Köln: Rheinbrücken müssen wegen Überlastung gesperrt werden

­Zählungen hatten zuvor ergeben, dass sich seit der Sperrung in Leverkusen der über die Mülheimer Brücke fließende Schwerlastverkehr verdreifacht hat. Auch weitere der in der Nachkriegszeit neu oder wieder auf-gebauten Kölner Rheinbrücken sind nur eingeschränkt nutzbar: Die Zoobrücke, Teil der „Stadtatobahn“, dürfen nur noch LKWs bis 30 t bei verringerter Geschwindigkeit passieren. Die innerstädtische Deutzer Brücke darf gar nur von Fahrzeugen bis 3,5 t genutzt werden. Sie und die benachbarte Zoobrücke sind zudem durch die seit Jahren andauernden U-Bahn-Bauarbeiten sowie Sanierungsarbeiten im Umfeld eingeschränkt. So bleibt inzwischen nur noch die Rodenkirchener Autobahnbrücke ohne Begrenzungen.

Wann sich die inzwischen auch den gesamten innerstädtischen Verkehr stark belastende Situation wieder entspannen könnte, bleibt ungewiss. Zunächst soll die Anfang der 1950er Jahre als Hängebrücke wiederaufgebaute Mülheimer Brücke ab 2015 generalüberholt werden, was zunächst weitere Einschränkungen bedeutet. Aber auch die anderen Brücken warten auf weitere Sanierungsarbeiten. Die Leverkusener Autobbahnbrücke, Kölns einzige Schrägseilbrücke, gilt als zu gering dimensioniert und soll möglichst bald völlig ersetzt werden. Sie untersteht als Teil des Autobahnnetzes direkt der Landesstraßenbauverwaltung. Für die Pflege und Sanierung der übrigen Brücken muss die Stadt Köln dagegen zunächst selbst aufkommen und erhält Fördermittel des Landes.

Während die Stadt, die sich vom linken Rheinufer auch dank der Brücken – insgesamt zwei Eisenbahn- und sechs Strassenbrücken, davon drei mit Strassenbahn-Gleiskörper – auf beide Rheinseiten ausgedehnt hat, die zunehmende Bedeutung der rechten Rheinseite betont, drohen die Brücken damit zum Nadelöhr zu werden. Auch eine Erweiterung der Eisenbahnbrücken wird diskutiert, obwohl die 1911 eingeweihte Hohenzollernbrücke inzwischen sechsgleisig ausgebaut ist. Die Zunahme des innerörtlichen Verkehrs – Kölns Einwohnerzahl soll in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen – wie auch die Zunahme des Bahn- und Autobahnverkehrs sowohl in Ost-West- wie in Nord-Süd-Richtung überfordert zunehmend die lokale und regionale Verkehrsinfrastruktur, die auch aufgrund der dichten Besiedlung kaum weiter ausgebaut werden kann.

Die Kölner Rheinbrücken sind aufgrund ihrer technischen Vielfalt und ästhetischen Bedeutung wichtige Denkmale im Stadtbild wie auch der Geschichte des Brückenbaus im allgemeinen. Ihre verbindende Funktion hält die Metropole Köln zusammen und symbolisiert zugleich die Weltoffenheit der Stadt als Verkehrs- und Durchgangsort. Um dieses Gleichgewicht zu erhalten, scheint nach verbreiteter Ansicht eine stärkere Nutzung anderer Transportwege, insbesondere der Eisenbahn und des Binnenschiffsverkehrs, der einzig sinnvolle Ausweg. Die kann aber, wie oft betont wird, weder die Stadt noch die Region alleine leisten, sondern hängt von Weichenstellungen auf nationaler, ja europäischer Ebene ab. Sonst droht der Stadt wie ihren Brücken auf absehbare Zeit der Kollaps.