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Berlin: Vortrag „Über Stadttechnik im Städtebau Berlins II“ im Deutschen Technikmuseum

­ Ursachen für die zentrale Rolle der Stadttechnik sind sowohl ihre Komplexität als auch das entkoppelte Planungsgefüge zwischen Hoch- und Tiefbau, das dem „Befreiungsschlag“ einer neuen Generation Städtebauer Anfang des 20. Jhs. folgte. Sie löste sich von den Zwängen („Einheit von Straße und Kanal“), setzte sich nur noch für „aufgelockerte Stadtlandschaften“ ein. Befördert wurde diese Haltung dadurch, dass Berlin dank James Hobrecht mit großzügigen ­Abwassernetzen ausgestattet war. Der Mangel des 19. Jhs. ist behoben, um das „Untergründige“ kümmern sich fortan nicht mehr Baumeister und Architekten, sondern nur noch die Versorgungsunternehmen. So hält es Hans Scharoun mit seinem Kollektivplan aus dem Jahr 1946 für möglich, auf dem unterirdischen (strahlenförmigen) Grundriss der Netzbestände einen Neuaufbau der Stadt in einem rechtwinkligen Entwurfsmuster zu realisieren. Er und andere scheitern an der abgewählten Verpflichtung gegenüber den unterirdischen Vermögenswerten. Ob die von Hans Kollhoff im Jahr 1992 ohne hinreichende Beachtung des Technikuntergrunds entworfene Hochhauslandschaft um den Alexanderplatz inmitten eines aus drei Schichten von Räumen, Bahnen, großkalibrigen Kanälen und Leitungen bestehenden Gebietes jemals entstehen wird, hängt nur noch von der zukünftigen Finanzsituation der Stadt und der Investoren ab.

Der Vortrag in der Reihe „Praktiken und Potentiale von Bautechnikgeschichte“ mit dem VDI-Arbeitskreis Bautechnik (Ltr.: Dr.-Ing. Hilka Rogers) und dem Lehrstuhl für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung der BTU Cottbus (Ltr.: Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz) berichtet über diese, aber auch über gute Beispiele in der Absicht, den Dialog über die Fachgrenzen hinaus anzuregen.

Veranstaltungsort: Deutsches Technikmuseum [1], Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin, Vortragssaal

Verkehrsverbindungen: U-Bahnhof Gleisdreieck, U-Bahnhof Möckernbrücke ­