Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

Denkmalschutz & Abriss

Cheratte/Belgien: Teilabbruch der Zeche Hasard im Gange

Seit dem Beginn des Jahres 2017 erfolgt der Teilabbruch der Zeche Hasard in Cheratte bei Lüttich. Es sollen die auf dem nördlichen Gelände liegenden nicht denkmalgeschützten Gebäude mit dem Schacht 3 abgebrochen und das Gelände saniert werden. Die Tagesanlagen um den Schacht 1, der 1907 die Förderung aufnahm, sind denkmalgeschützt und sollen zukünftig saniert werden…

Auftraggeber und heutiger Besitzer der Zeche ist die SPI („l’agence de développement économique pour le province de Liège“), die das freigelegte Gelände einer neuen Bebauung zur Verfügung stellen will. Ein konkreter Bebauungsplan liegt noch nicht vor, wie die SPI mitteilt. Ein privater Partner (Investor) soll das Gelände entwickeln.

Die Zeche Hasard in Cheratte der „Société anonyme des Charbonnages du Hasard“ nahm 1907 mit dem Schacht 1 die Förderung auf. Den Förderturm kann man als Malakoffturm bezeichnen, obwohl er eine damals hochmoderne elektrische Turmförderanlage erhielt. Der Förderturm, die Waschkaue, die Lampenstube und die Maschinenhalle sind in einem einheitlichen neogotischen Stil errichtet worden. Später kamen noch die Schächte 2, 3 und 4 hinzu. Schacht 3 mit seinem markanten Förderturm, der später mit einer Flurfördermaschine versehen wurde, war der letzte Förderschacht der Grube. Die Zeche wurde 1977 als vorletzte Grube im Lütticher Revier stillgelegt. Nach der Stillegung wurden die Kohlenaufbereitung, die Brikettfabrik und der Schacht 2 abgebrochen. Die restlichen Anlagen entwickelten sich zu einem international bekannten Fotoobjekt. Die sehr gut von der Autobahn sichtbare Anlage ist ein Wahrzeichen der Bergbaugeschichte in der Region Lüttich. Oberhalb der Schachtanlage 1/2/3 liegt auf der Höhe der Schacht 4, ein kleiner Betonförderturm, der saniert wurde und nachts angestrahlt wird. (Edgar Bergstein)

PS
Das Tauziehen um den Abbruch des Förderturms Saint-Albert in Binche geht weiter: Die Abbruchgenehmigung wurde Anfang März 2017 zurückgezogen, wie unsere belgischen Kollegen berichten