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Dortmund/Essen: Industriedenkmalstiftung übergibt Planarchiv zur Kokerei Zollverein an Stiftung Zollverein

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Der Archivbestand mit Bau- und Betriebsakten der Kokerei Zollverein, bestehend aus etwa 880 Mappen in 300 Archivkartons und 960 Zeichenblättern, wurde nach eigenen Angaben am 10. Januar 2012 durch die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur [1] an die Stiftung Zollverein [2] überreicht. Der Historiker Axel Scheibe hat gemeinsam mit Hanns Gottfried Kuppe und weiteren Mitarbeitern der Stiftung Industriedenkmalpflege das Material zusammengetragen, archiviert und inventarisiert. Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für den Aktenbestand der Kokerei Zollverein. Durch einen Brand im Leitstand der Kokerei im April 2000 wurde das Originalmaterial so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass eine Restaurierung kaum mehr möglich war. Duplikate des Aktenmaterials, die sogenannten Zechenausfertigungen, befanden sich bis zum Jahre 1997 im Zentralarchiv der Bergbau AG Lippe auf der Zeche Hannibal II in Herne. Bedingt durch einen Umzug im Zusammenhang mit der Neugründung der DSK wurden auch die Materialien umgelagert. Ein Teil gelangte in den Besitz des Bergbaumuseums in Bochum, ein Teil wurde zunächst provisorisch auf der Zeche Zollverein eingelagert. Im Sommer des Jahres 2000 wurden diese Akten dann zur Kokerei Hansa gebracht und gingen in den Besitz der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur über, die zu jener Zeit Eigentümerin der Kokerei Zollverein war. Für die Inventarisierung wurden die Akten zunächst von schädigenden Fremdkörpern wie Büroklammern, Tesafilm oder Staub befreit und in säurefreie Mappen und Archivkartons verpackt. Es wurde eine Datenbank angelegt, in der man heute mit Schlagwörtern zu den unterschiedlichsten Themen suchen kann. So diente das Archiv der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur bereits in den vergangenen zehn Jahren häufig als Hilfestellung bei Bau- oder Sanierungsmaßnahmen, weil man auf Originalpläne oder Statiken zurückgreifen konnte, und so keine neuen Berechnungen beauftragen musste. Bei der Suche nach Plänen stieß Axel Scheibe sogar das ein oder andere Mal auf Lichtpausen von Zeichnungen des renommierten Architekten Fritz Schupp, der ja nicht nur für die Zeche Zollverein Schacht 12 verantwortlich zeichnete, sondern auch Ende der 1950er Jahre die Architektur der Kokerei Zollverein plante, die heute, zusammen mit der Zeche zum UNESCO-Welterbe zählt.
Mit viel Stolz und ein wenig Wehmut haben gestern Axel Scheibe und Hanns Gottfried Kuppe von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur den Archivbestand an die Mitarbeiter der Stiftung Zollverein überreicht. Nun ist das Archiv wieder an seinem ursprünglichen Bestimmungsort angekommen und kann mit seinen Zeichnungen und Plänen weiteren Bau- oder Sanierungsplanungen sowie einer wissenschaftlichen Erforschung der Kokerei dienlich sein.