Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

Vorträge & Tagungen

Bitterfeld-Wolfen: 100 Jahre Filmfabrik

­Im Jahr 2010 jährt sich die Betriebsaufnahme der Agfa Filmfabrik Wolfen zum 100. Mal. Innerhalb von weniger als 10 Jahren schaffte es das Werk, zum grössten Produzenten von Rohfilm Europas und zum zweitgrössten weltweit zu werden. Diesen Status behielt es bis Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. An dieses Jubiläum und an die wechselvolle Geschichte der Filmfabrik Wolfen erinnert das Industrie und Filmmuseum Wolfen von Juli bis Oktober 2010 in Zusammenarbeit mit vielen regionalen und überregionalen Partnern. Vom 19. bis 25. Juli 2010 findet in Wolfen eine Festwoche statt. Neben einer Buchpräsentation (s.u.) und einer Ausstellung zur 100jährigen Geschichte der Filmfabrik lädt das Industrie- und Filmmuseum Wolfen im Oktober zu einem Symposium ein. Für Sammler hat der Briefmarkensammlerverein Wolfen e.V. einen Sonderstempel herausgegeben. Weitere Informationen: Industrie- und Filmmuseum Wolfen http://www.ifm-wolfen.de Bitterfeld, Ortsteil Wolfen ChemiePark Areal A Bunsenstr. 4, 06766 Bitterfeld-Wolfen weitere Informationen unter 034 94 / 63 64 46 24

Neuerscheinung Die AGFA-ORWO-Story / Geschichte der Filmfabrik Wolfen und ihrer Nachfolger Autoren: Karlsch, Dr. Rainer / Wagner, Paul Werner, vbb Verlag

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In den Jahren 1909/1910 errichtete die Berliner Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (AGFA) in Wolfen eine Filmfabrik, die bereits ein Jahrzehnt später zur größten europäischen Fabrikationsstätte von kinematografischen Filmen aufstieg. Wolfen stand für technische Meisterleistungen: Hier wurden die erste vollsynthetische Faser der Welt produziert und ein universelles Farbfilmverfahren erfunden, das sich weltweit durchsetzte. Nach 1945 entwickelte sich um die AGFA-Warenzeichen ein deutsch-deutscher Wirtschaftskrimi, der erst 1964 mit dem Übergang zum Warenzeichen ORWO endete. Nach der deutschen Einheit erfüllte sich der Traum von der Rückkehr der AGFA an den Traditionsstandort nicht. Die digitale Revolution und die Globalisierung führten zum Aus für die konventionelle Fotografie und damit zum Ende der Farbfilmproduktion in Wolfen. Rechtsnachfolger der Filmfabrik wurde die Mitteldeutsche Entsorgungs- und Sanierungsgesellschaft (MDSE).

Der Name ORWO ist jedoch nach wie vor präsent. Mit der ORWO Net GmbH, Betreiberin eines digitalen Fotogroßlabors, und der FilmoTech GmbH nutzen zwei Unternehmen das ORWO-Warenzeichen. Sie symbolisieren damit die Transformation eines alten Industriestandorts.

 

Bereits 2009 erschien im Klartext-Verlag, Essen zum gleichen Thema: Silke Fengler: Entwickelt und fixiert: Zur Unternehmens- und Technikgeschichte der deutschen Fotoindustrie, dargestellt am Beispiel der Agfa AG Leverkusen und des VEB Filmfabr­ik Wolfen (1945-1995) Foto: Robert Jäschke/Uni Kassel, CC-Lizenz Fotodokumentation hier