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Duisburg: Historisches Arbeiterviertel weicht Grüngürtel – Abbrucharbeiten haben begonnen

Es handelt sich dabei nach Angaben der Stadt um Bereiche der Ortsteile Beeck, Bruckhausen und Marxloh. Die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen unter intensiver Beteiligung der Betroffenen und sonstiger Akteure wurde der EG DU Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH übertragen. Es werden Gesamtkosten von 71,9 Mio. EUR zur Durchführung der Gesamtmaßnahme geschätzt. Die Finanzierung erfolgt durch Zuwendungen der ThyssenKrupp Steel AG in Höhe von 35,9 Mio. EUR und Fördermittel des Landes/der Europäischen Union von 36 Mio ¤. Zwischen dem Werk und den Stadtteilen ist ein „Landschaftsbauwerk“ (Wall) geplant.­

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Die Mitfinanzierung des Projektes Grüngürtel Nord durch die ThyssenKrupp Steel AG stelle eine Novität in der Bundesrepublik Deutschland dar. Erstmals werde eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme durch ein privates Unternehmen wesentlich mitfinanziert. Diese Kofinanzierung ermögliche der Stadt Duisburg die Durchführung einer fachlich gebotenen, an den Grundlagen des Baugesetzbuches orientierten städtebaulichen Sanierungsmaßnahme auch in Zeiten "knapper Kassen“.

Der Westrand von Bruckhausen grenzt unmittelbar an das ehemalige Stammwerk der „Gewerkschaft Deutscher Kaiser“, dem zentralen Hütten- und Stahlwerk des Thyssen-Konzerns. Hier befindet sich auch die Kokerei Bruckhausen.

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Seit gut zehn Jahren werden, so teilte die Stadt weiter mit, Stadtteile mit komplexen Problemlagen – u. a. Marxloh, Bruckhausen und Beeck – durch Stadt, Land, Bund und Europäische Union unter dem aktuellen Thema Soziale Stadt gefördert. Ein integrierter Handlungsansatz soll die Lebensqualität und Perspektiven vor Ort verbessern. Die Entwicklung der ­Stadt Duisburg im Allgemeinen und insbesondere der Ortsteile ist Änderungen unterworfen: Die Bevölkerungszahlen gehen zurück. Viele Häuser in Marxloh und Bruckhausen stehen leer; die Nähe zur Produktion bringt immer noch Probleme – etwa beim Lärm – mit sich. Zwar haben sich die Umweltbedingungen in unmittelbarer Nähe des zweitgrößten Stahlwerks der Welt in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert, aber der Duisburger Wohnungsmarkt ist entspannt und die Menschen sind deutlich mobiler geworden – sie müssen nicht mehr wie früher direkt an ihrer Arbeitsstätte wohnen. Mit neuen Konzepten stellt sich die Stadt Duisburg auf diese Entwicklungen ein. Ziel ist es, durch integriertes Handeln und mit Beteiligung der Akteure sowie der Bewohnerinnen und Bewohner die Ortsteile weiter zu stabilisieren, die Lebensqualität und das Image zu verbessern und neue Qualitäten zu schaffen.

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Im Rahmen des Projektes wurde nach Angaben der Stadt eine umfassende Dokumentation des historischen Baubestandes im Sanierungsgebiet Duisburg-Bruckhausen durchgeführt. Hierfür wurden Akten, historische Fotos und Literatur ausgewertet aber auch vor Ort zahlreiche Fotos angefertigt. Besonders die gründerzeitliche Bausubstanz des Stadtquartiers, sowohl die städtebauliche Situation – Plätze und Gebäudefassaden – als auch die Innenausstattung ausgewählter Gebäude steht im Zentrum der Dokumentation.

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Knapp 50 Bauten wurden als Baudenkmale identifiziert; zahlreiche weitere Gebäude wurden als „erhaltenswerte Bausubstanz“ bezeichnet. Im Abschnitt Beeck wird auch ein Industriedenkmal dem Abbruch zum Opfer fallen: eine ehemalige Brotfabrik (Arnold-Overbeck-Strasse).

Im Jahre 2017 sollen der Rückbau und die Anlage des Grüngürtels abgeschlossen sein.

 

 

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 Weiterer Artikel vom Juli 2010