Bedingungen entstanden. Ihre Bedeutung für die Industrie, aber auch für den Tourismus, kann am Beispiel der „Zackenbahn“ von Hirschberg nach Polaun in Böhmen aufgezeigt werden.

Für Görlitz spielt die Eisenbahn bis heute eine elementare wirtschaftliche Rolle, da sich hier nach 1847 eine umfangreiche Waggonbauindustrie ansiedelte, in der zahlreiche technische Innovationen entwickelt wurden. So entstand hier u.a. in den 1930er Jahren der Schnelltriebwagen der „Fliegende Hamburger“. Die Ausstellung dokumentiert auch den Werdegang des Waggonbaus in Niesky, der heute europaweit eine Spitzenposition in der Güterwagenherstellung einnimmt, oder des Reichsbahn-Ausbesserungswerkes Lauban, das noch bis zum Jahr 2000 als polnisches Unternehmen fortexistierte.

Vor allem werden in der Ausstellung die beiden Jubiläen der Görlitzer Bahnhöfe gewürdigt. Ein eigens hergestelltes Modell zeigt den ersten Bahnhof von 1847. Das zentrale Ausstellungsobjekt aber ist ein 18 m langes und 2,5 m breites originalgetreues Architekturmodell (Maßstab 1:87) der Görlitzer Bahnhofsanlage im Zustand von 1917. Es ist erstmals in voller Größe zu sehen. Zahlreiche Fotos und Dokumente erläutern die Geschichte der Görlitzer Bahnhöfe von 1847 bis heute.

Architekturmodell von der Görlitzer Bahnhofsanlage ist erstmals vollständig in der Sonderausstellung „Achtung Zug!“ zu sehen

Seit 2003 arbeitet der gebürtige Görlitzer Ingo Wobst an dem Modell im Maßstab 1:87. Es reicht vom Neiße-Viadukt, führt über den Hauptbahnhof und endet kurz vor dem Brautwiesentunnel. Nun ist es in der Ausstellung „Achtung Zug!“ erstmals in Gänze zu sehen. Mit einer Länge von 18 Metern erstreckt es sich durch den gesamten Ausstellungssaal. Allein der Abschnitt der Eisenbahnbrücke über die Neiße ist 5,50 Meter lang. Im Mittelpunkt steht das Bahnhofsgebäude, wie es im September 1917 eingeweiht wurde und heute noch in Nutzung ist.

Ingo Wobst legt großen Wert darauf, dass sein Modell in allen Details die bauliche Situation von vor 100 Jahren wiedergibt. Grundlage seiner Arbeit sind originale Baupläne, Lagepläne, Vermessungen an der vorhandenen Substanz und historische Fotos. Selbst die Innengestaltung der Gebäude entspricht den historischen Plänen, die der Modellbauer akribisch auswertet, umrechnet und maßstabgerecht nachzeichnet. Ihm ist es wichtig, dass sein Modell einen Eindruck von der Stadtgeschichte und vor allem auch von den Leistungen der Architekten, Bauleute und Eisenbahner vermittelt. Er plant, das Projekt noch östlich bis zum heute in Zgorzelec gelegenen Bahnhof Moys (Ujazd) und westlich bis zum Rangierbahnhof in Schlauroth zu erweitern.

In Anerkennung der Leistungen vergangener Generationen wünscht sich Ingo Wobst dieses Architekturmodell in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sowohl als erlebbares Stück Vergangenheit in klein als auch als verkehrstechnisches Anschauungsstück.

zur Website des Museums mit Angaben zum Rahmenprogramm

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