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Wipperfürth: Pulverfabrikanten-Villa Ohl seit Anfang 2016 in Trägerschaft des Heimat- und Geschichtsvereins

Die Bergische Pulverindustrie war eine heute aus dem kollektiven Geschichtsgedächtnis fast verschwundene, aber bis ins 20. Jahrhundert hinein wichtige Industrie sowohl im Bergischen wie im Märkischen. In der zweihundert Jahre alten „Villa Ohl“ wird sie Ihnen präsentiert. In der Villa lebten Familienangehörige der Pulverfabrikanten Cramer und Buchholz. Diese bestimmten das Wirtschaftsgeschehen der Region, was dieser den Spitznamen „Das Königreich Buchholz“ einbrachte. Sogar Kaiser Wilhelm II. kehrte auf seiner Fahrt durch das Bergische Land am 16. Oktober 1913 hier ein…

Das Privatmuseum zeigt die gefährliche Arbeit in den Pulvermühlen und den Glanz und Verfall einer einst bedeutenden Industrie, die insbesondere rechts des Rheins weit verbreitet war. Im 19. Jahrhundert konzentrierte die preussische Verwaltung im Rheinland die Pulverindustrie auf das rechte Rheinufer, da französische Ansprüche auf das linksrheinische Gebiet es militärisch als ratsam erscheinen liessen, kriegswichtige Industrien so nicht der Gefahr einer französischen Besatzung auszusetzen. Umfangreiche Sprengstoffindustrie gab es deshalb auch im Raum Siegburg/Troisdorf und Leverkusen/Schlebusch. Nach dem Zweiten Weltkrieg drehte sich die Sitation um: Der Rhein galt nun als „natürliche“ Grenze im Falle eines sowjetischen Einfalls von Osten, und Einrichtungen wie die Regierungsbunker wurden im linksrheinischen Gebiet angelegt.

In einem gemeinschaftlichen Projekt zeigen der Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth (www.hgv-wipp.de [1] / www.hgv-wipp.de/news/news.htm [2]) und der Heimatkunde-Arbeitskreis Rönsahl weiterhin in der Villa Ohl alte und neue Bilder der Pulverfabrikantenhäuser der Region, die zum größten Teil aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert stammen. Bei den aktuellen Innenaufnahmen liegt der Schwerpunkt auf dem Eingangsbereich mit dem Treppenhaus, weil hier das Repräsentationsbedürfnis der Unternehmer besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Eine vergleichende Betrachtung veranschaulicht, wie die Bauherren einerseits miteinander konkurrierten und sich andererseits auch beeinflussten.