Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

Vorträge & Tagungen

Augsburg: Heimliche Industriekultur-Hauptstadt Bayerns will Industrielles UNESCO-Welterbe werden

­Aus 13 Mitbewerbern wurde Augsburg nach eigenen Angaben von einer bayerischen Expertenkommission als Kandidat ausgewählt. „Neben Hochkarätern wie den Königsschlössern Ludwigs II., dem Nürnberger ­Gerichtssaal 600 sowie den alpinen und voralpinen Landschaften Werdenfelser Land, Ammergau, Staffelseegebiet und Murnauer Moos wurde der Augsburger Wasserwirtschaft von der bayerischen Expertenkommission Welterbeniveau attestiert“, sagte Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl.

Bisher seien die Themen Wasserwirtschaft und Industriekultur auf der aktuellen UNESCO-Weltkulturerbeliste unterrepräsentiert, so die Stadt auf ihrer Internetpräsenz. Die sei ein Grund dafür, dass die Chancen für Augsburg gut stünden. „Die historische Wasserwirtschaft ist einmalig weit und breit – darauf kann Augsburg stolz sein“, sagt Martin Kluger, Autor des Buches „Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg“, das eigens dafür verfasst wurde, und Ideengeber der Bewerbung. Mit seiner Kanallandschaft, den Monumentalbrunnen und Wasserkraftwerken besitze die Stadt beeindruckende Denkmäler der Wasserwirtschaft und Wasserkunst.

Was an Augsburgs Wasserwirtschaft welterbewürdig macht, sei vielfältig – zum Beispiel das Stauwehr am Lech oder das seit 1416 gewachsene Wasserwerk am Roten Tor mit drei Wassertürmen und zwei Brunnenmeisterhäusern. Von zentraler Bedeutung seien auch die drei Monumentalbrunnen, geschaffen von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries, im Herzen von Augsburg, zugleich Spitzenwerke der Spätrenaissance-Bildhauerkunst in Deutschland. Das Wasserwerk am Hochablass habe die erste moderne Trinkwasserversorgung in der Stadt ermöglicht, die 1879 begann. Das bis 1902 errichtete Wasserkraftwerk auf der Wolfzahnau gehöre zu den ältesten Wasserkraftwerken Bayerns.

Was Augsburg neben den Kanälen, Bauten und Brunnen zu einem "Archiv der Wasserwirtschaft" mache, sei zudem das nicht auf den ersten Blick Erkennbare. Dazu zählten die hydrotechnischen Modelle in der einzigartigen Modellkammer im Maximilianmuseum Augsburg, aber auch die wasserwirtschaftlichen Skizzen, Instruktionsgemälde, Handschriften und Drucke im Stadtarchiv Augsburg, in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg und in den Kunstsammlungen der Stadt. Sie verdeutlichten, warum die Augsburger Brunnenmeister mit ihrer ausgefeilten Technik in der Fließwasserversorgung europaweit Aufsehen erregten.

Der Kulturreferent der Stadt, Peter Grab, zeige sich deshalb optimistisch. „Wir besetzen ein Zukunftsthema, das auch in den nächsten Jahrhunderten wichtig sein wird — insofern haben wir durchaus Vorteile gegenüber anderen Interessenbekundungen.“

Unterstützung erhält die Bewerbung durch das bereits in zweiter Auflage erschienene Buch „Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg“. Zentrale Idee: Was kann über die Interessenbekundung hinaus getan werden? Durch diese Überlegung entstand nach eigenen Angaben die Idee, einen Wissensschatz zum Thema Wasserwirtschaft zu veröffentlichen. Es werde zu dem Thema bereits viel publiziert, jedoch alles sehr verstreut. Hier werde dieses Wissen gebündelt und dadurch einen Gesamtüberblick gegeben.

In den nächsten zwei Jahren werde, so die Stadt, die Interessenbekundung von Experten geprüft und danach entschieden, ob das Bewerbungsverfahren beginnen kann. Für das Bewerbungsverfahren müsse eine umfangreiche Bewerbungsschrift verfasst werden. Eine endgültige Entscheidung, ob Augsburgs Wasserwirtschaft UNESCO-Welterbe wird, werde dann voraussichtlich ab 2017 getroffen.

Internetseite der Stadt zur Interessensbekundung mit Dokumenten-Download 

Mitteilung des Tourismusamtes mit Download verschiedener Dokumente
 

Medienbericht I 

Medienbericht II

Das Buch zum Thema