Industriekultur

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Wenden/Sauerland: Ausstellung „Kunst und Kultur im Montanwesen. Graphiken aus der Sammlung des Museums Wendener Hütte“

­ Montanwesen, so schreibt Museumsleiterin Monika Löcken dazu, meint Bergbau, Lagerstättenwesen, das Hüttenwesen im Bereich Metalle, Salze oder Erden sowie die Metallurgie. Diese wichtigen Gewerbezweige haben sich als kulturbildende Kräfte in Märchen, Sagen, Liedern und Bräuchen und natürlich auch in Kunstwerken niedergeschlagen. Die Ausstellt wirft Licht auf diese verschiedenen Kulturäußerungen, die entweder einzelne Bereiche des Montanwesens abbilden oder die Verarbeitungstechniken ansprechen. Sie sehen, dass es sich sowohl um Kunst aus dem kirchlichen als auch aus dem profanen Bereich handelt, um kunstgewerbliche Gegenstände, Ehrengaben, oder aber auch um Arbeitsgeräte und Graphiken. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Graphiken aus dem Bestand des Museums. Es handelt sich um Drucke, die aus der technologischen Literatur des 16. bis 19. Jahrhunderts stammen. Diese besondere Sammlung konnte über mehrere Jahre zusammen getragen werde. Zentrale Hilfestellung leistet dabei Herr Kreisdirektor a.D. Knut Friedrich Platz, der sich auf die Spuren der Graphiken setzte.

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Im Mittelalter dienten Abbildungen von Arbeitssituationen zunächst nur zur Illustration von Texten und erst im 15. Jahrhundert gewinnen Abbildungen technischer Vorgänge eine eigene Bedeutung. Eigenen Informationswert enthalten sie in Weltbeschreibungen wie zum Beispiel der „Chosmographia“ des Sebastian Münsters, die auch die Darstellung von Bergbau und Handwerk behandelten. Eine erste umfangreiche Schrift, in deren Mittelpunkt allein technische Vorgänge stehen, bilden die Veröffentlichungen des Georgius Agricola, der als der „Vater“ der technischen Literatur betrachtet werden kann. Eine zentrale Gruppe von technologischen Werken stellen aber auch die so genannten Ständebücher dar. Ein frühes Beispiel stellen die Holzschnitte des Jost Amman aus dem Jahre 1569 dar, die zusammen mit den Versen von Hans Sachs bereits detaillierte Einblicke in die handwerklichen Techniken geben. Der Verleger Christoph Weigel gibt etwa 100 Jahre später kurze Berufsbeschreibungen, die die Geschichte der Berufe und eine knappe Darstellung der Arbeitsvorgänge liefern. Vor allem wegen der Abbildungen und der sachlichen Prosatexte bilden Weigels Schriften für die Kameralisten seiner Zeit eine Art Handbuch, aus dem sie ihre Kenntnisse der Berufe und Handwerke entnehmen konnten. Im Gegensatz dazu stehen die moralisierenden Verse unter den Bildern. Sie stammen aus der Feder des Kapuziner-Predigers Ulrich Megerle, besser bekannt als Abraham a Sancta Clara. Die umfangreichste Veröffentlichung des 18. Jahrhunderts war die Enzyklopädie des französischen Aufklärers Denis Diderot, dessen Werk zum Vorbild der folgenden technischen Enzyklopädien in ganz Europa wurde. Denis Diderot (1713 – 1784) war ein französischer Schriftsteller und Aufklärer, der lange im Schatten von Voltaire und Rousseau stand und heute als einer der originellsten Köpfe der europäischen Aufklärung gilt. 1751 erschienen die beiden ersten Bände der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers („Enzyklopädie oder (alphabetisch) geordnetes Lexikon der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, von einer Autorengemeinschaft“). Die Ausstellung ist bis zum 21. August geöffnet. Mit Beginn der „Freiluftsaison“ am 3. April wird auch eine zweite Ausstellung zu sehen sein – die Fotoausstellung: „Eisenwelten – Potographien von Manfred Hamm“ in Übernahme aus der St. Antony-Hütte des Rheinischen Industriemuseums in Oberhausen (siehe Industriekultur-Meldung). Weitere Informationen hier