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Rostock: Schicksal der „Georg Büchner“ am seidenen Faden?

­Parallel setzen sie auf Unterstützung der Öffentlichkeit, wie die SVZ berichtet: Mit einem im ­Internet veröffentlichten Film wollten sie in einer Woche 100 000 Sympathiebekundungen sammeln – um Denkmalbehörden und Insolvenzverwalter zu beweisen, dass es in Belgien und Deutschland Begeisterung für ih­r Projekt gebe. Der Film zeige historische Aufnahmen aus der Zeit, in der die "Charlesville" auf der Route Belgien-Kongo fuhr, Bilder ihres aktuellen, maroden Zustands sowie Grafiken für die zukünftig geplante Nutzung im Museumshafen von Antwerpen. "Die Stadt bereitet eine Umfunktionierung und Wiederentwicklung der Trockendockinsel vor. Dock 1 liegt besonders gut, ist nicht mehr in Gebrauch und steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Es ist darum der perfekte Standort", erläuterte Tom de Wilde, Vorsitzender des Vereins Red de Charlesville, der von der Dachorganisation Watererfgoed Vlaanderen unterstützt werde. Die belgischen Schiffsliebhaber appellierten deshalb an die deutschen Denkmalbehörden: "Sie müssen die geplante Verschrottung verhindern und den Konkursverwalter auf seine Verantwortung hinweisen, das denkmalgeschützte Schiff instand zu halten, was nur möglich ist, wenn uns das Schiff übertragen wird", so de Wilde.

Der Insolvenzverwalter des ehemaligen Betreibervereins der "Büchner", Tobias Schulze, hatte nach Darstellung der Zeitung das Übernahmekonzept für unzureichend erklärt – nur einen Tag, nachdem die Belgier es vorgelegt hatten. Anschließend stellte er einen Antrag auf Aufhebung des Denkmalstatus, um das Schiff an einen Schrotthändler verkaufen zu können. Der steht schon in den Startlöchern: Die Argent Ventures Limited mit Sitz auf den Seychellen bietet für das Schiff 900 000 Euro, um es in Litauen abzuwracken. Sowohl Verschrottungsantrag als auch Übernahmekonzept lägen nun den Denkmalschutzbehörden der Stadt und des Landes vor, die sich aber noch nicht abschließend positioniert hätten.

Unterdessen mehrten sich die Zweifel am Insolvenzverfahren, so die Zeitung weiter. "Bei einer Versammlung am 20. April im Rathaus von Rostock sei deutlich geworden, dass der Konkursverwalter mehr an der Verschrottung als an der Rettung des Schiffs interessiert war. Zum Erstaunen der anderen Parteien verband er plötzlich zusätzliche Bedingungen mit dem Verkauf und teilte obendrein mit, dass er nur eine Woche Zeit gebe, um das Schiff zu kaufen", sagt de Wilde.

Die Rostocker Kommunalpolitikerin Dr. Sybille Bachmann (Rostocker Bund) habe, so die SVZ, darauf hingewiesen, dass in einem parallelen Fall, bei der Pleite des "Undine"-Betreibervereins, das Insolvenzverfahren wegen des Denkmalschutzes gar nicht eröffnet wurde. Bei der "Büchner" habe erst das Insolvenzverfahren die Chance eröffnet, teilweise unerfüllbare Forderungen zu stellen und mit dem Schiff Geld zu machen.

Aus Belgien erreicht die Industriekultur dazu folgender Brandbrief:

Hallo liebe Kollegen in Deutschland,

Ihre Hilfe ist uns wichtig.

Hier in Belgien versuchen wir die "Georg Büchner" (ex-"Charlesville")
zu retten und die Bemühungen des Denkmalamts Rostock zu unterstützen. Sonst wird das wertvolle Schiffsdenkmal verschrottet. Eile ist geboten, jede Stunde zählt!

Bitte, bitte, unterstützen Sie uns über Facebook (like it):

http://www.rettetdiegeorgbuchner.de/

Bitte geben Sie diese Informationen auch an andere Interessierten
weiter. Oder schreiben Sie an (oder Kontaktieren Sie per Email oder
Telefon) das betreffende Denkmalamt:

Landesamt für Kultur und Denkmalpflege
Herr Dr. -Ing. Michael Bednorz, 1. Direktor
Postfach 11 12 52
19011 Schwerin

Telefon: +49 385 588 79 100
E-Mail: m.bednorz@kulturerbe-mv.de

Vielen, vielen Dank,

Bruno De Corte
ehem. DAAD-Stipendiat
Mechelsesteenweg 219
2018 Antwerpen