Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

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Berlin: Auf dem Weg zum architektonischen Welterbe „Elektropolis“

­ Berlins Aufstieg zur Elektropolis, der modernen elektrifizierten Stadt, und zum wichtigsten Unternehmensstandort der deutschen Elektrizitätswirtschaft begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine besondere Bedeutung hatte die öffentliche Elektrizitätsversorgung, die sich von einer Studiengesellschaft zu einem der weltweit leistungsfähigsten Unternehmen entwickelte. Thorsten Dame untersucht in seiner wirtschafts- und architekturgeschichtlich fundierten Fallstudie die Unternehmensentwicklung und Baupolitik der Berliner Elektrizitätswerke. Er fragt nach den bestimmenden internen und externen Einflussfaktoren auf Entscheidungen des Unternehmens und stellt vor diesem Hintergrund die Aushandlungsprozesse zwischen privatwirtschaftlichen und kommunalen Zielvorstellungen dar. Deutlich zeigt die Untersuchung, dass auf die Bau- und Architekturpolitik nicht allein die Interessen einer "kleinen Akteurskonstellation" aus Unternehmer und Architekt einwirkten, die im Hinblick auf die Angestellten und Kunden an der Gestaltung der Bauten arbeiteten. Wirksam waren vor allem die Aushandlungen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ansprüche, die sich aus den Zielsetzungen des Unternehmens und der durch die Politik und die Verwaltung vertretenen öffentlichen Interessen ergaben. In diesem Zusammenhang ist die Unternehmensarchitektur als Teil der Community Relations zu verstehen, als Element eines Beziehungsgeflechtes von privaten, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Interessen, wie es heute von Warren Newman und Edmund Burke in den USA diskutiert wird.

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Thorsten Dame: Elektropolis Berlin. Die Energie der Großstadt. Bauprogramme und Aushandlungsprozesse zur öffentlichen Elektrizitätsversorgung in Berlin
Reihe: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Herausgegeben von Landesdenkmalamt Berlin, Beiheft 34
Gebr. Mann Verlag, Berlin ISBN-13: 978-3786126423, 611 Seiten

Über den Autor: Thorsten Dame studierte Architektur und Denkmalpflege in Berlin und war Fellow am Transatlantischen Graduiertenkolleg Berlin – New York. Seit 2005 ist er Dozent an der Technischen Universität Berlin und beschäftigt sich mit Erhaltungs- und Entwicklungsstrategien für städtische Räume und Bauten der Industrie.

Die „Elektropolis Berlin“ als mögliches Welterbe werden auch Thema des Schwerpunktheftes 3.2011 der Zeitschrift „Industriekultur“ sowie einer im Frühjahr 2012 in Berlin geplanten Tagung sein, an der auch das Deutsche TICCIH-Nationalkomitee beteiligt sein wird. 

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Schmuckdetail am Kraftwerk Berlin-Oberschöneweide