Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

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Köln: Alte und neue Häfen im Focus

­ Vor allem die Flächen für den Containerumschlag werden knapp; im nördlich gelegenen Niehler Hafen, unsprünglich ein Industriehafen, sind dafür schon weite Flächen freigeräumt worden. Nun soll im Süden Entlastung geschaffen werden, so die HGK (Häfen und Güterverkehr Köln). Die Gegner argumentieren, dass auf der vorgesehenen Fläche, die einst als Deponie für Bodenaushub diente und somit künstlich entstand, sich ein wertvolles Biotop entwickelt habe, das zudem den Stadtteil Sürth von der Godorf-Wesselinger Industrie abschirme. Ob eine Mehrheit der Kölner Bevölkerung jedoch Interesse an diesem Thema, oder sogar Sympathie für diese Gegner hat, wird bezweifelt. Ebenfalls eine langjährige Diskussion wird über die Zukunft des Deutzer Hafens geführt. Während erhebliche Teile von Politik und Verwaltung hier das „Erfolgsmodell Rheinauhafen“ (wir berichteten) wiederholen will, sieht die Häfengesellschaft als Eigentümerin weiterhin erheblichen ökonomisch-logistischen Bedarf für den um 1910 gebauten rechtsrheinischen Industriehafen auf Höhe des Rheinauhafens. Unter anderem befinden sich hier Kölns einzige Großmühle, sowie mehrere Stahl- und Schrotthandelsunternehmen. Währenddessen werden immer wieder historische Bauten im Hafen abgebrochen. Der aus mehreren Unternehmen und ihren Anlagen zusammengewachsenen „Aurora“-Großmühle billigt die zuständige Fachbehörde zwar keinen Denkmalwert zu, geht aber davon aus, dass sie als prägendes städtebauliches Element in eine Neuplanung- und Nutzung einbezogen wird. Der Mülheimer Hafen, der als staatlicher Schutzhafen nicht direkt der Stadt bzw. ihrer Häfengesellschaft untersteht, war zwar in der Vergangenheit („Speer-Masterplan“) bereits Gegenstand von Neuplanungen, erscheint aber als Standort wichtiger Infrastruktur- und schiffahrtsbezogener Betriebe (Wasser- und Schiffahrtsamt, Kölner Schiffswerft Deutz, Tauchbetrieb) unverzichtbar und einer Neustrukturierung und Umnutzung deshalb zunächst nicht ausgeliefert. Die Nähe zum historisch bedeutenden Industrieareal an der Deutz-Mülheimer Strasse sowie die Existenz weiterer auch baulich interessanter Anlagen entlang der Hafenstrasse mit Ansätzen einer Umnutzung und erheblichem Potential könnten auch die weitere Entwicklung des Hafenareals beeinflussen. Nach Probeläufen im vergangenen Herbst auf Anregung der HGK werden nun von März bis Oktober 2011 an jedem ersten Freitag im Monat dreistündige, kommerzielle Hafenrundfahrten angeboten, bei denen insbesondere der Niehler Hafen besucht wird.

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Für Kölns wohl bedeutendstes schwimmendes stadthistorisches Denkmal, das 1938 erbaute Ratsschiff „MS Stadt Köln“, das von der HGK betreut wird, konnte bisher nicht, wie vom Rat der Stadt gewünscht, eine neue, tragfähige Nutzung gefunden werden. Die Sanierungskosten werden inzwischen nach Medienberichten auf 1 Mio Euro geschätzt. Statt eines Verkaufs in Ausland oder einer Nutzung als festliegendes Hotelschiff, heisst es weiter, favorisiere die Stadt die Übernahme durch einen gemeinnützigen Verein, der das Schiff, das seit drei Jahren im Niehler Hafen der Öffentlichkeit weitgehend verborgen ist, mit privaten Mitteln wieder in Betrieb nehmen soll.