Berlin: 80 Jahre „Haus des Rundfunks“

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Eine fünfteilige Chronik über das "Haus des Rundfunks" in der Masurenallee ist Wolfgang Bauernfeinds Geschenk zu seinem Abschied vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Bis zum April 2009 war der 65-Jährige Leiter der Featureabteilung im rbb-"Kulturradio". Über Monate hat er Archive durchstöbert und Zeitzeugen befragt. Die Geschichte des Hauses an der Masurenallee ist auch die Geschichte des Radios in Deutschland.

In fünf einstündigen Hörfunkfeatures erinnerte Wolfgang Bauernfeind an die Gründerzeit des Rundfunks, erzählen von den Schicksalsjahren, als die Nazis an die Macht kommen und den Rundfunk für sich erobern. Rundfunk wird Volksrundfunk, die Reichsrundfunkgesellschaft wird dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt. Im Krieg müssen die Sprecher ihre Nachrichten in einem Bunker verlesen, der auf dem Gelände des Funkhauses gebaut wurde.

Das Gebäude bleibt unzerstört und gleich nach Kriegsende wird aus dem Haus des Rundfunks wieder gesendet. Am 13. Mai 1945 meldet sich das "Radio Berlin-Berliner Rundfunk" mit ersten Nachrichtensendungen zu Wort, die von der russischen Besatzungsmacht kontrolliert werden. Nach Gründung der DDR ist das staatliche Rundfunkkomitee für den Berliner Rundfunk zuständig. Von 1.600 Mitarbeitern im Berliner Rundfunk verlieren in mehreren Entlassungswellen über 1.000 Westberliner ihren Arbeitsplatz in der Masurenallee. Sie werden durch junge Mitarbeiter aus dem Osten ersetzt. Es bleiben nur etwa 200 Musiker und Schauspieler Westberliner Herkunft übrig, für die so schnell kein Ersatz zu finden war. Da das Haus jedoch in der britischen Besatzungszone liegt, werden die Mitarbeiter im Juli 1952 gezwungen, das Funkhaus an der Masurenallee zu verlassen und nehmen den Sendebetrieb in Ost-Berlin, in der Nalepastraße von Berlin Schöneweide, auf. Das "Haus des Rundfunks" wird für die nächsten Jahre zum "Haus des Schweigens".

Am 1. Juni 1954 hören die Berliner wieder eine vertraute Stimme im Radio. Es ist die Stimme von Alfred Braun, der die erste Sendung des Sender Freies Berlin ansagt. Er ist auch der Gründungsintendant der neuen Anstalt. Nachdem die Sowjets das Haus des Rundfunks 1956 dem Senat von West-Berlin übergeben haben, kann das Gebäude wieder instand gesetzt werden. Im Dezember 1957 wird es zum zweiten Mal eingeweiht und dem Sender Freies Berlin übergeben.

Damit beginnt die Geschichte des Sender Freies Berlin, die 45 Jahre dauern sollte. Neue Programme werden entworfen, das erste Jugendprogramm der Bundesrepublik "sf-beat" entsteht, das "Echo am Morgen", die "Zeitpunkte", "Studio Drei". Aufbruch auf allen Wellen, bis in den 80er Jahren der private Rundfunk die Monopolstellung des öffentlichrechtlichen Rundfunks aufbricht. Zeit für Reformen und Beginn des Wettbewerbs um die Hörer.

"Wege zur Einheit" heißt der letzte Teil der Chronik, der die Zeit von 1989 bis heute beschreibt. Wieder einmal beginnt im Funkhaus an der Masurenallee eine neue Geschichte. Das Haus des Rundfunks wird zur Sendezentrale für die Ereignisse rund um den Mauerfall. Später treffen sich hier Rundfunkleute aus Ost und West und beraten über die Zukunft des Rundfunks in der nun wiedervereinigten Stadt. Der Rundfunk der DDR wird aufgelöst. In Potsdam entsteht ein neue Rundfunkanstalt, der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB). Der Sender Freies Berlin (SFB) wird Landesrundfunkanstalt für ganz Berlin. Am 1. Mai 2003 wird aus beiden Sendern schließlich der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), der sein Zuhause nun in Potsdam und in Berlin, unter anderen im Haus des Rundfunks hat.

http://www.bpb.de/themen/8D3PK4,0,0,Das_Haus_des_Rundfunks.html

Ein Buch Wolfgang Bauenfeinds zum gleichen Thema ist unter dem Titel "Tonspur" im Christoph Links Verlag erschienen.